Schlesinger-Affäre RBB-Mitarbeiter wollen eigene Aufklärungs-Kommission gründen
Mitarbeiter des RBB wollen mit einer eigenen Kommission an der Aufklärung der Schlesinger-Affäre mitwirken. Diese soll verschiedene Aufgaben haben.
In der Affäre um die ehemalige RBB-Intendantin Patricia Schlesinger wollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Rundfunkanstalt selbst an der Aufklärung mitwirken und eine eigene Kommission gründen.
In einer Resolution, die im firmeneigenen Intranet steht und der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch vorlag, hieß es, die Beschäftigten würden in den nächsten Tagen Persönlichkeiten aus der Mitte der Belegschaft und von außen benennen.
Sie sollen demnach unabhängig aufklären, "wie die Missstände in der Geschäftsleitung über einen so langen Zeitraum toleriert werden konnten, wie allen hehren Unternehmenszielen zum Trotz eine Unternehmenskultur gedeihen konnte, in der selbst offenkundige Verfehlungen und fragwürdige Führungsentscheidungen hingenommen werden konnten." Sie sollen laufend an die Belegschaft berichten. Die Kommission soll auch Empfehlungen erarbeiten, wie künftig vergleichbare Vorgänge verhindert werden können.
Mitarbeiter fordern Mitspracherecht
Zudem verlangen Mitarbeiter des ARD-Senders Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) in der Resolution ein Mitspracherecht bei der Benennung einer Interims-Spitze und eines künftigen Intendanten. Das solle auch im RBB-Staatsvertrag festgehalten werden.
Edle Dinner und ein 16.000-Euro-Boden: Hier lesen Sie die Vorwürfe gegen Schlesinger im Überblick.
Zurzeit wird nach einem Interims-Intendanten gesucht. Namen sind offiziell nicht bekannt. Aktuell führt eigentlich Verwaltungsdirektor Hagen Brandstäter die Geschäfte, der wegen der Aufarbeitung der Krise um Vorwürfe der Vetternwirtschaft gegen Schlesinger ebenfalls in der Kritik steht. Weil Brandstäter krankgeschrieben ist, hat der dienstälteste Direktor - das ist Programmdirektor Jan Schulte-Kellinghaus - die Geschäfte übernommen. Der RBB-Redaktionsausschuss hatte vor Tagen den Rücktritt der gesamten Geschäftsleitung gefordert.
Umstrittene Beraterverträge
Schlesinger sieht sich seit Ende Juni durch Berichte vor allem des Online-Mediums "Business Insider" zahlreichen Vorwürfen ausgesetzt. Sie war seit Jahresbeginn ARD-Vorsitzende und seit 2016 RBB-Intendantin. Von beiden Ämtern trat sie zurück.
Im Zentrum des Skandals steht neben Schlesinger auch der zurückgetretene RBB-Verwaltungsratschef Wolf-Dieter Wolf. Beide wiesen die gegen sie gerichteten Vorwürfe zurück. Es geht unter anderem um umstrittene Beraterverträge für ein RBB-Bauprojekt, um Abstimmungen zwischen beiden zu Gehalt und Boni für Schlesinger. Und es geht um Aufträge für ihren Ehemann, den Ex-"Spiegel"-Journalisten Gerhard Spörl, bei der Messe Berlin - wo Wolf bis vor kurzem in Personalunion auch Chefaufseher war.
Transparenzhinweis
Schlesingers Ehemann Gerhard Spörl schreibt als Kolumnist auch für t-online.
- Nachrichtenagentur dpa