Bericht aus eigenem Haus 700.000-Euro-Deal: Schlesinger soll RBB-Manager abserviert haben
Erneut gibt es Vorwürfe gegen Patricia Schlesinger: Wegen ihr soll der RBB einem Manager eine hohe Geldsumme gezahlt haben – ohne, dass der Mann arbeitete.
In der RBB-Affäre rund um die abgetretene Intendantin Patricia Schlesinger gibt es laut einem Bericht aus dem eigenen Sender-Haus nun Fragen nach einer hohen Ruhestandszahlung an einen Medienmanager, die von Schlesinger selbst veranlasst worden war. Auch das Onlinemedium "Business Insider" berichtete über gleich mehrere Fälle von vermeintlich ausgeschiedenen Mitarbeitern, die aber weiterhin bezahlt wurden.
Das wegen des Schlesinger-Skandals eigens eingesetzte Rechercheteam berichtete am Freitag, dass der Sender seit vier Jahren einen Medienmanager bezahlt, der faktisch aber freigestellt ist. Bisher habe der RBB dem Mann bereits mehr als 300.000 Euro gezahlt, bis zu seinem offiziellen Ausscheiden am 31. August 2026 seien weitere 400.000 Euro offen.
Nach Informationen des Rechercheteams sind Schlesinger und die damalige Justiziarin des Senders und heute Juristische Direktorin, Susann Lange, für die großzügige "Vorruhestandsregelung" von gesamt also 700.000 Euro verantwortlich. Seit Sommer 2018 arbeitet der zum Vertragsabschluss 57-Jährige nicht mehr für den Sender im Justiziariat, obwohl er dort dem Bericht zufolge derzeit eine Planstelle besetzt und "sogar im Urlaubsplan" steht, wie es im RBB-Bericht heißt.
Justiziarin profitierte durch Manager-Aus
Gegenüber der RBB-Rechercheeinheit wollte Schlesingers Anwalt nicht erklären, wie es zu den fraglichen Ruhestandszahlungen kam: "Diese Vorgänge liefen über das Justiziariat Ihres eigenen Senders. Sie sitzen also an der Quelle." Und weiter: "Bitte sehen Sie in die Akten des RBB-Justiziariats. Frau Schlesinger hat darauf keinen Zugriff mehr."
Die RBB-Justiziarin Lange erklärte das Vorgehen dem Bericht zufolge damit, dass es keine andere Möglichkeit gegeben habe, den gut dotierten Mitarbeiter in den RBB einzugliedern – daher die "Vorruhestandsregelung" des Managers. Versehentlich habe Lange dem Sender-Team aber auch eine E-Mail weitergeleitet, aus der hervorgehen soll, dass es innerhalb des Justiziariats durchaus Bedenken gegen die Zahlungen an den früheren RBB-Manager gegeben haben soll.
Vom Abgang des Mannes könnte Lange selbst profitiert haben: Eine Woche nachdem der Manager sein Amt in einer Tochterfirma des Senders, RBB Media, niedergelegt hatte, ernannte Schlesinger Lange selbst zur zweiten Gesellschafterin der RBB Media – wodurch sie rund 2.000 Euro monatlichen Zuschlag zu ihrem bisherigen Sendergehalt erhielt.
RBB wusste über Langes Beziehung zu Deléglise
"Business Insider" ging auch auf die verbliebene Aufstellung der Geschäftsleitung ein, die nach dem Abgang Schlesingers wegen zahlreicher Vorwürfe nun verantwortlich ist für den Sender. Verwaltungsdirektor Hagen Brandstäter ist seit Kurzem geschäftsführender Intendant, seine Position als Verwaltungsdirektor hat Personalleiterin Sylvie Deléglise übernommen, die mit Abfindungsregeln zu tun gehabt haben soll – ebenso wie die Juristische Direktorin Lange.
Laut "Business Insider" sollen die beiden Frauen miteinander verheiratet sein. Der RBB betonte, dass die Beziehung der Leitung und den Gremienvorsitzenden bekannt gewesen sei. "Business Insider" berichtete zudem aus einer Betriebsversammlung, wonach Deléglise die Hochzeit mit Lange offengelegt haben soll, beide aber mittlerweile getrennt sein sollen.
Ein RBB-Sprecher sagte dem Onlinemedium zudem, dass Deléglise in ihrer früheren Funktion an der Ausarbeitung des Bonussystems beteiligt war. "Die Initiative dazu ging nicht von ihr, sondern vom Verwaltungsrat aus." Der Sender teilte der dpa mit, dass die Initiative konkret vom Verwaltungsratsvorsitzenden ausgegangen sei.
Wie geht es mit Schlesingers Vertrag weiter?
Nach der Abberufung von RBB-Intendantin Patricia Schlesinger tagt der Verwaltungsrat des öffentlich-rechtlichen Senders in Kürze zur konkreten Vertragsauflösung. Nach dpa-Informationen wird sich das Gremium am Montag (22. August) in Berlin treffen, um über die Beendigung des Dienstvertrags zu befinden.
Der Rundfunkrat des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB), der per Staatsvertrag einen Intendanten oder eine Intendantin wählen und auch vorzeitig abberufen kann, hatte mit seinem Votum am Montag die Vertragsauflösung in Gang gesetzt. Für die konkreten Details wie die Frage nach einer möglichen Abfindung ist das Kontrollgremium Verwaltungsrat zuständig.
- rbb24.de: "Wie Schlesinger einen Manager kaltstellte"
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa