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Präsidentschaftskandidat | Steffel startet Wahlkampf: Große Ziele und reden mit Ultras


Präsidentschaftskandidat
Steffel startet Wahlkampf: Große Ziele und reden mit Ultras

Von dpa
Aktualisiert am 16.06.2022Lesedauer: 3 Min.
Frank SteffelVergrößern des Bildes
Frank Steffel, Präsidentschaftskandidat bei Hertha BSC, spricht während einer Pressekonferenz. (Quelle: Andreas Gora/dpa/Archivbild/dpa-bilder)

Friedensgespräche mit den Ultras und internationale Ambitionen: Frank Steffel startet einen Tag nach Bekanntwerden seiner Kandidatur für den vakanten Präsidentenposten bei Hertha BSC mit großen Themen in den Wahlkampf. Die Sehnsucht des lange kriselnden Berliner Fußball-Bundesligisten nach dem Einzug ins internationale Geschäft, der auch von Investor Lars Windhorst propagiert wird, teilt der CDU-Politker.

"Der Begriff Big City Club ist für mich mittlerweile belastet. Aber die Berliner haben den Traum, dass in einer internationalen Stadt auch internationaler Sport angeboten wird, wie es bei Alba, den Eisbären, den Volleys oder unseren Füchsen der Fall ist. Warum soll das im Fußball nicht auch möglich sein?", sagte der vom Aufsichtsrat vorgeschlagene Kandidat Steffel am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Lokalrivale Union Berlin, der in der kommenden Saison in der Europa League spielt, erwähnte Steffel nicht.

Auf der Außerordentlichen Mitgliederversammlung von Hertha wird am 26. Juni im City Cube der Nachfolger des am 24. Mai zurückgetretenen Werner Gegenbauer gewählt. Als weitere Kandidaten haben sich bislang das langjährige Präsidiumsmitglied Ingmar Pering und der frühere Ultra und heutige Unternehmer Kay Bernstein positioniert. Die Wahl der Hertha-Mitglieder wird somit zur Richtungsentscheidung zwischen den Fraktionen des Vereins-Establishments und den Fan-Gruppierungen.

Um die Visionen des in den vergangenen beiden Jahren abstiegsbedrohten Hauptstadtvereins wahr werden zu lassen, will der seit 17 Jahren als Präsident des Handball-Bundesligisten Füchse Berlin amtierende Steffel den zerrütteten Club einen. "Wir müssen Ruhe in den Verein bekommen. Sportlicher Erfolg kommt nur, wenn im Verein Einigkeit herrscht. Bei den Füchsen streiten Bob Hanning, Stefan Kretzschmar und ich intern auch einmal, aber das gemeinsame Ziel und der sportliche Erfolg stehen über allem", sagte Steffel.

Während auf Funktionärsebene dem Vater von zwei Kindern der Weg geebnet wurde, muss Steffel an der Fan-Basis um Zustimmung kämpfen. In einer Rede im Bundestag 2017 stempelte der Unternehmer die Gruppierungen der bei der Hertha einflussreichen Ultras pauschal zu Gewalttätern ab, was ihm nach der nun erfolgten Kandidatur in den sozialen Netzwerken vorgehalten wird. "Ich habe 2017 bei meiner Rede über Gewalt in den Fußballstadien wohl zu wenig differenziert. Ich bin natürlich gerne bereit, dazuzulernen und biete den Ultras jedes Gespräch und meine Zusammenarbeit an", sagte Steffel.

Steffel will im Verein einen Teamspirit erzeugen, der den Club in den vergangenen Jahren nicht ausgezeichnet hat. Besonders in der letzten Saison fabrizierte der Club negative Schlagzeilen auch außerhalb des sportlichen Bereichs: Der Streit zwischen Präsidium und Investor Windhorst, stürmende Fans auf dem Trainingsgelände, Anhänger, die die Profis aufforderten, ihre Trikots auszuziehen. Auf den kommenden Präsidenten kommen heikle Aufgaben zu. Das Ziel von Steffel: "Ich möchte die Meinung von 42 000 Mitgliedern bündeln und sehe mich als Präsident der Mitglieder. Das war bei den Füchsen so und das wird bei Hertha so sein!"

Bob Hanning, Geschäftsführer der Füchse Berlin, sieht die Kandidatur zwiespältig. "Für uns wäre es ein Verlust, keine Frage. Da Frank aber nicht im operativen Geschäft beteiligt ist, würden wir das schon lösen können", sagte Hanning dem Fachmagazin "Kicker". Für Hertha wäre es aber eine Chance: "Er kann sowohl Fans vereinen als auch mit Investoren umgehen. Wenn ich den Umgang mit Gegenbauer sehe und den Umgang einzelner Leute danach mit Gegenbauer, muss ich sagen, ist mir mehrfach schlecht geworden. Da war genau die Sache: Warum in der Sache streiten, wenn es auch persönlich geht. Von daher glaube ich, dass Frank jemand ist, der wirklich vereinen kann. Man kann Hertha nur dazu gratulieren."

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