"Wähl Liebe"-Demonstration am Samstag "Ich merke, dass es Zeit ist, etwas zu tun"

In Aachen versammelten sich am Samstag rund 200 Menschen zu einer Demonstration für Vielfalt und Toleranz. Die Aktion war Teil der Kampagne "Wähl Liebe".
Rund 200 Menschen haben am Samstagmittag in Aachen bei Eiseskälte dafür demonstriert, bei der Bundestagswahl "Liebe" zu wählen. Die Rednerinnen und Redner betonten, dass man nicht den Hass wählen dürfe und auch keine Parteien, die auf Hetze und Spaltung der Gesellschaft setzen.
Aufgerufen zu der CSD-ähnlichen Veranstaltung hatte der Rainbow Aachen. Die Kaiserstadt war somit eine von vielen Städten, in denen sich die queere Community vor der Bundestagswahl am 15. Februar an der bundesweiten CSD-Kampagne "Wähl Liebe" beteiligte. Der lautstarke und bunte Demonstrationszug startete um fünf vor zwölf am Elisenbrunnen, wo nach einem Umzug durch die Stadt auch die Abschlusskundgebung stattfand.
Christine Kölb, Vorstandsmitglied von Rainbow Aachen, zeigte sich mit der im Vergleich zu anderen Veranstaltungen und den CSDs im Sommer geringeren Beteiligung von rund 200 Personen dennoch zufrieden. Ursprünglich sei die CSD-Kampagne "Wähl Liebe" für die großen Demonstrationen im Sommer geplant gewesen, sagte Kölb t-online. Wegen der vorgezogenen Bundestagswahl habe das Netzwerk der queeren Community kurzfristig dann bundesweit sozusagen Winter-CSDs organisiert. "Wir haben das sehr kurzfristig angekündigt und es sind dennoch rund 200 Menschen gekommen."
Die Kampagne soll auf queere Rechte aufmerksam machen
Mit der Kampagne "Wähl Liebe – Kreuze setzen statt Grenzen" wollte der Verein die Menschen auf die Rechte der queeren Community aufmerksam machen. Nach eigenen Angaben wolle man sie dafür gewinnen, bei der Wahl am 23. Februar demokratische Parteien zu wählen, die für Vielfalt, Toleranz und Gleichberechtigung stehen. Aktuell, so hieß es in der Einladung, sei die Stimmung gegen queere Menschen durch den Rechtsruck im Land rauer geworden.
Der offen homosexuell lebende Peter Weiland sagte t-online, er gehe auf die Straße, "weil ich für die Demokratie kämpfen will. Die Demokratie ist zur Zeit ziemlich schlecht hier in Deutschland", so der 52-Jährige. Die 69-jährige Gisela Vinbrüx, die unter anderem bei den "Omas gegen Rechts" engagiert ist, sagte t-online, sie sei lange nicht politisch sehr aktiv gewesen. "Aber jetzt merke ich, dass es Zeit ist, etwas zu tun. Deshalb bin ich bei vielen Demos dabei."
Bei der Abschlusskundgebung betonten mehrere Redner, dass die queere Community ihre hart erkämpften Rechte nicht einfach hergeben werde, wenn rechte Gruppierungen und Parteien diese wieder abbauen wollten. Man habe in letzter Zeit viel Solidarität aus der Gesellschaft erfahren und wolle sich mit dem Wahlaufruf "Wähl Liebe" nun auch solidarisch für die offene, liberale, tolerante und demokratische Gesellschaft einsetzen.
Die Stimmung, so betonte ein Redner beispielsweise, wende sich derzeit aber nicht nur gegen die queere Community. Das Thema Migration etwa dominiere und präge den Wahlkampf, habe aber vom Tonfall her mit Mitmenschlichkeit oft nichts mehr zu tun. Die Gesellschaft dürfe nicht weiter gespalten werden. Gerade die AfD wolle "unser Land um Jahrzehnte zurückdrehen", sagte der Redner.
- Reporter vor Ort
- waehl-liebe.de: Eine Kampagne der CSD Bewegung