"Man lässt uns verhungern" Café Zuflucht: Beratung für Geflüchtete warnt vor Aus
Das Café Zuflucht berät seit über 30 Jahren geflüchtete Menschen. Wegen ausbleibender Fördergelder schlägt die Vorsitzende Andrea Genten Alarm – es drohe das Aus.
Die Beratungsstellen für Geflüchtete in NRW haben in einer gemeinsamen Pressemitteilung des Flüchtlingsrates am Dienstag (4. Februar) vor dem Aus gewarnt. Hintergrund ist die nicht erfolgte Veröffentlichung einer neuen Förderrichtlinie durch das Land. Ohne diese könnten keine Anträge auf finanzielle Förderung beim Land gestellt werden. Nach Protesten gegen Kürzungen im Sozialetat hatte die Landesregierung Ende 2024 eine Fortsetzung der finanziellen Unterstützung zugesagt.
Andrea Genten ist Vorsitzende von Refugio e.V., dem Trägerverein des Café Zuflucht, einer Beratungsstelle für Geflüchtete in Aachen. Auf Anfrage von t-online sagt sie, dass sie so etwas bisher noch nicht erlebt habe. "Es ist schon Februar und es gibt immer noch keine Möglichkeit für uns, Anträge zu stellen", so Genten. Aus Erfahrung dauere es von Antragsstellung bis zur Ausschüttung der Fördermittel ein halbes Jahr. "Stand jetzt müssten wir uns bis Ende des Jahres vorfinanzieren, aber das können wir nicht. Wir haben Rücklagen bis Juni, dann haben wir kein Geld mehr", sagt sie.
Genten warnt vor "fürchterlichen Konsequenzen"
Man müsste somit Insolvenz anmelden – zudem würde Mitarbeitern, die teilweise seit 20 bis 30 Jahren dort arbeiten, die Kündigung drohen. Sie warnt vor "fürchterlichen Konsequenzen" für Geflüchtete. "Letztes Jahr haben wir 1.800 geflüchtete Menschen beraten, davon 300 unbegleitete Minderjährige", sagt sie. "Die stehen dann auf der Straße". Das könne "nicht im Sinne des Landes sein", so Genten.
Sie und die anderen Beratungsstellen in NRW fordern von der Landesregierung, dass die Förderrichtlinie umgehend veröffentlicht wird und man eine Abschlagszahlung als Soforthilfe erhält. "Es ist nicht unser Verschulden", sagt sie. "Das Ministerium argumentiert mit knappen Mitteln, stellt aber 300 Millionen für ein neues Abschiebegefängnis und 12,5 Millionen für die diskriminierende Bezahlkarte für Geflüchtete bereit".
Geflüchtete seien laut ihr "willkommene Sündenböcke", da sie kein Deutsch sprechen würden und nicht organisiert seien. Die aktuelle Lage besorgt sie. "Damit werden Integrationsbarrieren geschafft – das ist keine Politik, die Probleme löst", so Genten.
- Anfrage an Andrea Genten
- frnrw.de: Pressemitteilung vom 4. Februar