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"Sea Hunter": Ein Geisterschiff geht auf U-Boot-Jagd


Erste Tests der "Sea Hunter"
Ein Geisterschiff geht auf U-Boot-Jagd

Ulrich Weih

Aktualisiert am 03.05.2016Lesedauer: 3 Min.
Die "Sea Hunter" im Hafen: Der provisorische Führerstand wird nur während der Testfahrten verwendet.Vergrößern des Bildes
Die "Sea Hunter" im Hafen: Der provisorische Führerstand wird nur während der Testfahrten verwendet. (Quelle: ap-bilder)
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Wochenlang und tausende Seemeilen unterwegs - aber keine Menschenseele an Bord: Die US-Marine testet das erste komplett autonome Schiff. Auch wenn der Einsatzzweck der "Sea Hunter" lediglich das Aufspüren feindlicher U-Boote ist: Experten sprechen von einer Revolution für die Schifffahrt.

Bereits 2010 wurde das Projekt vorgestellt, die Schiffstaufe war jetzt im April. Auf den ersten offiziellen Testfahrten in kalifornischen Gewässern soll nun unter anderem überprüft werden, ob das Roboterschiff tatsächlich ohne menschliches Eingreifen Kollisionen mit anderen Schiffen zuverlässig vermeidet.

Den Feind aufspüren und nicht mehr entkommen lassen

Die Konstruktion hat zwei schmale Ausleger, ist 40 Meter lang und 147 Tonnen schwer. Ausgestattet ist die "Sea Hunter" mit einem Hochleistungs-Sonarsystem namens MS3. Damit lässt sich ein U-Boot bereits in einem Kilometer Entfernung entdecken.

Sind gleich mehrere dieser Aufklärungsschiffe gemeinsam im Einsatz, könnte es für die U-Boote feindlicher Streitkräfte in bestimmten Seegebieten eng werden. Denn jede sogenannte ACTUV ("Anit-Submarine Warefare Continous Trail Unmanned Vessel") hat nicht nur ein extrem feines Gehör, sondern ist dazu noch sehr schnell - und damit rasch in unterschiedlichste Regionen zu dirigieren.

Sehr schnell und sparsam unterwegs

Denn durch die Katamaran-ähnliche Form hat das kleine Aufklärungsschiff vergleichsweise wenig Wasserverdrängung. Das ermöglicht hohe Geschwindigkeiten bei niedrigem Treibstoffverbrauch.

Die beiden Dieselmotoren erlauben eine Höchstgeschwindigkeit von 27 Knoten - das sind rund 50 Kilometer pro Stunde. Damit ist die "Sea Hunter" schnell genug, um auch den modernsten U-Booten auf den Fersen zu bleiben.

Vorläufig bleibt es erst einmal nur bei der Ortung des Feinds, denn die "Sea Hunter" hat keine Waffensysteme an Bord. Sie sendet lediglich die Koordinaten eines entdeckten U-Boots an einen Zerstörer, der sich dann gezielt um das weitere Vorgehen kümmert.

Drohne ist vergleichsweise wirtschaftlich

Das Konzept hat mehrere Vorteile. Da der mitgeführte Treibstoff und die Akku-Energie lediglich für Antrieb und Elektronik verbraucht werden, sind sehr lange Einsatzzeiten möglich. Die "Sea Hunter" soll bis zu 90 Tage nonstop auf Fahrt gehen können.

Dazu kommen die relativ geringen Kosten: Das autonome Schiff wird voraussichtlich in der Anschaffung "nur" 20 Millionen Dollar (umgerechnet 17,5 Millionen Euro) kosten. Für einen Einsatztag sind dann wohl zwischen 15.000 und 20.000 Dollar fällig. Dagegen verschlingt ein Zerstörer mit kompletter Mannschaft etwa 700.000 Dollar pro Tag.

Als kleine, günstige Aufklärungsdrohne wird die "Sea Hunter" voraussichtlich gegen besonders leise und günstige Diesel-U-Boote zum Einsatz kommen. Davon hat beispielsweise der Iran zur Zeit 17 Exemplare, China offiziell sogar 53.

Darüber hinaus wäre es auch möglich unbemannte Klein-U-Boote aufzuspüren, wie sie schon jetzt von Drogenkurieren benutzt werden - oder in Zukunft bei militärischen Attacken eingesetzt werden könnten.

Ohne Waffen ist "Sea Hunter" schutzlos

Die "Sea Hunter" kann feindliche U-Boote nur aufspüren - darin liegt die große Schwäche des Konzepts: Gegen Angriffe von Schiffen, Flugzeugen oder Drohnen hat das Boot keine Chance. Der Gegner darf nicht bemerken, dass er entdeckt wurde. Sonst wird die "Sea Hunter" ganz schnell selbst zum Gejagten.

Es dürfte also nur eine Frage der Zeit sein, wann das US-Militär auch die Bewaffnung der "Sea Hunter" offiziell einräumt.

Ganz neu sind autonome Schiffe in der US-Armee übrigens nicht: Bereits seit einiger Zeit verfügt die Marine über kleine Schnellboote mit der sogenannten Caracas-Technik. Diese steuert das Boot und kann feindliche Ziele attackieren – ohne das Leben der eigenen Soldaten zu riskieren. Bislang werden die kleinen autonomen Boote lediglich zum Schutz großer Kriegsschiffe bei Kampfeinsätzen verwendet. Doch das muss keineswegs so bleiben.

Mit Material der Forschungsabteilung des US-Verteidigungsministeriums DARPA in Portland.

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