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Legendärer Schatz: Ihr Reichtum brachte den Tempelrittern die Vernichtung


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Schatz bis heute vermisst
Das brachte den Tempelrittern die Vernichtung

Von Angelika Franz

12.06.2022Lesedauer: 4 Min.
Tempelritter auf dem Scheiterhaufen: Ihr Schatz wird bis heute gesucht.Vergrößern des Bildes
Tempelritter auf dem Scheiterhaufen: Ihr Schatz wird bis heute gesucht. (Quelle: Prisma Archivo/dpa)
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Sie waren unermesslich reich und fielen der Habgier zum Opfer. Doch der legendäre Schatz der Tempelritter ist bis heute nicht gefunden worden. Dabei soll Gold nicht einmal das Kostbarste darin sein.

Die Arme Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels zu Jerusalem, besser bekannt als der Orden der Tempelritter, war tatsächlich alles andere als arm. Die Ritterschaft galt als so reich, dass der hoch verschuldete französische König Philipp IV., auch als der Schöne bezeichnet, sich im Herbst des Jahres 1307 mit Papst Clemens V. zusammentat, um den Orden aufzulösen und die Reichtümer untereinander aufzuteilen.

In einer detailliert geplanten Aktion schlugen am Freitag, dem 13. Oktober 1307, überall im Land die Häscher des Königs zu – und verhafteten fast die gesamte Führungsriege des Ordens. Zahlreiche Ritter landeten im Kerker, ihre Besitztümer gingen an Krone und Kurie über. Doch in keinem der Landgüter und in keiner der Burgen fanden Philipp und Clemens V., worauf sie in ihrer Habgier spekuliert hatten: den legendären Schatz der Templer.

Gold und Reliquien

Die Ordensritter waren derart reich, dass so ziemlich alles, was Rang und Namen hatte, bei ihnen in der Kreide stand. Nicht nur die französische Krone hatte mit geliehenem Templer-Geld ihre Kriegszüge finanziert, sondern ebenso die Herrscherhäuser Englands und Aragóns. Als einzige Institution der gesamten Christenheit durfte etwa der Templerorden Geld gegen Zinsen verleihen – was sonst weitgehend Juden vorbehalten war.

Die Reichtümer der Tempelritter bestanden zeitgenössischen Berichten zufolge zum Großteil aus Goldmünzen und goldenen Möbeln. Doch ihr wahrer Schatz war angeblich unbezahlbar: die vermeintliche Lanze, die ein römischer Soldat der Überlieferung nach Christus am Kreuz in die Rippen gestochen hatte, der Kelch, aus dem die Jünger beim letzten Abendmahl den Wein tranken, sowie die Bundeslade, in der das Volk Israel die Zehn Gebote durch die Wüste getragen haben soll.

Bereits während der Prozesse, die den Verhaftungen folgten, gestand ein gewisser Jean de Châlon, dass der ranghohe Templer Gérard de Villers entkommen und mit über 50 beladenen Pferden aus Paris zu 18 bereitliegenden Galeeren geflohen war, die daraufhin hastig in See gestochen seien. Verriet de Châlon damit die Wahrheit – oder legte er eine falsche Fährte?

In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg stieß der Gärtner und Schlosswart der Burg Gisors in der Normandie, Roger Lhomoy, dort angeblich auf eine verborgene Kapelle. 19 Särge und 30 Truhen will er dort gesehen haben und vermutete darin die letzte Ruhestätte der geflüchteten Templer und deren Schatz.

Wo ist er denn nun?

Doch die Gänge unter der Burg waren einsturzgefährdet. Ohne weitere Untersuchungen beorderte der Bürgermeister von Gisors deutsche Kriegsgefangene herbei, um die bröckeligen Schächte eilig zu verfüllen, bevor ein Erdrutsch Menschenleben kosten würde. 1963 dann nahm sich der Journalist Gérard de Sède der Sache an und veröffentlichte ein Buch über angebliche Hinweise, die zum Schatz unter der Burg führen sollten.

Diesmal ordnete der französische Kultusminister André Malraux eine Ausgrabung an – doch die Statik der Burg war in den vergangenen Jahren nicht besser geworden. Malraux musste die Grabung abbrechen lassen und erklärte die Burg Gisors zum militärischen Sperrgebiet.

Der wohl populärste Ort aber, an dem der Templerschatz vermutet wird, ist das kleine Dorf Rennes-le-Château rund 40 Kilometer südlich von Carcassone. In den 1950er Jahren kamen erstmals Gerüchte um den ehemaligen Dorfpfarrer Bérenger Saunière auf, der dort angeblich Ende des 19. Jahrhunderts bei einer Renovierung der Kirche geheime Dokumente entdeckt hatte, die ihn zum Schatz führten.

Vermutlich wäre Rennes-le-Château trotzdem auf ewig ein verschlafenes südfranzösisches Dorf geblieben – wenn die Literatur es nicht entdeckt hätte. Inspiriert vom zweiten Buch des Journalisten Gérard de Sède, in dem er die Burg-Gisors-These verwarf und stattdessen den Schatz in Rennes-le-Château vermutete, griffen erst Umberto Eco in seinem Roman "Das Foucaultsche Pendel" und später Dan Brown in seinem Buch "Sakrileg" das Motiv wieder auf.

Finanzhilfe für Schottland?

Seitdem hat das 93-Seelen-Dorf keine Ruhe mehr und wird von Horden von Schatzjägern heimgesucht. Dabei ist gar nicht gesagt, dass der Schatz – wenn es ihn denn gibt – überhaupt in Frankreich liegen muss. In den 1980er Jahren wandte sich die Aufmerksamkeit gen Schottland, zur Rosslyn-Kapelle in Midlothian.

Dort erinnert ein Stein in der Nordwestecke an Sir William Sinclair, der einst als Grand Prior der Tempelritter amtierte. Sein Nachfahre William Sinclair stiftete die Kapelle und ließ die Gebeine nach Rosslyn überführen. In Dan Browns Roman "Sakrileg" nutzten die Tempelritter die Kapelle ebenfalls als Versteck für die sterblichen Überreste von Maria Magdalena.

Ebenso gibt es jedoch Spekulationen, dass der Schatz zwar nach Schottland kam, aber schon kurze Zeit später aufgelöst wurde, um den schottischen König Robert the Bruce im Kampf gegen die Engländer zu unterstützen. Die legendäre Schlacht von Bannockburn im Jahr 1314, in der die Schotten die zahlenmäßig weit überlegenen Engländer vernichtend besiegten, sei etwa mit Templergeld finanziert gewesen.

Aber nicht einmal in Europa muss der Schatz verblieben sein. Denn noch hatte Christopher Kolumbus zwar in jenen Jahren die Neue Welt nicht gefunden – wohl aber die Wikinger, die nur 300 Jahre zuvor von Schottland aus über Island und Grönland nach Nordamerika gesegelt waren. Und so gibt es die weitere Theorie, dass die Templer ihren Schatz dorthin außer Reichweite von Philipp und Clemens gebracht hätten.

Das verfluchte Eiland

Nicht allerdings nach L’Anse aux Meadows auf Neufundland, wo die Wikinger sich später niederließen, sondern weiter südlich vor der Küste Nova Scotias auf eine Insel namens Oak Island. Dort fand ein junger Mann Ende des 18. Jahrhunderts angeblich eine große, menschengemachte Kuhle auf der ansonsten verlassenen Insel vor.

Seitdem reißen weder die Spekulationen noch die Suche auf dem Eiland ab. Der Schatz des Piraten Captain Kidd könne dort vergraben liegen, der Schmuck der französischen Königin Marie Antoinette, vielleicht aber auch unbekannte Manuskripte Shakespeares – oder eben der Schatz der Tempelritter.

Von einer weiteren Suche sei jedoch dringend abgeraten. Denn auf Oak Island, so heißt es, liege ein Fluch: Sieben Männer würde die Suche nach dem Schatz das Leben kosten, bevor er gefunden wird. Bis dato starben sechs bei dem Versuch, der geheimnisvollen Grube ihr Geheimnis zu entreißen.

Verwendete Quellen
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