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Ägypten | Nofretete: Sie war die schönste Frau im Land der Pyramiden


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Geheimnisse Ägyptens
Sie war die Schönste im Land der Pyramiden

Von Angelika Franz

18.07.2021Lesedauer: 4 Min.
Nachbildung des Nofretete-Kopfes: Immer noch ist das Leben der antiken Herrscherin geheimnisumwittert.Vergrößern des Bildes
Nachbildung des Nofretete-Kopfes: Immer noch ist das Leben der antiken Herrscherin geheimnisumwittert. (Quelle: Bernd von Jutrczenka/dpa)
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Ihre Büste zählt zu den bekanntesten Gesichtern des alten Ägypten. Doch niemand weiß, wer Nofretete wirklich war – oder was aus ihr wurde. Vielleicht herrschte die Schönheit sogar über das antike Reich.

Nofretete kam aus dem Nichts. Keine Inschrift, kein Bildnis erzählt irgendetwas über die Herkunft des mysteriösen jungen Mädchens, das der Pharao Amenophis IV. sich im 14. Jahrhundert vor Christus zur Frau gewählt hatte. Für sie setzte er sich sogar über eine alte Tradition hinweg: Er nahm keine seiner Schwestern zur Ehefrau, wie es sonst in der 18. Dynastie des alten Ägyptens üblich war, sondern eine Fremde. Ihr Name könnte ein Hinweis auf den Grund gewesen sein – denn Nofretete bedeutet nichts Geringeres als "Die Schöne ist gekommen".

Vermutlich war Nofretete von Natur aus schön – doch trotzdem half sie ihrer Schönheit gelegentlich nach. In Amarna, der altägyptischen Hauptstadt ihres Gemahls, entdeckten Ausgräber ihr persönliches Make-up-Set: ein blaues Schminktöpfchen und einen Kajalbehälter, beide verziert mit ihrem Namen. Außerdem sammelte Nofretete Perücken wie andere Frauen Schuhe. Die brauchte sie auch, denn es war bei hochrangigen Frauen im alten Ägypten üblich, sämtliche Körperbehaarung zu entfernen.

Modische Akzente der Herrscherin

Nicht nur die Schamhaare wurden abrasiert, um Ungeziefer und unangenehme Gerüche zu vermeiden, auch das Haupthaar musste komplett ab. Auf den Wandreliefs in Amarna präsentierte Nofretete sich je nach Lust und Laune mit unterschiedlichen Frisuren. Mal trug sie die burschikose "nubische" Variante mit freiem Nacken und längeren Vorderspitzen, mal eine konservative längere Haartracht. Mal fielen die Haare glatt herunter, mal keck gelockt.

Auch in der Wahl ihrer Kleidung setzte Nofretete neue modische Akzente. Sowohl sie als auch ihr Mann favorisierten eher leichte Bekleidung. Der Stoff ihrer Gewänder war oft so dünn, dass er kaum etwas verbarg. Umhänge knotete Nofretete gern unter der Brust statt darüber und manchmal trat das Königspaar gleich gänzlich unbekleidet auf. Ob die beiden sich allerdings tatsächlich nackt ihrem Volk präsentierten, sei dahingestellt. Vermutlich war die Nacktheit in den offiziellen Porträts eher symbolisch, auch wenn wir heute nicht mehr verstehen, was damit gemeint war.

Bereits kurz nach der Hochzeit mit Nofretete begann Amenophis IV., sein Land von Grund auf umzukrempeln. Der Pharao hatte große Pläne. Er erhob Aton, den Sonnengott in seiner Erscheinungsform als Sonnenscheibe, zum höchsten Gott Ägyptens über alle anderen Götter. Echnaton nannte er sich künftig, Diener Atons. Auch Nofretete musste nun ihren Namen ändern zu Neferneferuaton Nofretete: Schön sind die Schönheiten des Aton, die Schöne ist gekommen.

Ersatz für die Götter

Und nicht nur ihr Name änderte sich, sondern auch ihre Rolle. Denn mit dem Verbot aller Götterkulte außer dem Atons hatte Echnaton eine große Lücke in die ägyptische Götterwelt gerissen. Wo seine Untertanen zuvor viele Götter verehren konnten, von denen jeder seine ganz eigene Rolle und Funktion innehatte, gab es jetzt nur noch Aton. Da der Sonnengott aber nicht für alle – oft auch gegensätzlichen – Belange des Lebens und Sterbens gleichzeitig verantwortlich gemacht werden konnte, blieben viele Bereiche in dem neuen Glaubenssystem unbesetzt.

Doch Echnaton gab seinem Volk einen Ersatz: Nofretete. Er stellte sie als Göttin an seine Seite. Hochrangige Ägypter malten fortan pflichtbewusst keine Götter mehr auf die Wände ihrer Gräber, sondern Bilder der königlichen Familie. Meist treten der Pharao und seine Frau darauf gemeinsam und gleichberechtigt auf. Doch schon seit Beginn ihrer Ehe gibt es auch immer wieder Darstellungen, auf denen Nofretete sogar eine wichtigere Position einnimmt als Echnaton.

Ihr Haus- und Hofbildhauer war der Künstler Thutmosis. Er schuf die weltberühmte Büste der Königin, die heute in Berlin im Ägyptischen Museum steht und Besucher aus aller Welt anzieht. Dabei ist das Bildnis mit der Inventarnummer 21300 streng genommen nicht einmal ein Kunstwerk. Es ist eine Vorlage, ein Modell, ein Entwurf. Denn natürlich hatte niemand bei Hofe die Zeit oder die Geduld, lange für einen Bildhauer still zu sitzen. Also behalf Thutmosis sich mit Ton oder Wachsabdrücken.

Ist die Büste echt?

Von diesen fertigte er Gipsabgüsse an. Waren die Porträtierten mit den Abgüssen zufrieden, übertrug er sie in Stein. Diese Porträts waren gut transportierbar – Thutmosis oder auch seine Schüler konnten sie nun überall mit hinnehmen und weitere Kopien nach ihrer Vorlage anfertigen. Der ursprüngliche Entwurf war nur ein Beiprodukt. Ob die berühmte Gipsbüste in Berlin tatsächlich echt ist, konnte bis heute nicht geklärt werden.

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Um kaum ein Kunstwerk ranken sich so viele Gerüchte und Verschwörungstheorien. Ist sie möglicherweise gar kein ägyptisches Original, sondern eine Anfertigung nach den Wünschen des deutschen Ausgräbers Ludwig Borchardt (dieser entdeckte die Büste 1912), die er für die Präsentation einer Halskette benötigte? Oder ist sie nur eine Kopie, die Adolf Hitler anfertigen ließ – während er das Original für seine Privatsammlung entwendete?

Sollte die Gipsbüste echt sein, zeigt sie die Herrscherin auf dem Höhepunkt ihrer Macht. Den erlebten Nofretete und Echnaton im 12. Regierungsjahr des Pharao. Das Leben des Herrscherpaares schien perfekt. Auf einem Relief sieht man, wie Verbündete den beiden Ehre erweisen und sie mit Tributen und Geschenken überschütten. Um Echnaton und Nofretete herum wuseln die sechs Töchter, gesund und munter.

Doch das Glück währte nicht lange. Es ist der letzte öffentliche Auftritt, bei dem alle noch am Leben sind. Kurz darauf starb ein Kind nach dem anderen. Als im Jahr darauf auch der Pharao das Zeitliche segnete, wurde sein Leichnam in einem Sarkophag beigesetzt, dessen Fragmente die Ausgräber im Familiengrab in Amarna fanden. An den vier Ecken standen nicht, wie sonst bei Herrschersarkophagen üblich, die vier Schutzgöttinnen Isis, Nephthys, Neith und Selkis. Es ist stattdessen viermal Nofretete, die dort unter den Strahlen Atons mit ausgebreiteten Armen ihren Gatten beschützt.

Möglicherweise war dies jedoch nicht das Ende der Nofretete – sondern der Anfang ihres wahren Triumphes. Denn in den Königslisten taucht als Nachfolger Echnatons ein mysteriöser Herrscher namens Semenchkare auf. So gut wie nichts ist über diesen Pharao bekannt, da nachfolgende Könige versuchten, ihn aus der ägyptischen Geschichte zu tilgen. Nach Ansicht einiger Forscher handelt es sich bei diesem Herrscher um niemand Geringeren als Nofretete. Im 14. Regierungsjahr, so die Theorie, soll Echnaton seine Gemahlin unter dem Thronnamen Semenchkare zur Mitregentin erhoben haben. Als der Pharao starb, führte sie die Regierungsgeschäft unter diesem Namen fort.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Angelika Franz: Tutanchamun. Leben, Tod und Geheimnis, Frankfurt/Main 2017
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