Forscher findet neue Indizien Kaspar Hauser stammte wohl aus Ostbayern
Seit Jahrhunderten ranken sich wilde Spekulationen um Kaspar Hauser, der 1828 in Nürnberg als Findelkind auftauchte. Ein bayerischer Heimatforscher will nun belegt haben, dass der lange Zeit für einen verstoßenen badischen Erbprinzen gehaltene Jüngling in Wahrheit aus Ostbayern stammte.
Laut Josef Heindl aus Eggenfelden in Niederbayern deuten darauf neben der Vielzahl von Familien mit den Namen "Hauser" oder "Hausner" auch eine Reihe anderer Indizien hin.
Nach seinen jahrelangen Recherchen in alten Pfarrbüchern und Bayernchroniken dränge sich ihm die Vermutung auf, dass Kaspar Hauser der uneheliche Sohn des im Raum Passau lebenden Pfarrers Joseph Hausner (1778-1833) und einer Adeligen oder deren Köchin war.
Heindl hat dazu in den kirchlichen Matrikelbüchern 2000 Personendaten im Raum Passau untersucht. Die daraus ableitbaren Verwandtenbeziehungen deuteten darauf hin, dass Kaspar Hauser aus einer Affäre des Geistlichen hervorgegangen ist, so seine Folgerung.
Bei einem Schneider untergebracht?
Um zu verhindern, dass die unstatthafte Beziehung öffentlich wurde, habe der Pfarrer seinen Sohn schon bald nach der Geburt als Pflegekind bei einem Verwandten in der Region, einem Schneider, untergebracht. Vieles weise ferner darauf hin, dass Kasper Hauser später in der Veste Niederhaus bei Passau landete, bevor ein Unbekannter den ungelenk wirkenden Jüngling nach Nürnberg brachte, wo er am Pfingstmontag 1828 auf dem Unschlittplatz auftauchte.
Dafür, dass Hauser aus Niederbayern stammt, gibt es nach Einschätzung des Eggenfelder Heimatforschers aber auch noch andere Indizien. Dafür spreche beispielsweise sein altbayerischer Dialekt - oder der von Hauser 1828 in Nürnberg mitgeführte "Mägdleinsbrief", der als Ortsangabe den Hinweis "Von der Baierischen Gränz" enthält.
Die Vermutung mancher Historiker, der Name "Kaspar Hauser" sei frei erfunden, hält Heindl durch die Faktenlage wiederlegt. Schließlich hätten die Verfasser des "Mägdleinsbrief" lediglich den Vornamen des auf dem Nürnberger Unschlittplatz entdeckten Jünglings genannt, seinen Nachnamen aber verschwiegen. Dass der Nachname schließlich doch bekannt wurde, liege daran, dass Kaspar sich in Vernehmungen verplappert habe.
Tausende Mosaiksteinchen zusammengefügt
Fast 3000 Stunden hat Heindl in Sachen Kaspar Hauser recherchiert und dabei Tausende "klitzekleiner Mosaiksteinchen" zu einem Gesamtbild zusammengefügt. Als Quellen dienten ihm neben dem Historischen Atlas von Bayern, der Beschreibung einstiger bayerischer Besitz-, Herrschafts- und Verwaltungsstrukturen, vor allem die im Internet verfügbaren Matrikelbücher des Bistums Passau.
Kaspar-Hauser-Experten äußern sich derweil zurückhaltend. Der Kurator für Badische Landesgeschichte in Karlsruhe, Oliver Sänger, hält Heindls Einschätzung dennoch nicht für völlig abwegig. "Dass Hauser aus Ostbayern stammt, ist durchaus möglich, wie auch einiges auf Tirol hindeutet", betont er. Sänger geht davon, dass Hauser der uneheliche Sohn eines Besatzungssoldaten aus Tirol war.
"Die Theorie von Herrn Heindl klingt spannend", meint auch der Leiter des Markgrafenmuseums Ansbach, Wolfgang Reddig. Allerdings: Seine Museumsbibliothek enthält bereits eine große Sammlung von Schriften, die alle vorgeben, das Hauser-Rätsel gelöst zu haben.