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Ukraine-Krieg | Abzug aus Awdijiwka: Das macht der Ukraine Probleme


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"Rasputiza" nach Abzug aus Awdijiwka
Jetzt wird der Ukraine-Krieg zur Schlammschlacht


19.02.2024Lesedauer: 3 Min.
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Ukrainische Soldaten in der Region Donezk (Archivbild): Das Tauwetter macht die Böden matschig und erschwert Materiallieferungen. (Quelle: André Hirtz/imago-images-bilder)
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Das Tauwetter macht die Gefechte an der Ukraine-Front zur Schlammschlacht. Doch es ist nicht die einzige Schwierigkeit für die Soldaten.

Die Temperaturen steigen, Schnee und Eis schmelzen – doch die aktuelle Wetterlage könnte für das ukrainische Militär zum Problem werden. Das geht aus dem aktuellen Bericht des Institute for the Study of War (ISW) hervor. Der Thinktank gibt seit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 regelmäßig Einschätzungen zur militärischen Lage unter Berufung auf Geheimdienstkreise heraus.

Demnach führe die in Russland als "Rasputiza" bekannte Schlammzeit, also das Übergangswetter zwischen Winter und Frühling oder zwischen Herbst und Winter, dazu, dass weite Landschaften und unbefestigte Straßen durch Schneeschmelze aufgeweicht und unbefahrbar werden. Das könnte die Bewegung von Maschinen im gesamten Gebiet erschweren und die Offensivoperation an der Frontlinie verlangsamen, schreibt das ISW. Vor allem erschwert es die Nachlieferung von Material in die Frontgebiete und somit auch von potenziellen Militärhilfen für die Ukraine aus dem Westen.

Einige russische Militärblogger berichteten laut ISW bereits, dass der Schlamm in der Südukraine die ukrainischen Streitkräfte daran hindere, neue Reserven in die Oblast Saporischschja zu bringen.

Russische Truppen wollen Materialmangel der Ukraine nutzen

Die wetterbedingten Einschränkungen treffen auch die russischen Truppen. Dennoch wollen sie wohl den Materialmangel der Ukraine ausnutzen. Das ISW schlussfolgert, dass die europäischen Hilfen deshalb dringend notwendig, aber alleine nicht ausreichend seien. Sollten die USA ihre Hilfen wegen des Widerstands der Republikaner vollständig einstellen müssen, seien die ukrainischen Truppen vor schwerwiegende Folgen gestellt.

Insbesondere bei modernen Luftabwehrsystemen wie Patriot sei das ein Problem. Neben dem schwierigen Tauwetter ist damit der Materialmangel der zweite entscheidende Faktor in der Verteidigung der Ukraine in diesen Wochen. Lesen Sie hier mehr dazu, wie viel von den versprochenen Militärhilfen tatsächlich in der Ukraine ankommt.

Noch am Sonntagabend, zum Ende der jährlichen Münchner Sicherheitskonferenz, hatte sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zufrieden über die Rückendeckung für sein Land geäußert. "Unsere ukrainische Sicht auf die globale Agenda wurde von unseren Partnern unterstützt", sagte er in seiner allabendlichen Videoansprache. "Es ist das erste Mal in ihrer Geschichte, dass die Ukraine eine solche weltweite Solidarität und Unterstützung erfährt." Selenskyj machte allerdings keine Angaben darüber, ob bei seinen Unterredungen in München auch konkret über neue Waffenlieferungen gesprochen wurde.

Video | Awdijiwka ist nun unter russischer Kontrolle
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Quelle: reuters

Russland zwingt Ukraine zum Materialverschleiß

Die Wetterbedingungen und die geringe Ausrüstung könnten auch den Verlauf der Kampfhandlungen rund um die Stadt Awdijiwka bestimmen. Nach vier Monaten intensiver Offensivoperationen durch die russischen Streitkräfte sahen sich die ukrainischen Truppen in der vergangenen Woche zum Rückzug gezwungen. Monatelang hatten sie dem zahlenmäßig überlegenen Gegner Widerstand geboten.

Russland hat nach eigenen Angaben am Montag auch die vollständige Kontrolle über das Koks- und Chemiewerk in Awdijiwka übernommen. Das berichten staatliche russische Nachrichtenagenturen unter Berufung auf das Verteidigungsministerium. Am Sonntag hatte das russische Verteidigungsministerium erklärt, seine Truppen hätten zwar die volle Kontrolle über die ostukrainische Stadt übernommen, in der Fabrik am nordwestlichen Stadtrand hätten sich aber noch ukrainische Einheiten verschanzt.

Der Fall von Awdijiwka ist der größte militärische Erfolg Russlands seit Mai 2023, als die Invasionstruppen die ukrainische Stadt Bachmut einnahmen. Beobachter werten ihn jedoch eher als symbolisch und strategisch wenig bedeutsam. Zumal es verlustreiche Kämpfe für beide Seiten waren.

Verlustreiche Kämpfe für Russland

Das ISW rechnet damit, dass sich ähnliche Situationen wie bei den Kämpfen um Awdijiwka in den Gebieten um Charkiw, Luhansk und Saporischschja wiederholen könnten. Das heißt: hohe Opferzahlen und hoher Materialverschleiß. Wenn die Ukraine trotz personeller Unterlegenheit bestehen will, braucht sie deshalb fortlaufende Unterstützung.

Die Situation in Awdijiwka zeige, dass die russischen Streitkräfte nicht notwendigerweise größere operative Erfolge erzielten, dennoch aber die Ukraine zwängen, Arbeitskräfte und Material einzusetzen. Nach russischen Einschätzungen rückten die Truppen innerhalb der vier Monate dauernden Offensive fast neun Kilometer vor. Dabei erlitt Russland aber auch selbst große Verluste.

Der Kommandeur der ukrainischen Tavriisk-Truppengruppe, Brigadegeneral Oleksandr Tarnavskyi, erklärte, dass die russischen Streitkräfte in diesen vier Monaten mehr als 47.000 Soldaten, 364 Panzer, 248 Artilleriesysteme, 748 gepanzerte Kampffahrzeuge und fünf Flugzeuge verloren hätten.

Ein Militärblogger hingegen schätzte die Verluste auf 16.000 Soldaten. Das ISW erklärt die Differenz damit, dass der Blogger von Gefallenen sprechen könnte, wohingegen der ukrainische General auch Verwundete mit einschließt. Unabhängig prüfen lassen sich die Angaben derzeit jedoch nicht.

Der Generalstab in Kiew sprach am Sonntag von einer schwierigen operativen Lage an den Fronten im Osten und Süden der Ukraine. Insgesamt seien 56 Gefechte an verschiedenen Frontabschnitten registriert worden, berichtete die Militärführung auf ihrer Facebook-Seite. Im Verlauf der russischen Angriffe seien auch Wohngebiete unter Artillerie- und Raketenbeschuss geraten. Dabei habe es Tote und Verletzte unter der Zivilbevölkerung gegeben. Diese Angaben konnten nicht unmittelbar unabhängig geprüft werden.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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