Informationen von Kreml-Insidern Bericht: Putin lehnte zu Kriegsbeginn Deal mit Ukraine ab
Startete Putin einen Angriffskrieg trotz Zugeständnissen aus Kiew? Nach Insiderberichten lag eine diplomatische Lösung im Februar in greifbarer Nähe.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich offenbar für einen Angriff auf die Ukraine entschieden, obwohl die ukrainische Führung zu Zugeständnissen in der Frage eines Nato-Beitritts bereit war. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf drei der russischen Führung nahestehende Personen. Demnach habe Putins wichtigster Gesandter für die Ukraine, Dmitri Kosak, zu Beginn der russischen Invasion eine vorläufige Vereinbarung mit Kiew getroffen, die die russischen Bedenken ausräumen sollte.
Der ukrainischstämmige Gesandte Kosak hatte Putin nach Angaben der Quellen erklärt, dass die von ihm ausgehandelte Vereinbarung eine großangelegte Besetzung der Ukraine durch Russland überflüssig mache. Doch obwohl Putin die Verhandlungen sogar unterstützt haben soll, habe er die Zugeständnisse Kiews am Ende für nicht ausreichend gehalten. Das Ergebnis sei gewesen, dass er den Deal fallen ließ, sagten die Insider. Putin entschied sich zu dem Angriff und dem Versuch einer Besetzung des Landes, sagten die drei Informanten gegenüber Reuters.
Uneinigkeit besteht dabei über den genauen Zeitpunkt, zu dem eine Übereinkunft erreicht worden sei. Zwei der drei Insider berichten, dass Putin kurz nach Beginn der russischen Invasion über den Deal in Kenntnis gesetzt wurde – laut der dritten Person habe Putin schon vor dem 24. Februar davon gewusst. Kosak hat sich den Informationen zufolge noch drei Tage vor Beginn des russischen Angriffes bei einem Treffen des Nationalen Sicherheitsrates gegen eine Eskalation des Ukraine-Konflikts ausgesprochen.
Kreml-Sprecher: "So etwas ist nie passiert"
Putin hatte vor dem Krieg wiederholt behauptet, dass die Nato durch die Aufnahme neuer Mitglieder in Osteuropa immer näher an die Grenzen Russlands heranrücke und das Bündnis sich darauf vorbereite, auch die Ukraine unter ihren Einfluss zu bringen. Dies stelle eine existenzielle Bedrohung für Russland dar und zwinge ihn zu einer Reaktion – eine Argumentation, an der Moskau bis heute festhält.
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow dementierte die Insider-Informationen gegenüber Reuters: "Das hat absolut keinen Bezug zur Realität. So etwas ist nie passiert." Kosak selbst reagierte nicht auf die Bitte um eine Stellungnahme. Mychajlo Podoljak, ein Berater des ukrainischen Präsidenten, sagte, Russland habe die Verhandlungen als Vorwand benutzt, um eine Invasion vorzubereiten – das Bestehen einer vorläufigen Übereinkunft im Februar wollte auch er nicht explizit bestätigen. "Heute ist uns klar, dass die russische Seite nie an einer friedlichen Lösung interessiert war", sagte Podoljak.
- Nachrichtenagentur Reuters