Beim Weltraumspaziergang Wasser im Helm des deutschen Astronauten
Als vierter Deutscher ist Matthias Maurer in den freien Kosmos ausgestiegen. Bei seinem Außeneinsatz an der Internationalen Raumstation lief aber nicht alles nach Plan.
Der Astronaut Matthias Maurer hat als vierter Deutscher der Raumfahrtgeschichte die Raumstation ISS für einen Außeneinsatz verlassen. Nach rund sieben Stunden im freien Kosmos stieg der Saarländer am Mittwoch gemeinsam mit seinem US-Kollegen Raja Chari wieder in den Außenposten der Menschheit ein, wie Live-Bilder der US-Raumfahrtbehörde Nasa zeigten. Die US-Astronauten Kayla Barron, Thomas Marshburn und Mark Vande Hei halfen den beiden dabei. Noch im Raumanzug reckte Maurer nach dem Einstieg seine Arme jubelnd etwas in die Höhe, obwohl es Komplikationen gegeben hatte.
Die beiden Raumfahrer waren ausgestiegen, um neue Schläuche an einem Kühlsystem anzubringen, eine Kamera auszutauschen sowie Strom- und Datenverbindungen an der externen europäischen Forschungsplattform "Bartolomeo" zu setzen. "Wir bewundern eure Hartnäckigkeit und danken euch für eure Arbeit", hieß es zum Abschluss des Einsatzes aus dem Kontrollzentrum. Maurer und Chari bedankten sich für die Unterstützung ihrer Kollegen.
Wasser am Visier
Maurer hatte bei seinem Einsatz mit mehreren kleineren Problemen zu kämpfen: Zunächst hatte eine lockere Kamera an seinem Helm, die dann mit Draht provisorisch befestigt wurde, die Arbeiten vorübergehend verzögert. Danach verhedderte er sich zwischenzeitlich in seinen Halteseilen, konnte sich aber mithilfe von Anweisungen aus dem Kontrollzentrum wieder befreien. Nach der Rückkehr wurde schließlich entdeckt, dass Wasser in seinem Helm war. Maurer sei "bei guter Gesundheit" und "nicht in Gefahr" gewesen, hieß es von der Nasa. Der Vorfall solle aber untersucht werden. Nach Berichten von CNN sollen 30 bis 50 Prozent des Visiers mit Wasser bedeckt gewesen sein.
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Der Vorfall weckt Erinnerungen an den italienischen Astronauten Luca Parmitano. Als der 2013 auf der ISS stationiert war, sammelte sich bei einem Außeneinsatz so viel Wasser in seinem Helm, dass er fast ertrunken wäre.
"Highlight" des Raumfluges für Maurer
Für den Astronauten der europäischen Raumfahrtagentur Esa war es der erste Außeneinsatz in rund 400 Kilometern über der Erde. "Heute ist der Tag", twitterte die Esa. Vor dem Außeneinsatz war zu sehen, wie die Besatzung der Raumstation Maurer und Chari beim Anziehen der Raumanzüge half. Maurer hatte den Außeneinsatz im Vorfeld als "großes Highlight" seines Raumflugs bezeichnet.
Raumfahrer erleben bei Außeneinsätzen extreme Temperaturunterschiede von minus 150 Grad auf der Nachtseite und plus 120 Grad auf der Tagseite der ISS. Kühlung und Heizung befinden sich im Anzug. Zudem ist Maurers US-amerikanischer Raumanzug trotz niedrigerem Druck im Inneren relativ steif – gegen diesen Widerstand müssen Astronauten bei Außeneinsätzen stets arbeiten. Das macht die Mission im freien Kosmos zusätzlich anstrengend.
Maurer war am 11. November mit drei Kollegen der US-Raumfahrtbehörde Nasa in einem US-Raumschiff zur ISS geflogen, wo er noch bis Ende April bleiben soll. Der 52-Jährige ist der zwölfte Deutsche im All und der vierte auf der ISS. Auch seine drei Vorgänger auf dem Außenposten der Menschheit hatten einen Außeneinsatz absolviert: Thomas Reiter (2006), Hans Schlegel (2008) und Alexander Gerst (2014).
Der Außeneinsatz fand inmitten schwerster Spannungen zwischen Russland und dem Westen angesichts des Ukraine-Kriegs statt. Zumindest vorerst haben sich die US-Raumfahrtbehörde Nasa und die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos aber zum weiteren gemeinsamen Betrieb der ISS bekannt. Neben Maurer und Chari sind derzeit auch die Russen Anton Schkaplerow und Pjotr Dubrow sowie die US-Amerikaner Vande Hei, Marshburn und Barron an Bord der ISS. Vergangene Woche waren zudem die drei Russen Oleg Artemjew, Denis Matwejew und Sergej Korssakow dazugekommen.
- CNN: ESA astronaut Matthias Maurer ends 1st spacewalk with water in his helmet (auf Englisch)
- Nachrichtenagentur dpa