Von der Bahn abgekommen Vorrübergehendes Flugverbot für Milliardär Branson
Sein erster Flug an den Rand des Weltraums wurde weltweit gefeiert. Doch das Raumschiff von Richard Branson flog zum Teil außerhalb des vorgegebenen Luftraums. Nun muss er vorerst am Boden bleiben.
Der britische Milliardär Richard Branson muss einen herben Rückschlag für seine Raumfahrt-Ambitionen hinnehmen: Wegen eines Problems bei einem Testflug seines Unternehmens Virgin Galactic hat die US-Luftfahrtaufsicht FAA ein vorläufiges Startverbot verhängt. Der Weltraumflieger vom Typ Space Ship Two dürfe nicht abheben, bevor die FAA nicht einen "abschließenden Pannen-Untersuchungsbericht" genehmige oder festgestellt habe, dass es keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit gebe, erklärte die Behörde am Donnerstag.
Zuvor war bekannt geworden, dass der Raumflieger am 11. Juli bei einem weltweit beachteten Testflug mit Branson an Bord von der geplanten Flugbahn abgekommen war. Laut einem Bericht des Magazins "New Yorker" gingen während des Flugs zunächst eine orangefarbene und dann eine rote Warnleuchte an. Demnach war der Aufstiegswinkel des Fliegers nicht steil genug.
Weitere Testflüge gefährdet
"Nach Angaben mehrerer Quellen innerhalb des Unternehmens wäre der sicherste Weg, auf die Warnung zu reagieren, ein Abbruch gewesen", heißt es in dem Artikel. Die Piloten versuchten bei dem Flug mit Branson und drei Virgin-Galactic-Mitarbeitern an Bord hingegen, bei dreifacher Schallgeschwindigkeit eine Korrektur vorzunehmen. Letztlich erreichte der Flieger eine Höhe von 85 Kilometern, laut US-Definition die Grenze zum Weltall, und landete später sicher auf dem Virgin-Galactic-Flughafen Spaceport America in der Wüste des US-Bundesstaates New Mexico.
Die FAA bestätigte am Donnerstag, dass der Flieger vom genehmigten Kurs abgekommen war. "Die Untersuchung der FAA dauert an." Bis auf Weiteres seien keine weiteren Starts erlaubt. Damit sind die Unternehmenspläne für einen weiteren Testflug Ende September oder Anfang Oktober in Gefahr. Der Aktienkurs des Unternehmens brach zwischenzeitlich um fünf Prozent ein, bei Handelsschluss betrug das Minus rund drei Prozent.
Untersuchung angekündigt
Virgin Galactic wies die Darstellung des Vorfalls im "New Yorker" als "irreführend" zurück, räumte aber ein, dass der Raumflieger nicht die geplante Flugstrecke zurücklegte. Demnach flog die Maschine 1 Minute und 43 Sekunden lang niedriger als geplant. Sie habe sich aber nie über bewohntem Gebiet befunden und keine "Gefahr für die Öffentlichkeit" dargestellt.
Zugleich versicherte das Unternehmen, dass es das Problem ernst nehme und mit der FAA zusammenarbeite, um "den kurzen Zeitraum, in dem der Flieger unter die erlaubte Höhe sank", zu untersuchen.
Als Höhenwinde die Flugbahn des Space Ship Two verändert hätten, hätten "die Piloten und Systeme die Flugbahn überwacht um sicherzustellen, dass es innerhalb der Parameter der Mission blieb", erklärte das Unternehmen. "Unsere Piloten haben angemessen auf diese sich ändernden Flugbedingungen reagiert, genauso, wie sie es trainiert haben und in strenger Übereinstimmung mit unseren festgelegten Prozeduren."
Flüge mit Passagieren ab 2022?
Branson hatte sich mit dem Flug einen Lebenstraum erfüllt und zugleich seinem Rivalen Jeff Bezos die Show gestohlen, der neun Tage später an Bord einer Rakete seines privaten Raumfahrtunternehmens Blue Origin ins All flog. Der 71-jährige britische Unternehmensgründer und Abenteurer erlebte mehrere Minuten lang Schwerelosigkeit und sprach später von "der Erfahrung meines Lebens". Bransons Flug wurde als großes Medienspektakel inszeniert.
Virgin Galactic will eigentlich Anfang 2022 das Geschäft mit zahlenden Passagieren beginnen. Anfang August erklärte Virgin Galactic, der Ticketpreis liege bei 450.000 Dollar (rund 380.000 Euro).
Virging Galactic hat immer wieder Rückschläge erlebt. 2014 sorgte der Tod eines Piloten bei einem Unfall während eines Fluges für eine starke Verzögerung des Programms.
- Nachrichtenagentur AFP