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WHO: Tabakindustrie will Kinder zu Süchtigen machen


Gesundheit
WHO: Tabakindustrie will Kinder zu Süchtigen machen

Von dpa
Aktualisiert am 24.05.2024Lesedauer: 2 Min.
E-ZigarettenVergrößern des Bildes
Sie erinnern äußerlich an farbige Filzstifte und es gibt sie in fruchtigen Geschmacksrichtungen. Einweg-E-Zigaretten können Kinder und Jugendliche schnell nikotinsüchtig machen, warnen Experten. (Quelle: Moritz Frankenberg/dpa/dpa-bilder)

Die Tabakindustrie sagt, sie richtet sich mit E-Zigaretten an Raucher, die vom Tabak wegkommen wollen. Reine Taktik, sagt die WHO: Geschmacksrichtung Kaugummi und Ähnliches ziele auf anderes Publikum.

Die Tabakindustrie versucht einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge alle möglichen Tricks, um Kinder so jung wie möglich süchtig zu machen. Dazu gehöre, vor allem E-Zigaretten in bunten Farben fast wie Spielzeug zu vermarkten, berichtete die WHO in Genf. In Europa sei die Lage besonders bedenklich, sagte der zuständige WHO-Abteilungsleiter Rüdiger Krech in Genf. Verkaufseinschränkungen nutzten wenig, wenn Jugendliche die Produkte im Internet bestellen könnten und die Behörden dem keinen Einhalt bieten würden.

Millionen Minderjährige schon süchtig

Nach Angaben der WHO konsumieren nach Schätzungen rund 37 Millionen Teenager zwischen 13 und 15 Jahren bereits Tabak. Dazu gehören Zigaretten, Kau- und Schnupftabak. Dazu kämen noch Millionen, die E-Zigaretten nutzen. Die enthalten zwar keinen Tabak, aber Nikotin, und machen deshalb auch süchtig. Weil E-Zigaretten teils teuer sind, steigen viele junge Menschen, wenn das Geld ausgeht, auch auf Tabakprodukte um. In der WHO-Europaregion sagten inzwischen 20 Prozent der 13- bis 15-Jährigen, sie hätten in den vergangenen 30 Tagen E-Zigaretten genutzt.

Unter den 16.000 Geschmacksrichtungen seien solche wie "Kaugummi" und "Bonbon", die eindeutig auf Kinder zielten. "Die Geschichte wiederholt sich: Die Tabakindustrie versucht, unseren Kindern dasselbe Nikotin in anderer Verpackung zu verkaufen", sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.

WHO: Irreführende Werbung

Dass Tabakfirmen ihre E-Zigaretten als Produkt bewerben, mit dem Menschen vom Tabak wegkommen, ist nach Angaben der WHO nur ein Vorwand. "Wie können sie von Schadensbegrenzung sprechen, wenn sie mit diesen gefährlichen, schnell süchtig machenden Produkten um Kinder werben?", sagte Tedros. Die WHO prangert Werbung in Kinderfarben an, und solche mit Comicfiguren. Zudem würden Influencer rekrutiert, die ihren Anhängern gegen Bezahlung gefährliche Produkte als "cool" anpreisen würden. "Die Industrie will die Kinder möglichst jung süchtig machen, damit sie lebenslange Verbraucher haben", sagte Given Kapolyo, die in Sambia junge Leute organisiert, die in ihren eigenen Jugendgruppen über schädlichen Nikotinkonsum aufklären.

E-Zigarettenverband weist Kritik zurück

Der deutsche Verband des E-Zigarettenhandels (VdeH) wehrt sich gegen die Kritik. Man habe sich 2019 verpflichtet, auf Werbung mit Comicfiguren oder ähnlichen Motiven, die das Interesse von Kindern und Jugendlichen wecken könnten, zu verzichten, erklärt der Verband. Seine Zielgruppe seien Erwachsene, die ihren Tabakkonsum reduzieren oder ganz einstellen wollten. Auch mit Geschmacksrichtungen wie Kaugummi richte sich die Industrie an Erwachsene. Sie hätten "eine Vorliebe für fruchtige und süße Aromen".

Der Verband räumte ein, dass Influencerinnen und Influencer trotz eines in Deutschland geltenden Werbeverbots E-Zigaretten anpriesen. Man distanziere sich deutlich von dieser Werbung und sei bereits mehrfach juristisch gegen Akteure vorgegangen, die sich nicht an geltendes Recht gehalten hätten. "Wir fordern eine stärkere Durchsetzung des Werbeverbots seitens der Behörden und Plattformbetreiber."

Was Länder tun sollen

Die WHO drängt Länder, die Möglichkeiten zum Konsum von Tabak- und anderen Nikotinprodukten stärker einzuschränken. Dazu gehören ein Verbot von E-Zigaretten mit verschiedenen Geschmacksrichtungen, Werbeverbote, höhere Steuern und 100-prozentige Rauchverbote in Innenräumen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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