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Hochwasser in Deutschland: Solidarität und Frust nach Unwetter


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Nach den Unwettern in Deutschland
Die Unzufriedenheit in der Bevölkerung wächst


21.05.2024Lesedauer: 3 Min.
Ein Mann betrachtet die Schäden des Hochwassers.Vergrößern des Bildes
Ein Mann betrachtet die Schäden des Hochwassers. (Quelle: IMAGO/BeckerBredel/imago-images-bilder)

Erneut stehen Teile von Deutschland unter Wasser. Die Solidarität der Menschen sei zwar noch da, aber der Frust auf die Politik wachse, warnen Experten.

In Teilen Deutschlands ist es am Pfingstwochenende zu schweren Regengüssen und Überschwemmungen gekommen, im Saarland gab es Niederschläge von mehr als 100 Litern pro Quadratmeter. Nun zieht die nächste Unwetterfront heran. Besonders betroffen ist wieder der Südwesten der Republik.

Überschwemmte Straßen, zerstörte Gebäude – die Bilder erinnern an die Flut im Ahrtal vor drei Jahren. Nur die Zahl der Todesopfer unterscheidet sich: Während bei der verheerenden Katastrophe 2021 185 Menschen ihr Leben verloren, ist am Pfingstwochenende eine Person ums Leben gekommen. Doch noch ist die Katastrophe nicht überstanden, für Dienstag melden die Meteorologen die nächsten starken Regenfälle.

Saarland und Rheinland-Pfalz gut vorbereitet

Laut dem ehemaligen Präsidenten des Technischen Hilfswerks, Albrecht Broemme, bestehe zwar die Chance, dass sich durch den Regen die Lage noch mal verschlimmern könnte, er glaubt aber, dass die Menschen im Saarland insgesamt gut vorbereitet sind. Im Saarland gebe es ein breites Netzwerk an Feuerwehren, und auch das örtliche THW sei gut aufgestellt. "Das Potenzial, sich selbst zu schützen, ist im Saarland unerreicht groß", so Broemme. Auch Teile von Rheinland-Pfalz seien gut auf Hochwasser vorbereitet.

Es bleibe aber festzustellen, dass Deutschland in vielen Punkten noch nicht auf solche Unwetterereignisse eingestellt sei, so Broemme. So sei zum Beispiel das Kanalisationssystem in den meisten Teilen des Landes noch nicht in der Lage, die eigentlich geforderten 80 Liter pro Quadratmeter Niederschlagsmenge aufzunehmen. Die Bundesregierung hatte dies in ihrer 2022 verabschiedeten Resilienzstrategie gefordert, doch der Ausbau erfolge eher schleppend.

Das sei besonders bedenklich, da es zukünftig deutlich häufiger zu Niederschlagsmengen über 80 Liter pro Quadratmeter kommen könnte. In Griechenland habe es im vergangenen Jahr während der dortigen Flutkatastrophe mehr als 700 Liter pro Quadratmeter Niederschlag gegeben. Solch hohe Niederschlagsmengen könnten in Zukunft auch in Deutschland fallen.

Unzufriedenheit in der Bevölkerung wächst

Laut Wolf Dombrowsky, Soziologe und Professor für Katastrophenmanagement an der Steinbeis Hochschule in Bremen, sehe man zwar, dass die Solidarität in der Gesellschaft bei solchen Katastrophen immer noch hoch sei, aber dass die Frustration über die Politik zunehme. "Die Politiker machen einen Rundgang, versprechen schnelle Hilfe, und dann kommt ein bürokratischer Wust, der alle Leute frustriert." Dombrowsky verweist darauf, dass viele Hilfen für das Ahrtal immer noch nicht angekommen seien, da die Verfahren höchst bürokratisch strukturiert seien.

Es werde sich zeigen, wie sich die Frustration der Menschen kanalisiere, so Dombrowsky, aber historisch habe sich Frustration oft in Revolten und Aufständen entladen. Ein erster Gradmesser dafür dürften die Europawahl und die Landtagswahlen im Osten sein.

Solidarität könnte sich verändern

Auch die Schere zwischen Arm und Reich könnte durch die anhaltenden Unwetterereignisse weiter auseinandergehen. Viele der von Hochwasser besonders bedrohten Gebiete seien von Gemeinden als billiges Bauland ausgewiesen worden, sodass viele der dort Ansässigen nicht besonders vermögend seien, so Dombrowsky. Somit hätten viele Hausbesitzer gar nicht die finanziellen Möglichkeiten, ihr Haus hochwasserfest zu machen. Dazu komme, dass gerade in solchen Gebieten die Versicherungen für elementare Schäden enorm teuer seien oder erst gar nicht angeboten würden.

Insgesamt geht Dombrowsky zwar davon aus, dass, sollten diese Extremwetterereignisse zunehmen, sich die Form der Solidarität zwar verändern werde, mehr hin zu einer lokalen Solidarität – in der Familie, dem Dorf, dem Kiez –, diese aber nicht abreißen werde. Auch Brömme blickt in diesem Punkt zuversichtlich in die Zukunft, "Die Deutschen sind unerschütterlich in dieser Solidarität."

Verwendete Quellen
  • Telefonischen Gespräche mit Albrecht Broemme und Dr. Wolf Dombrowsky
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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