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Brände in Russland könnten historisches Ausmaß annehmen


"Kein einziger grüner Baum mehr"
Feuerinferno in Russland könnte historisches Ausmaß annehmen

Von dpa
14.08.2021Lesedauer: 3 Min.
Ein Feuerwehrmann steht am Rand eines Waldbrands westlich von Jakutsk. Die Waldbrandsituation in Russland nimmt immer dramatischere Ausmaße an.Vergrößern des Bildes
Ein Feuerwehrmann steht am Rand eines Waldbrands westlich von Jakutsk. Die Waldbrandsituation in Russland nimmt immer dramatischere Ausmaße an. (Quelle: Ivan Nikiforov/dpa)
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Seit Monaten kämpft Russland gegen Waldbrände. Sah die Lage anfangs noch beherrschbar aus, spitzt sie sich nun immer weiter zu. Die Feuer könnten ein historisches Ausmaß annehmen, befürchten Umweltschützer.

Die verheerenden Waldbrände in Russland könnten nach Einschätzung von Umweltschützern ein historisches Ausmaß annehmen. "Die Lage ist diesmal viel schlimmer als 2020 und im Jahr davor", sagte Grigori Kuksin von der Organisation Greenpeace der Deutschen Presse-Agentur in Moskau. In der besonders schwer betroffenen Teilrepublik Jakutien im Osten Sibiriens "sprechen wir bereits von einem Rekord seit Beginn der Wetteraufzeichnung in Russland", erklärte der Brandschutzexperte. In vielen Regionen des Riesenreichs wüten die Flammen bereits seit Monaten ungehindert.

Brennende Fläche so groß wie die Schweiz

"Bis heute hat das Feuer eine Fläche von etwa 16,5 Millionen Hektar erfasst. Nicht alles davon ist Wald, nicht alles ist komplett abgestorben", sagte Kuksin von Greenpeace in Russland. Er geht davon aus, dass bislang etwa sechs Millionen Hektar Wald vernichtet wurden. Die Forstschutzbehörde dagegen spricht von aktuell etwa vier Millionen Hektar (40.000 Quadratkilometer) brennender Fläche. Das entspricht etwa der Größe der Schweiz.

Den Negativrekord des Jahrhunderts gab es demnach 2012 mit einer von Feuern zerstörten Fläche von 16 Millionen Hektar. Dieses Jahr könne ein neuer Höchststand erreicht werden, meinte Kuksin. "Das Ausmaß der Brände wird in den Regionen oft unterschätzt." Das habe zur Folge, dass Hilfe nicht immer rechtzeitig angefordert werde.

In Jakutien kämpfen die Einsatzkräfte bis zur Erschöpfung um zu verhindern, dass die Flammen ganze Dörfer verschlingen. Nicht immer gelingt das: In dem Ort Bjass-Kjuel waren zuletzt etwa 40 Häuser zerstört worden. Die Behörden versprachen nun, bis Oktober würden neue gebaut –bis der Winter in der Region vor der Tür steht. Ohnehin hoffen die vielen Helfer auf den Herbst: Mit einsetzendem Regen dürften dann die meisten Brände von allein ausgehen.

"Kein einziger grüner Baum mehr kilometerweit"

"Sehen Sie, die tote Taiga. Alles ist verbrannt, kein einziger grüner Baum mehr kilometerweit", sagte eine Frau einem Reporter der Zeitung "Komsomolskaja Prawda". Bewohner von Bjass-Kjuel berichteten, dass sich die Flammen wegen starker Winde rasant ausgebreitet hätten und deshalb keine Zeit geblieben sei, beispielsweise Hunde von den Ketten und das Vieh freizulassen. Wie viele Tiere bei den Bränden qualvoll verendeten, ist bislang nicht bekannt.

Wer nicht direkt von den Feuern bedroht wird, leidet trotzdem: Hunderte Dörfer und Dutzende Städte in verschiedenen Landesteilen versinken im Rauch. Tausende Kilometer ist der Qualm schon nach Westen ins Landesinnere gezogen – und im Süden bis nach Kasachstan. Er könne zu schweren Verläufen bei Corona-Erkrankungen und zu einer höheren Sterblichkeit führen, erklärte Kuksin zu den Folgen. Die Behörden empfehlen, möglichst im Haus zu bleiben.

Trockenheit für Brände verantwortlich

Mittlerweile sind mehr als 9.000 Helfer im Kampf gegen die Flammen im Einsatz. Präsident Wladimir Putin hatte angesichts der Katastrophe eine Aufstockung angeordnet. Er schickte zudem seinen Minister für Zivilschutz, Jewgeni Sinitschew, nach Jakutien, damit er dort persönlich die Einsätze koordiniert. Die Behörden machen die Trockenheit als Folge des Klimawandels für die Brände verantwortlich.

"Ohne eine Aufstockung der Mittel für den Waldschutz wird es nicht möglich sein, Brände unter den neuen Klimabedingungen zu bekämpfen", sagte der Umweltaktivist Kuksin. Zudem müssten die Menschen mehr für die Gefahren sensibilisiert werden. "Die meisten Brände entstehen immer noch durch den Menschen." So sei es etwa üblich, dass Gras abgebrannt werde oder Zigarettenstummel einfach weggeworfen würden.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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