Katastrophe auf Mallorca Mutter will Kinder retten und stirbt in Fluten
Dramatische Szenen auf Mallorca: Beim Versuch ihre Kinder zu retten, reißen die Fluten eine Mutter mit. Sie selbst stirbt, ihr fünfjähriger Sohn wird vermisst. Es ist eine Tragödie von vielen.
Die Flut auf Mallorca hat zehn Menschenleben gefordert, mehrere Menschen werden weiterhin vermisst. Besonders betroffen machen die Schilderungen von Zeugen aus der Gemeinde Sant Llorenc des Cardassar im Osten der Insel: Sturzregen, Flut und Gerölllawinen trafen das Örtchen am Dienstagabend, inmitten der Katastrophe kämpften zahlreiche Menschen um ihr Leben.
Wasser stieg in rasender Geschwindigkeit
Eine Mutter verlor laut Angaben des mallorquinischen Notdienstes den Kampf. Beim Versuch, ihre Kinder aus den plötzlichen Wassermassen zu retten, reißt sie die Strömung mit. Der Sturzregen hatte binnen weniger Stunden bis zu 220 Liter pro Quadratmeter niederprasseln lassen. In Sant Llorenc stieg das Wasser laut Zeugen in rasender Geschwindigkeit. "Das Wasser war nicht unter Kontrolle zu bringen, es war dramatisch. Man muss es erlebt haben, um zu wissen, wie schlimm es war", sagt Vize-Bürgermeisterin Antonia Bauza.
In dieser Situation, so schilderten es Zeugen der "Mallorca-Zeitung", sei das Auto der Mutter von den Fluten erfasst worden – mit im Fahrzeug: ihr fünfjähriger Sohn und ihre achtjährige Tochter. Schnell zerrt die Mutter laut der Berichte ihre Tochter aus dem Wagen. Als sie den Jungen befreien will, wird das gesamte Auto von den Wassermassen mitgerissen. Rettungskräfte finden den Leichnam der Frau später im Fahrzeuginneren. Der Junge wird weiter vermisst, die Tochter überlebt.
"Ich bin ums Überleben geschwommen"
Es ist eine von vielen Tragödien, die sich inmitten der überschwemmten Ortschaft abspielten. Ein junger Mann erzählt im spanischen Fernsehen, noch sichtlich panisch: "Ich bin ums Überleben geschwommen." Rentner Manuel Torescussa berichtet der Lokalzeitung "Diario de Mallorca", wie er sich gerade noch durch das Fenster seines Autos retten konnte. "Ich musste rund 500 Meter durch die Sturzfluten schwimmen, bis ich ein Haus erreichte. Meine Kleider blieben an einem Metallzaun hängen, ich trug kaum noch etwas am Leib."
- Nach Sturzflut: Deutsches Ehepaar auf Mallorca vermisst
Auch eine deutsche gerät in die Wassermassen, die Sant Llorenc erfassen. Die "Rheinische Post" hat ihre Geschichte aufgeschrieben. Die 52-jährige Cornelia N. will ihren Sohn vom Flughafen abholen, als sie auf die Straße nach Sant Llorenc abbiegt, um das Gewitter zu umfahren. Schließlich gerät sie mitten hinein in das Unglück.
"Von allen Seiten kam das Wasser und Geröll die Berghänge herab. Es ging unfassbar schnell, plötzlich war es da. Wir konnten nicht mal mehr die Lichter der vor uns fahrenden Wagen sehen", sagt die Düsseldorferin. Sie wendet – und entgeht so laut eigenen Angaben einer Schlamm- und Gerölllawine. "Wären wir da hinein geraten, wären wir jetzt tot." Andere haben möglicherweise weniger Glück: Noch immer suchen Retter auch nach einem deutschen Ehepaar.
- Mallorca-Zeitung: "Mutter rettet Tochter aus geflutetem Auto und stirbt"
- Rheinische Post: "Wie eine Düsseldorferin und ihr Sohn den Fluten entkamen"
- dpa, AFP