Stadt fast vollständig zerstört "Lāhainā ist nicht mehr da" – Katastrophenfall auf Hawaii-Insel
Verheerende Buschbrände auf der Hawaii-Insel Maui haben eine historische Stadt zerstört. Viele Menschen stehen vor dem Nichts. Die Zahl der Todesopfer steigt weiter.
Infolge der schweren Brände auf der Insel Maui im US-Bundesstaat Hawaii steigt die Zahl der Todesopfer weiter. Mindestens 53 Menschen sind ums Leben gekommen, die Behörden befürchten ein weiteres Ansteigen der Opferzahl. Am Mittwochabend hatten die Behörden zunächst von 36 Toten gesprochen. Die 17 weiteren Opfer seien gestern gefunden geworden. Angesichts der verheerenden Buschbrände hat US-Präsident Joe Biden den Katastrophenfall ausgerufen.
Biden gab damit Hilfen des Bundes für die betroffenen Gebiete auf der US-Inselgruppe im Pazifik frei, wie das Weiße Haus am Donnerstag mitteilte. Das Geld soll unter anderem Menschen zugutekommen, deren Häuser von den Flammen zerstört oder beschädigt wurden.
Die verheerenden Buschfeuer haben die historische und bei Touristen beliebte Stadt Lāhainā zu großen Teilen zerstört. Hier sehen Sie das Ausmaß der Zerstörung im Video. Der Gouverneur von Hawaii, Josh Green, sprach nach einem Rundgang durch den völlig ausgebrannten Küstenort Lāhainā von der "wahrscheinlich größten Naturkatastrophe" in der Geschichte des US-Bundesstaates Hawaii.
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Green appellierte auch an Inselbewohner und Hotelbetreiber, Betroffene aufzunehmen. Tausende Menschen bräuchten jetzt Unterkünfte. Nach Angaben des Bürgermeisters des Bezirks Maui, Richard Bissen, war der Westen der Insel gestern weiterhin ohne Strom und Wasserversorgung.
Nun schilderten von den Bränden Betroffene Erschütterndes. "Lāhainā ist nicht mehr da", so beschreibt Anatol Eisele das Katastrophenszenario auf Maui – er selbst ist der Feuerhölle in Hawaii nur knapp entkommen. Der gebürtige Ravensburger kam als Windsurfer vor 30 Jahren in das Inselparadies, jetzt steht er vor den verkohlten Ruinen seines Restaurants Paia Fishmarket in Lāhainā. "Alles komplett weg", sagt der 50-Jährige lakonisch. Das Schicksal teilt er mit vielen.
"Wie von einer 'Feuerbombe' getroffen"
Eisele hatte zunächst noch mit einigen Mitarbeitern in seinem Restaurant ausgeharrt, doch als der Sturm ihnen das Dach über dem Kopf wegriss, entschlossen sie sich zur Flucht. "Wir sind gerade noch so zum Schluss rausgekommen", beschreibt Eisele ihr Entkommen. Alle Zufahrtsstraßen in das betroffene Gebiet sind seither gesperrt, doch der Deutsche kehrte am Mittwoch mit einem Boot nach Lāhainā zurück. Wie von einer "Feuerbombe" getroffen sei dort alles zerstört worden, schildert er. Was einen schnellen Wiederaufbau betrifft, ist Eisele skeptisch. Das könne Jahre dauern.
Auch Bernard Weber kann das Ausmaß der Zerstörung noch nicht fassen. "Ich bin seit 35 Jahren hier, aber so eine Katastrophe haben wir auf Hawaii noch nie gesehen", sagt der gebürtige Schweizer. Mit seiner Ex-Frau aus Deutschland betreibt er in Kahului, im Osten der Insel, das Restaurant "Brigit & Bernard’s Garden Cafe". Dort brannte es nicht, aber sein Wohnhaus in Wailea war von Flammen bedroht. Mitten in der Nacht hätten sie ihr Auto mit Wertsachen und Fotos vollgepackt und die Flucht ergriffen, schildert der 62-Jährige der dpa.
Klimakrise heizt Feuerwetter an
Auf Maui und der benachbarten Insel Hawaii, der größten Insel des gleichnamigen US-Bundesstaats, waren am Dienstag mehrere Brände ausgebrochen. Angefacht von heftigen Böen des vorbeiziehenden Hurrikans "Dora" mit Windstärken von bis zu 130 Kilometern pro Stunde hatten sich die Flammen rasend schnell ausgebreitet. Die Einsatzkräfte waren zunächst völlig überfordert.
Die Ursache für die Feuer war zunächst nicht bekannt. Studien zeigen jedoch, dass sich infolge der menschengemachten Erderhitzung die Wahrscheinlichkeit und Intensität von Extremwetterereignissen wie Hitzewellen, Dürreperioden oder Hurrikans erhöhen. "Der Klimawandel führt zu diesen unvorhergesehenen Kombinationen, die wir gerade erleben und die dieses extreme Feuerwetter anheizen", sagte Kelsey Copes-Gerbitz, Postdoktorandin an der forstwirtschaftlichen Fakultät der Universität von British Columbia der Nachrichtenagentur AP.
In Hawaii kommt erschwerend dazu, dass die Entflammbarkeit der Landschaft in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen hat. Gründe sind die Einfuhr nicht-heimischer Pflanzenarten und die zunehmende Abholzung brandentschleunigend wirkender Wälder. So werden die Inseln des US-Bundesstaats immer häufiger von derartigen Katastrophen heimgesucht.
- Nachrichtenagentur AFP
- Nachrichtenagentur dpa
- apnews.com: "What’s driving Maui’s devastating fires, and how climate change is fueling those conditions" (englisch)