Angriffe auf Angestellte Keine Gratis-Tüten: Australische Kunden drehen durch
Seit wenigen Tagen sind kostenlose Plastiktüten in australischen Supermärkten verboten. Die Kunden haben dafür offenbar kein Verständnis: Sie schimpfen und fluchen – und attackieren das Personal.
In Australien geben Angestellte in Supermärkten keine Einweg-Plastiktüten mehr aus, um die Umwelt zu schonen. Das hat offenbar viele Kunden in Rage gebracht. Ladenpersonal berichtet von schimpfenden und fluchenden Kunden, die sogar handgreiflich wurden: In einem Fall habe ein Mann einer Verkäuferin sogar die Hände um den Hals gelegt.
Die beiden großen Supermarktketten des Landes, "Woolworths" und "Coles", hatten vergangenes Jahr angekündigt, die kostenlosen Einwegtüten aus Plastik durch wiederverwendbare Tüten zum Preis von je 15 Cent zu ersetzen. Die Aktion bei "Woolworths" begann eigentlich am 20. Juni, doch die Kette musste das Vorhaben wegen meuternder Kunden um zehn Tage verschieben. "Coles" verlangt seit Sonntag Geld für Tüten.
Die Attacken sind keine Einzelfälle
Die Gewerkschaft der Groß- und Einzelhandelsangestellten befragte ihre Mitglieder zur Abschaffung der kostenlosen Plastiktüten. Von 141, die bislang antworteten, berichteten 61, sie seien verbal oder gar körperlich von wütenden Kunden angegriffen worden.
- Das schafft jeder: "10 Tipps – So vermeiden Sie Plastik beim Einkaufen"
- Rund 29 Tüten pro Kopf: "Plastiktüten – Verbrauch in Deutschland geht stark zurück"
- Papiertüten, Bio-Plastik, abbaubare Kaffeekapseln: "Führen alternative Verpackungen Verbraucher in die Irre?"
Der Gewerkschaftsvertreter Ben Harris sagte: "Ein männlicher Kunde hat eine Verkäuferin laut beschimpft. Sie hat ihm kostenlose Plastiktüten gegeben und sich entschuldigt. Als sie ihm wenig später beim Einscannen eines Produkts helfen wollte, hat er ihr die Hände von hinten um den Hals gelegt."
Für Gewalt gibt es keine Entschuldigung
Andere Kunden warfen Waren auf den Fußboden, fluchten und stürmten aus dem Supermarkt, wie Gewerkschaftsmitglieder berichten. Gewerkschaftschef Gerard Dwyer erklärt, die "Frustration" mancher Kunden sei vielleicht verständlich – es gebe aber "keine Entschuldigung für Gewalt gegen das Personal".
Dwyer berichtet, manche Kunden hätten aus Protest gegen die Aktion dreckige Plastiktüten von zu Hause mitgebracht. "Kunden wollten ihre Einkäufe in Tüten mit Erbrochenem, mit benutzten Windeln oder Rattenkot stecken." Das sei "nicht hinnehmbar" – auch, weil es ein "ernstes Gesundheitsrisiko" für das Personal darstelle.
Für den Verstoß gegen das Verbot drohen hohe Geldstrafen
Im Kampf gegen den Plastikmüll haben fast alle australischen Bundesstaaten ein Plastiktütenverbot erlassen oder planen eines. Ausnahme ist noch New South Wales. Händler, die sich nicht daran halten, müssen mit Strafen bis zu 6.000 australischen Dollar (3.800 Euro) rechnen.
- AFP