Menschen Bürgerrechtler: Merkel hatte "klare Trennlinie" zur SED
In der neuerlichen Debatte um Angela Merkels DDR-Vergangenheit erhält die Bundeskanzlerin Rückendeckung von einem früheren DDR-Bürgerrechtler und der Linkspartei. "Man konnte nicht raus. Und jeder hat versucht, mit seinen Fähigkeiten und Talenten das Mögliche auszuschöpfen", so der Bürgerrechtler und Grünen-Europa-Abgeordnete Werner Schulz zur "Passauer Neuen Presse". "Ich warne vor gefährlichen Vereinfachungen", verteidigte Linken-Chefin Katja Kipping gegenüber der "Berliner Zeitung" ("BZ") die CDU-Politikerin Merkel.
"Wir mussten alle das Abc des Marxismus-Leninismus herunterbeten", so Schulz weiter. Allerdings habe es für Merkel eine "klare Trennlinie" gegeben. "Ihre Anpassung ging nie so weit, dass sie in die SED eingetreten wäre", während viele andere diesen Weg gegangen seien.
"Sekretärin für Agitation und Propaganda"
Für neue Spekulationen um Merkels DDR-Vergangenheit hatte die jüngst erschienene Biografie der Journalisten Günther Lachmann ("Welt") und Ralf Georg Reuth ("Bild") mit dem Titel "Das erste Leben der Angela M" gesorgt. Darin zitieren die Autoren den früheren FDJ-Sekretär (Freie Deutsche Jugend) Gunter Walther mit den Worten: "Angela Merkel war Sekretärin für Agitation und Propaganda." Walther habe der gleichen FDJ-Gruppe angehört wie Merkel.
"Klingt natürlich bombastisch"
"FDJ-Sekretärin für Agitation und Propaganda - das klingt natürlich bombastisch", sagte Bürgerrechtler Schulz dazu weiter. Die Wirklichkeit sei aber "weniger dramatisch". Es habe tausende Sekretäre oder Sekretärinnen für Agitation und Propaganda in der FDJ gegeben. Die meisten seien aber "nicht mit Herz und Hirn oder echter Leidenschaft" dabei gewesen.
Linken-Politikerin Kipping wird von der "BZ" mit den Worten zitiert: "Die Leichtigkeit, mit der heute gelegentlich aus dem Westen über Ostdeutsche geurteilt wird, erstaunt mich immer wieder. Wir müssen aufpassen, dass daraus im Wahlkampf nicht ein pauschales Hinwegreden über ostdeutsche Biografien wird."
"Kann mich nur auf meine Erinnerung stützen"
Merkel selbst hatte zu den neuesten Spekulationen bei einer Veranstaltung am Sonntag in Berlin gesagt: "Was mir wichtig ist - ich habe da nie irgendetwas verheimlicht." Überdies habe sie sich schon umfassend dazu geäußert, dass sie auch aus "Gemeinschafts-Gründen" in die DDR-Jugendorganisation eingetreten sei. "Ich kann mich da nur auf meine Erinnerung stützen. Wenn sich jetzt etwas anderes ergibt, kann man damit auch leben."