Menschen Auf Amundsens Spuren zum Südpol
Wind und Schnee behindern eine norwegische Expedition auf den Spuren des Polarforschers Roald Amundsen zum Südpol. Die Gruppe hat nach eigenen Angaben bereits den halben Weg zum Südpol auf Skiern zurückgelegt. Der Plan, genau zum 100. Jahrestag der Pol-Eroberung am 14. Dezember am südlichsten Punkt der Erde anzukommen, sei jedoch nur noch schwer einzuhalten.
Die S¢rpolen-Expedition hat in 22 Marschtagen bereits 672 Kilometer zurückgelegt - liegt damit aber 133 Kilometer hinter Amundsens Reiseplan zurück. Das berichtete das Team des norwegischen Polarinstituts in seinem Blog. Heftiger Gegenwind verlangsamte den Gang der Norweger, zu denen der Ski-Welt-Cup- und Olympiasieger Vegard Ulvang gehört. Die bevorstehende Besteigung des 3000 Meter hohen Axel-Heiberg-Gletschers sei mit dem starken Schneefall der vergangenen Tage eine schwere Hürde.
Exakt auf der historischen Route
Das vom Leiter des norwegischen Polarinstituts Jan-Gunnar Winther angeführte Team folgt zum ersten Mal nach 1911 genau Amundsens Route, den Angaben seines Tagebuchs folgend. Die vier Männer verzichten aber auf die Unterstützung von Zughunden - diese wurden aus der Antarktis verbannt, um den weißen Kontinent nicht mit zusätzlichen Umweltveränderungen zu belasten.
Eine andere norwegische Expedition unter dem ehemaligen Schlittschuhläufer Asle T. Johansen hat einen etwas längeren Weg eingeschlagen, wird aber von den klimatischen Bedingungen bislang begünstigt. Sie könnte daher noch am 14. Dezember den Pol erreichen. Das Team um Johansen benutzt Originalausstattung aus Amundsens Zeiten.
Ein Ziel - zwei unterschiedliche Strategien
Amundsen und sein britischer Rivale Robert Falcon Scott hatten im Winter 1911 das gleiche ehrgeizige Ziel: als erster Mensch den Südpol zu erreichen. Beide machten sich im Abstand von vier Tagen auf unterschiedlichen Routen auf den Weg über den eisigen Kontinent - Amundsen und sein Team mit Hundeschlitten, Scott und seine Männer mit Ponys und Motorschlitten.
Am 14. Dezember 1911 hissten Amundsen und seine vier Begleiter am Pol die Flagge Norwegens. Kurze Zeit später machten sie sich auf den Rückweg und gingen als strahlende Sieger in die Geschichtsbücher ein. Scott und seine Männer dagegen kämpften von Anfang an mit ihrer Ausrüstung. In der eisigen Kälte fielen die Motoren der Schlitten aus, die Ponys ertrugen das harte Klima nicht. Erschöpft erreichten die Männer am 17. oder 18. Januar 1912 den Pol - und mussten feststellen, dass Amundsen schneller gewesen war.
Fehlende Lebensmittel und Krankheiten schwächten die Gruppe weiter, einem Schneesturm Ende März waren sie nicht mehr gewachsen. Keine 20 Kilometer vom rettenden Stützpunkt entfernt kamen die letzten Männer der Gruppe ums Leben. Am 29. März 1912 schrieb Scott in sein Tagebuch: "Die Kraft hat uns verlassen. Das Ende kann nicht mehr lang dauern."
Briten wiederholen legendären Wettlauf
Ein Doppel-Team der britischen Streitkräfte wiederholt das Wettrennen zum Südpol zwischen Amundsen und Scott. Die Expedition auf der Amundsen-Route hat nach letzten Angaben der eigenen Website einen leichten Vorsprung vor den Nachfolgern Scotts. Beide Gruppen wollen erst im Januar ans Ziel gelangen.
Insgesamt sind fast 20 Expeditionen zum Amundsen-Jubiläum auf dem Weg zum Südpol. Die Britin Felicity Aston versucht, die erste Frau zu sein, die im Alleingang auf Skiern bis zum Südpol gelangt. Die 33-Jährige will in 70 Tagen eine Strecke von 1700 Kilometern zurücklegen.
Die Australier James Castrission (29) und Justin Jones (28) wollen die jüngsten Südpol-Eroberer werden und die ersten, die ohne Unterstützung die Hin- und Rückfahrt auf Skiern schaffen. Ein englisches Team sucht indessen den letzten Rastplatz ihres Landsmanns Scott auf, der mit seinen Begleitern 1912 vor Hunger und Kälte umkam, nachdem er erst nach Amundsen den Südpol erreicht hatte.