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Von US-Soldaten vergewaltigt: Frauen brechen Schweigen | Frankreich


"Mama, Du hast so Schlimmes erlebt"
Von US-Soldaten vergewaltigt: Französinnen brechen Schweigen

Von afp
04.06.2024Lesedauer: 3 Min.
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Kunstinstallation zur Gedenkfeier an den D-Day 1944 (Archivbild): Im Jahr 1944 wurden 152 US-Soldaten wegen der Vergewaltigung französischer Frauen verurteilt – die Dunkelziffer sei jedoch weitaus höher. (Quelle: NurPhoto/getty-images-bilder)

Vor 80 Jahren befreiten die Alliierten Frankreich von den Nazis. Obwohl die US-Soldaten landesweit gefeiert wurden, hat die Geschichte auch ihre Schattenseiten. Eine Zeitzeugin spricht nun über das Schicksal ihrer Mutter.

Sie wollten die allgemeine Feierlaune nicht stören: Aus Scham und Angst vor der Schande haben Französinnen, die gegen Ende des Zweiten Weltkriegs von US-Soldaten vergewaltigt wurden, teils jahrzehntelang geschwiegen. Kurz vor Beginn der Gedenkfeiern zum 80. Jahrestag der Landung der Alliierten hat die 99 Jahre alte Aimée Dupré sich entschieden, vom Schicksal ihrer Mutter zu berichten.

"Sie hat sich geopfert, um mich zu schützen", erzählt die alte Dame in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP. Sie war 19 Jahre alt, als am 6. Juni 1944 etwa 156.000 amerikanische, britische und französische Soldaten an den Stränden der Normandie landeten. Der D-Day ebnete den Weg für den Sieg der Alliierten gegen Nazi-Deutschland. Die ausländischen Soldaten wurden als Befreier gefeiert, die die deutsche Besatzung Frankreichs beendeten.

"Mama, Du hast so Schlimmes erlebt"

Aimée hatte sich wie alle anderen Einwohner des bretonischen Dorfes Montours über die Ankunft der Befreier gefreut. Doch im August desselben Jahres geschah etwas, das sie ihr ganzes Leben belasten sollte.

Zwei GIs, wie die US-Soldaten genannt wurden, erschienen eines Abends auf dem Bauernhof ihrer Familie. "Sie waren betrunken, sie brauchten eine Frau", so erinnert sich die 99-Jährige.

Sie zieht einen Brief ihrer Mutter Aimée Helaudais Honoré hervor, den diese später geschrieben hat, "um nichts zu vergessen". Die US-Soldaten hätten sich ihrer Tochter genähert, aber sie sei mit ihnen rausgegangen, um sie zu schützen, schreibt sie.

"Sie haben mich auf ein Feld geführt und dort abwechselnd vergewaltigt, jeder viermal", so liest es die Tochter, 80 Jahre später. "Mama, Du hast so Schlimmes erlebt", murmelt sie. "Wir haben die ganze Nacht gewartet. Wir wussten nicht, ob sie zurückkommen würde oder ob sie sie erschießen würden", erinnert sich die alte Dame.

"Viele Frauen haben geschwiegen"

Im Oktober 1944 wurden 152 US-Soldaten wegen der Vergewaltigung französischer Frauen verurteilt. Die Zahl der Täter sei aber weitaus größer, schätzt die Historikerin Mary Louise Roberts, die sich als eine der wenigen mit dem Thema befasst hat. Sie nennt es "eines der großen Tabus des Zweiten Weltkriegs". "Vermutlich wurden Hunderte, wenn nicht Tausende Vergewaltigungen durch US-Soldaten zwischen 1944 und 1946 nicht gemeldet", sagt sie.

"Viele Frauen haben geschwiegen. Nicht nur wegen der Schande, die mit einer Vergewaltigung verbunden war, sondern auch, weil es nicht zu der Freudenstimmung passte, mit der die Befreier gefeiert wurden", erklärt Roberts.

"Die Aussicht auf Sex hat US-Soldaten zum Kampf ermuntert"

Sie verweist auf die Werbestrategie der US-Streitkräfte, die ihre Soldaten unverhohlen mit der Aussicht auf willige Französinnen umwarb. "Die Französinnen sind verrückt auf die Yankees", titelte das Armeeblatt "Stars and Stripes – dafür kämpfen wir" im September 1944. Es veröffentlichte zudem zahlreiche Fotos von US-Soldaten, die sich von französischen Frauen küssen lassen. "Die Aussicht auf Sex hat US-Soldaten zum Kampf ermuntert", meint Roberts.

Die Historikerin ist bei ihren Recherchen auf eine weitere Besonderheit gestoßen: Diejenigen, die wegen Vergewaltigung verurteilt wurden, waren fast alle schwarz. "Schwarze Soldaten wurden zu Sündenböcken gemacht, um den Ruf der weißen US-Soldaten zu schützen", erklärt sie. Dies entspreche dem in den Südstaaten verbreiteten rassistischen Vorurteil, dass Schwarze eine "entfesselte Sexualität" hätten. "Niemand wollte das Bild des amerikanischen Helden beschmutzen, auf den alle so stolz waren", resümiert die Historikerin.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP
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