Mutter bat mehrfach Einlieferung ins Krankenhaus verweigert – Achtjährige stirbt an US-Grenze
Eine herzkranke Achtjährige fängt sich an der US-Grenze die Grippe ein. Wenige Tage später ist sie tot. Ihre Mutter macht den Behörden schwere Vorwürfe.
An der US-Grenze im Bundesstaat Texas ist ein achtjähriges Mädchen gestorben, obwohl ihre Mutter zuvor mehrfach um Einlieferung in ein Krankenhaus gebeten hatte. Das berichten mehrere US-Medien übereinstimmend. Anadith Tanay Reyes Alvarez, Asylsuchende aus Panama, wurde demnach mit einer Herzerkrankung geboren und starb am 17. Mai nach einem medizinischen Notfall in einer Grenzschutzstation in Harlingen, Texas.
Nachdem sie Symptome wie Erbrechen und Übelkeit gezeigt und sich ihr Gesundheitszustand rapide verschlechtert hatte, habe ihre Mutter sich dreimal an die medizinische Station der Einrichtung gewandt. Die lokalen Behörden ignorierten den Berichten zufolge jedoch ihre Bitten, das Kind in ein Krankenhaus zu bringen, obwohl ihnen wohl bewusst war, dass das Mädchen herzkrank gewesen ist.
Behörde spricht von "tragischem Tod"
Erst als sie bewusstlos wurde und die Mutter das Mädchen zur medizinischen Station der Grenzeinheit im Südosten von Texas trug, reagierten die US-Behörden und brachten sie ins Krankenhaus, wo sie schließlich verstarb.
Ein Sprecher der Behörde sprach von einem "tragischem Tod" des Mädchens, über den man "zutiefst traurig" sei. Die Mutter der Verstorbenen machte den Grenzschützern schwere Vorwürfe. Trotz des Zustands ihrer Tochter habe sie das Gefühl gehabt, ihr würde niemand glauben, sagte sie. Sie habe mehrfach um die Einlieferung in ein Krankenhaus gebeten.
Grenzschutzbehörde schildert Verlauf
Reyes Alvarez sei mit ihren Eltern und Geschwistern acht Tage lang in Einrichtungen der Grenzschutzpolizei festgehalten worden, obwohl interne Vorschriften die Beamten anweisen, Migranten nicht länger als drei Tage festzuhalten, hieß es weiter. Nach diesem Zeitraum werden Asylsuchende eigentlich bis zu einer Gerichtsverhandlung oder einer Asylbefragung freigelassen, abgeschoben oder an eine andere Behörde überstellt. Unklar ist derzeit, warum die Familie über diese 72 Stunden hinweg in Gewahrsam der Behörden blieb.
Einem Statement der Grenzschutzbehörde zufolge war die Familie zunächst in einer anderen Einrichtung untergebracht gewesen. Bei einer medizinischen Untersuchung habe sie die Beamten über die Erkrankung des Mädchens informiert, ansonsten habe es keine Auffälligkeiten gegeben. Dann sei die Familie nach Harlingen verlegt worden, wo Reyes Alvarez aufgrund einer Grippe-Erkrankung nach einer erneuten Untersuchung mit Medikamenten versorgt worden sei.
Autopsie angeordnet
Weitere Ausführungen der Behörde bestätigen, dass das Mädchen mehrfach bei den Medizinern vorstellig wurde. Sie habe weitere Medikamente gegen ihre Beschwerden erhalten. Gegen Mittag sei sie dann von ihrer Mutter in die Station getragen wurde, augenscheinlich mit einer Art Anfall. Es seien Wiederbelebungsmaßnahmen ergriffen worden, eine Ambulanz habe sie in ein Krankenhaus gebracht. Dort sei sie wenig später für tot erklärt worden.
Eine Autopsie soll jetzt die Todesursache klären. Die Familie des Mädchens wurde aus dem Gewahrsam entlassen und will nun nach New York weiterreisen.
Nicht das erste tote Kind an der US-Grenze in diesem Jahr
Zuletzt hatte eine Sonderregelung noch aus Zeiten der Trump-Regierung geendet, mit der Geflüchtete an der US-Grenze leichter zurückgewiesen werden konnten. Infolge kamen dort in den vergangenen Wochen bis zu 10.000 Migranten am Tag an.
Erst vor einer Woche starb ein 17-Jähriger aus Honduras in Gewahrsam der US-Behörden. Anfang des Jahres soll zudem ein vierjähriges Kind ebenfalls in US-Gewahrsam ums Leben gekommen sein.
- spiegel.de: "Achtjährige suchte am Tag ihres Todes drei Mal Arzt auf"
- cbsnews.com: "Migrant mother requested aid three times the day her 8-year-old daughter died in U.S. border custody"
- cnn.com: "8-year-old migrant girl who died in US Border Patrol custody was treated for flu several days before her death, authorities say"