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Schockfund im Netz: Songs eines Massenmörders bei YouTube zu hören


Schockfund im Netz
Songs eines Massenmörders bei YouTube zu hören


29.04.2021Lesedauer: 2 Min.
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Im Mai 1995 nahmen japanische Sicherheitskräfte den Sektenführer fest: Noch heute sind Songs des Massenmörders bei YouTube zu finden.Vergrößern des Bildes
Im Mai 1995 nahmen japanische Sicherheitskräfte den Sektenführer fest: Noch heute sind Songs des Massenmörders bei YouTube zu finden. (Quelle: imago-images-bilder)

Er befahl seinen Anhängern einen Nervengiftanschlag auf die U-Bahn in Tokio: Für seine Verbrechen wurde der Sektenguru Shōkō Asahara vor drei Jahren hingerichtet. Doch seine Stimme ist weiter bei YouTube zu hören.

Mit einem Giftgasanschlag am 20. März 1995 auf die U-Bahn in Tokio wurde Sektenführer Shōkō Asahara, der mit bürgerlichem Namen Chizuo Matsumoto hieß, weltweit bekannt und berüchtigt. 13 Menschen starben, Tausende wurden verletzt, als seine Anhänger zur Hauptstoßzeit am Morgen selbst hergestelltes Sarin in den Waggons freisetzten. Die japanische Aum-Sekte wurde in der Folge zum Sinnbild apokalyptischer Extremisten. Monate später folgte ein weiterer Anschlag auf die Stadt Matsumoto mit sieben Todesopfern.

Anschläge sollten Weltkrieg auslösen

Für ihre Verbrechen wurden die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen: Asahara und weitere Beteiligte wurden zum Tode verurteilt und exekutiert. Nachfolgeorganisationen der Aum-Sekte werden in Japan weiterhin streng überwacht. Trotzdem konnte 2019 ein Aum-Anhänger einen Autoanschlag in Tokio mit neun Verletzten verüben.

Noch immer stehen die von Asahara gegründete Organisation und ihre Ableger auch auf der Terrorliste der Vereinigten Staaten – immerhin wollten sie mit den Anschlägen den Dritten Weltkrieg auslösen und den Weltuntergang einleiten.

Umso erstaunlicher ist es, dass im Video-Streaming-Dienst YouTube bis heute die Lieder des verurteilten Massenmörders frei zugänglich sind: beispielsweise der "Lord Death's Counting Song", aber auch komplette Sammlungen des Gurus.

Nutzer haben die Songs dort zum Teil bereits vor Jahren zur Verfügung gestellt, aus welchen Gründen im Einzelnen ist unbekannt. Zum Teil scheint Neugier und Voyeurismus eine Rolle zu spielen, unter den Kommentaren finden sich aber auch solche, die den Sektenführer preisen. Zum Teil sind ganze Profile dem Mann und seiner Sekte gewidmet. Auch Aufnahmen seiner Predigten sind enthalten. Eindeutig propagandistische Kanäle verbreiten die Videos dann unter anderem auf Twitter weiter.

YouTube kündigte auf Anfrage am Mittwoch eine Prüfung mehrerer von t-online beispielhaft benannter Videos an. Am Donnerstagmittag teilte YouTube mit, sie entfernt zu haben. Mit Hinweis auf die Nutzungsbedingungen und Community-Richtlinien sind sie nicht mehr verfügbar. Auch ein dazugehöriges Konto wurde gesperrt. Weitere Videos mit gleichem Inhalt sind weiter abrufbar.

Update, 30.4.2021: Nach Veröffentlichung des Artikels hat YouTube mehrere der Videos entfernt. Der Artikel wurde entsprechend aktualisiert.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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