Zusammenarbeit mit zivilen Behörden Missbrauch – Franziskus schafft "päpstliches Geheimnis" ab

Der Vatikan ist verschwiegen, auch wenn es um schwere Vorwürfe geht – zum Beispiel massenhaften Kindesmissbrauch. Nun hebt der Papst die Pflicht zur Geheimhaltung dafür auf.
Papst Franziskus verschärft die Gangart beim Kampf gegen sexuellen Missbrauch von Kindern in der katholischen Kirche. Dazu schaffte er das "päpstliche Geheimnis" im Fall von Missbrauch durch Priester ab, wie der Vatikan mitteilte.
Die Maßnahme führt nach Angaben der vatikanischen Medienplattform Vaticannews dazu, dass Aussagen in Kirchenprozessen auch an zivile Behörden gehen. Das päpstliche Geheimnis "sub secreto pontificio" kennzeichnet vertrauliche Dokumente und Erkenntnisse im Verwaltungsablauf der vatikanischen Behörden und der Kirche insgesamt.
Antimissbrauchsgipfel im Vatikan im Februar
Diese Informationen dürfen nur dem ausdrücklichen Empfänger eröffnet werden und bleiben für andere unter Verschluss. Personen, die mit derart vertraulichen Informationen Umgang haben, etwa Mitarbeiter der Kurie oder vatikanische Diplomaten, müssen einen Eid zur Geheimhaltung ableisten. Verstoßen sie dagegen, drohen disziplinarische Maßnahmen.
Die Entscheidung ist eine Folge des Anti-Missbrauchsgipfels im Vatikan im Februar, zu dem der Papst alle Bischöfe der Welt geladen hatte. Der Erzbischof von Malta und einer der engsten Papst-Berater beim Thema Missbrauch, Charles Scicluna, sprach von einer epochalen Entscheidung.
Der massenhafte Missbrauch von Kindern hatte die katholische Kirche in eine ihrer schwersten Krisen gestürzt. Schon Franziskus' Vorgänger Benedikt XVI. kündigte totale Transparenz an, was viele Kritiker aber immer noch nicht für durchgesetzt halten.
- Nachrichtenagentur dpa
- Kirchenzeitung: Das Päpstliche Geheimnis und seine Anwendung