Verurteilt wegen Doppelmord Nach 33 Jahren US-Haft: Deutscher Jens Söring kommt frei
Jens Söring wurde in den USA zu lebenslanger Haft verurteilt – er soll 1985 die Eltern seiner damaligen Freundin ermordet haben. Das Urteil ist umstritten. Nun soll der 53-Jährige nach Deutschland abgeschoben werden.
Der seit drei Jahrzehnten wegen eines Doppelmordes in den USA inhaftierte Deutsche Jens Söring soll aus dem Gefängnis entlassen und abgeschoben werden. Das entschied das für Begnadigungen im Bundesstaat Virginia zuständige Gremium, wie Gouverneur Ralph Northam am Montag mitteilte. Der 53-Jährige soll demnach der Einwanderungspolizei ICE übergeben, abgeschoben und mit einem Wiedereinreiseverbot belegt werden. Eine Begnadigung des Deutschen wurde dagegen erneut abgelehnt.
Söring sitzt seit fast 30 Jahren in den USA in Haft. Der damals 18-Jährige soll 1985 in Bedford County in Virginia die Eltern seiner damaligen Freundin Elizabeth Haysom erstochen haben. Die Bluttat hatte damals für Entsetzen gesorgt. Das junge Paar flüchtete aus den USA, wurde später aber in Großbritannien festgenommen. Söring wurde nach einem langen Rechtsstreit, der auch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte beschäftigte, an die USA ausgeliefert. Dort wurde er 1990 wegen zweifachen Mordes zu zwei Mal lebenslanger Haft verurteilt.
Geständnis widerrufen
Söring hatte die Tat zunächst gestanden, dies aber später widerrufen. Er erklärte, das Geständnis nur abgelegt zu haben, um seine Freundin – nach seinen Angaben die wahre Täterin – vor der Todesstrafe zu bewahren. Er sei fälschlicherweise davon ausgegangen, als Sohn eines deutschen Diplomaten diplomatische Immunität zu genießen.
Haysom bekannte sich nach der Tat der Beihilfe zu den Morden schuldig und wurde zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Die gebürtige Kanadierin soll nun ebenfalls aus dem Gefängnis entlassen und in ihr Heimatland abgeschoben werden.
Der Fall hat in den USA und in Deutschland viel Aufmerksamkeit erregt. Söring schrieb im Gefängnis mehrere Bücher. 2016 erschien über den Fall der Dokumentarfilm "Das Versprechen", in dem mögliche Fehler der US-Justiz thematisiert werden.
Sörings Entlassung sei "angemessen"
Söring, der seine Unschuld beteuert, bat wiederholt um eine Begnadigung. Das wurde nun erneut abgelehnt. Die Zeitung "Richmond Times-Dispatch" zitierte die Vorsitzende des für Begnadigungen in Virginia zuständigen Gremiums mit den Worten, jahrelange Untersuchungen hätten ergeben, dass Sörings Unschuldsbeteuerungen "unbegründet" seien.
Eine Haftentlassung Sörings und Haysoms sei aber "angemessen", erklärte Adrianne Bennett demnach. Sie begründete dies mit dem jungen Alter der beiden zum Tatzeitpunkt und der langen bereits abgesessenen Haftstrafe. Auch komme eine Freilassung aus der Haft den Steuerzahlern zugute.
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Das Auswärtige Amt in Berlin äußerte sich am Dienstag auf Anfrage nicht näher zu den neuesten Entwicklungen in dem Fall. Söring werde seit seiner Verhaftung "intensiv konsularisch" betreut. Die Bundesregierung unterstütze seine Anliegen "im Rahmen des Möglichen".
- Nachrichtenagentur AFP