Verbrechen in Berlin Nach tödlichem Stoß vor U-Bahn – Verdächtiger wieder frei
Kehrtwende im Fall des tödlichen Stoßes vor eine U-Bahn in Berlin: Die Polizei musste einen festgenommenen Verdächtigen wieder frei lassen. Bei Zeugenaussagen hätten sich Widersprüche ergeben.
Nach dem tödlichen Stoß eines Mannes vor eine U-Bahn in Berlin-Kreuzberg wird ein als tatverdächtig Gefasster wieder auf freien Fuß gesetzt. Es gebe derzeit keinen dringenden Tatverdacht, sagte der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft, Martin Steltner am Samstag der dpa. Bei den Zeugenaussagen hätten sich Widersprüche ergeben, etwa bei den Zeitangaben. Zudem sei das Videomaterial von mäßiger Qualität. Die U-Bahn-Station Kottbusser Tor wird von Kameras überwacht.
Es werde weiter intensiv ermittelt, sagte Steltner. Fahnder hatten den 30-Jährigen am Freitagabend in Eberswalde nordöstlich von Berlin festgenommen. Eine Mordkommission der Berliner Kriminalpolizei hatte nach dem Täter gesucht.
Streit am Bahnsteig vor tödlichem Stoß
In der Nacht zu Mittwoch war ein 30-jähriger Iraner vor eine U-Bahn gestoßen worden. Er wurde durch die einfahrende Bahn in der unterirdischen Station der U8 so schwer verletzt, dass er noch vor Ort starb. Zuvor soll es auf dem Bahnsteig laut Polizei einen Streit zwischen dem Opfer und einem Begleiter sowie einer größeren Gruppe, zu der der Täter gehörte, gegeben haben. Auswertung von Videoaufnahmen, umfangreiche Ermittlungen und Hinweise von Zeugen hatten die Ermittler auf die Spur des Verdächtigen geführt, wie es am Samstag in einer Mitteilung der Polizei hieß.
Beamte der Polizei Brandenburg nahmen den Mann für die Zielfahnder der Polizei Berlin gestern gegen 18.30 Uhr am Hauptbahnhof Eberswalde fest. Der Mann habe keinen Widerstand geleistet, hieß es. Die Hintergründe der Auseinandersetzung seien nach wie vor Gegenstand der Ermittlungen. Sie könnten nach derzeitigen Erkenntnissen im Zusammenhang mit Drogenkriminalität stehen.
Opfer war wegen Drogendelikten polizeibekannt
Auch die Staatsanwaltschaft hatte von sich verdichtenden Hinweisen gesprochen, dass ein Drogengeschäft der Tat zugrunde gelegen haben könnte. Von Seiten der Polizei hieß es, das Opfer habe in Berlin gewohnt und sei der Behörde wegen Drogendelikten bekannt. In dem Videoüberwachten U-Bahnhof sind regelmäßig Dealer und Süchtige unterwegs. Das Kottbusser Tor, in Berlin auch "Kotti" genannt, zählt für die Polizei zu den sogenannten kriminalitätsbelasteten Orten. Seit Jahrzehnten wird dort Rauschgift verkauft, etwa Heroin.
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Bundesweit sorgen Angriffe auf Bahnhöfen immer wieder für Entsetzen. 2016 starb in Berlin eine 20-Jährige, nachdem sie von einem psychisch kranken Mann vor eine einfahrende U-Bahn gestoßen worden war. Im Juli dieses Jahres wurde ein achtjähriger Junge im Frankfurter Hauptbahnhof von einem Mann vor einen einfahrenden ICE gestoßen und getötet.
- Nachrichtenagenturen dpa, AFP