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Drohbriefe an Kirche und Blogger: Hinweise auf politischen Hintergrund


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Vier Fälle seit Juli
Pulver-Briefe an Kirche und Journalist lösen Großeinsätze aus


Aktualisiert am 18.09.2019Lesedauer: 3 Min.
Großeinsatz in Dortmund: Dort hatte der in der rechten Szene verhasste Blogger und Fotojournalist Robert Rutkowski einen Brief mit weißem Pulver an seine Privatadresse erhalten.Vergrößern des Bildes
Großeinsatz in Dortmund: Dort hatte der in der rechten Szene verhasste Blogger und Fotojournalist Robert Rutkowski einen Brief mit weißem Pulver an seine Privatadresse erhalten. (Quelle: Robert Rutkowski)
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Beim Öffnen rieselte weißes Pulver heraus: Briefe an die Zentrale der Evangelischen Kirche in Deutschland und einen Blogger haben Großeinsätze ausgelöst. Alles deutet auf einen politischen Hintergrund hin.

Die Polizei geht davon aus, dass Briefe mit weißem Pulver an einen Fotografen und Blogger in Dortmund und die Evangelische Kirche in Hannover einen politischen Hintergrund haben. Am Dienstag hatte der Eingang solcher Briefe jeweils große Einsätze von Feuerwehr und Polizei ausgelöst.

Der Brief an das Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) wird von der Polizei Hannover als eine "Bedrohung im Flüchtlingskontext" behandelt, wie der Evangelische Pressedienst berichtet. Die Evangelische Kirche sieht sich einer Welle von Anfeindungen ausgesetzt, nachdem sie erklärt hat, sich mit einem eigenen Schiff an der Seenotrettung im Mittelmeer zu beteiligen. Eine Sprecherin des Kirchenamts sagte, die EKD sei erschrocken, zu welchen Taten Menschen aus Hass auf Geflüchtete fähig seien.

"Der Inhalt des Briefs war eine klare Drohung"

Ein Mitarbeiter hatte den Brief um 8.30 Uhr geöffnet und kam mit dem Pulver in Berührung, das dabei aus dem Umschlag rieselte. Die Berufsfeuerwehr konnte schließlich Entwarnung geben, nachdem zwei Labors die Unschädlichkeit bestätigt hatten.

Am Dienstagabend spielten sich dann ähnliche Szenen in Dortmund ab. Der Journalist Robert Rutkowski hatte im Briefkasten einen Umschlag gefunden, in dem auch Pulver war. "Der Inhalt des Briefs war eine klare Drohung", berichtete er. Rutkowski wurde untersucht, während eine ABC-Einheit zur Gefahrenabwehr bei atomaren, biologischen und chemischen Gefahren auf der gesperrten Straße eine Dekontaminationsstelle einrichtete und Experten in Schutzkleidung den Stoff untersuchten.

"Aufgeben ist keine Option"

Rutkowski beobachtet und dokumentiert intensiv Kundgebungen der rechten Szene im Ruhrgebiet und berichtet regelmäßig über Demonstrationsgeschehen und Strukturen. Er bezeichnet seine Arbeit selbst als journalistischen Aktivismus oder aktivistischen Journalismus. Bereits 2015 wurde sein Haus mit Hakenkreuzen beschmiert, auf Twitter wurde eine Todesanzeige mit seinem Namen verbreitet.

Der Brief mit dem Pulver habe ihm zugesetzt, schrieb er auf Twitter. Er habe kaum geschlafen. "Die Auswirkungen schleichen sich erst jetzt langsam in mich. Aber ganz egal was noch kommen wird, aufgeben ist keine Option."

Der Staatsschutz ermittelt

In Dortmund, das eine Hochburg der extremen Rechten im Westen ist, hatten bereits im Juli zwei Journalisten solche Briefe erhalten. Eine Sendung war an das Landesstudio des WDR adressiert – an einen Reporter, der die Neonazi-Szene intensiv beobachtet und in der Vergangenheit bereits Drohungen erhalten habe. Der zweite Brief war an einen freien Journalisten mit ähnlichem Themenspektrum adressiert, wie der WDR berichtete. Auf der Rückseite der Briefe war damals, vermutlich zur Ablenkung, ein antifaschistisches Recherche-Netzwerk als Absender angegeben. Die "SoKo Rechts" hat danach die Ermittlungen übernommen.

Eine Sprecherin der Polizei Dortmund sagte t-online.de, der Fall sei noch nicht aufgeklärt, mögliche Verbindungen seien Gegenstand weiterer Ermittlungen. Der Staatsschutz ist den "Ruhr Nachrichten" zufolge an den laufenden Ermittlungen beteiligt.


Die Polizei hatte nach den Briefen im Juli erklärt, alles zu versuchen, "vor allem mit unseren technischen Möglichkeiten den Verursacher der Briefe ausfindig zu machen und diese Bedrohungs- und Einschüchterungsversuche gegenüber den Journalisten zu unterbinden".

Verwendete Quellen
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