"Nicht bewiesene Tat" Deutscher Kardinal kritisiert Missbrauchs-Urteil gegen Pell
Der australische Kardinal George Pell muss wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern für sechs Jahre ins Gefängnis. Nun bekommt der 77-Jährige Unterstützung – von seinem Amtskollegen aus Deutschland.
Der deutsche Kardinal und frühere Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller kritisiert, dass sein Kardinalskollege George Pell in Australien wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt wurde. "Ich weiß auch nicht mehr als das, was in den Medien berichtet wird. Es ist aber schlimm, wenn nicht die Wahrheit die Reaktion der Menschen bestimmt, sondern die Parteilichkeit der Ideologie, der einer folgt", sagte Müller der Deutschen Presse-Agentur in Rom.
"Wie kann jemand für eine nicht bewiesene Tat verurteilt werden, gerade auch mit Blick darauf, dass schon viele Menschen im Gefängnis waren, deren Unschuld sich später herausstellte." Müller war von 2002 bis 2012 Bischof von Regensburg und von 2012 bis 2017 Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre.
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Pell, der ehemalige Finanzchef des Vatikans, war in Australien in erster Instanz wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen verurteilt worden. Am Mittwoch gab ein Gericht in Melbourne das Strafmaß gegen den 77-Jährigen bekannt: sechs Jahre Haft. Pell bestreitet alle Vorwürfe und geht gegen das Urteil in Berufung. Der Vatikan wollte sich am Mittwoch nicht zu dem Strafmaß äußern.
- Nachrichtenagentur dpa