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Australien: Mann kämpft mit Einkaufswagen gegen Terror von Melbourne


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Australien feiert "Trolleyman"
Passant will Messerattentäter mit Einkaufswagen stoppen


Aktualisiert am 09.11.2018Lesedauer: 3 Min.
Mit dem Einkaufswagen auf den mutmaßlichen Terroristen los: Der "Trolleyman" ließ sich nicht schrecken.Vergrößern des Bildes
Mit dem Einkaufswagen auf den mutmaßlichen Terroristen los: Der "Trolleyman" ließ sich nicht schrecken. (Quelle: windix, bigwaz77, twitter.com)
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Nach dem mutmaßlichen Terroranschlag in der Innenstadt von Melbourne spricht Australien auch über einen Zeugen: Viele nennen den "Einkaufswagen-Mann" einen Helden, weil er unerschrocken auf den Angreifer losging.

In Melbourne hat ein Mann versucht, mit einem Einkaufswagen einen mutmaßlichen Terroristen zu stoppen. Der Attentäter hatte in der Einkaufsstraße Bourke Street einen anderen Mann tödlich verletzt und starb dann selbst nach einem Schuss von Polizisten. Er stand auf einer Beobachtungsliste der Polizei, über sein Motiv ist noch wenig bekannt.

Australien fragt sich jetzt aber auch, wer der "Trolleyman" ("Einkaufswagen-Mann" im australischen Englisch) ist – und es gibt bereits Postings, die ihn in einer Riege mit Superman, Spiderman und Batman sehen. Handlungsempfehlungen der Polizei sehen aber anders aus.

So lief das Attentat in Melbourne ab

Am Freitagnachmittag Ortszeit hatte ein mutmaßlich aus Somalia eingewanderter Mann einen mit Gasflaschen beladenen Pickup in ein beliebtes Einkaufsviertel in der Innenstadt gefahren. Der Wagen ging in Flammen auf, der Mann stach dann auf Passanten ein. Der IS will, dass die Tat ihm zugerechnet wird.

Wie sich der Mann dem gefährlichen Attentäter entgegenstellte

Als erste Polizisten den Angreifer sehr schnell gestellt haben, filmen viele Passanten mit. Die Bilder zeigen auch einen Zivilisten, der es mit dem Angreifer aufnehmen will. "Er ist nicht der Held, den wir wollten, aber er ist der Held, den wir brauchten", kommentiert ein Melbourner auf Twitter und bekommt für seinen Tweet viel Zustimmung. Seine Identität ist bisher unklar.

Zu sehen ist zunächst, wie der "Trolleyman" mit seinem Einkaufswagen auf den Messerstecher zuläuft, um ihn offensichtlich zu rammen. Er streift ihn, stürzt dabei aber selbst.

Nachdem er sich wieder aufgerappelt hat, schnappt er sich den Einkaufswagen erneut, und versucht den Täter zu stoppen, indem er den Wagen in seine Richtung schubst.

Er verfehlt ihn, während die zwei Polizisten und der Mann mit dem Messer umeinander herum laufen.

Was die Polizei von seinem Eingreifen hält

Die australische Polizei hat in einer ersten Pressekonferenz pauschal allen Menschen gedankt, die couragiert geholfen haben. Oliver Timpert, seit 1997 bei der Polizei München und dort im Presseteam, denkt bei solchen Bildern aber nicht nur an Heldenmut: "Es ist mutig, aber er hat sich in unwahrscheinliche Gefahr begeben. Der Einkaufswagen gibt ihm vielleicht eine scheinbare Sicherheit, aber wenn der Angreifer ihm den Wagen wegzieht, steht der mit dem Messer vor ihm und er ist völlig schutzlos."

In einem Flyer der bayerischen Polizei wird das Verhalten beschrieben, das in einer solchen Situation empfohlen wird. Flüchten, Verstecken, Alarmieren.

"Kann ein Problem sein, wenn Menschen neben dem Täter stehen"

Hier war die Polizei ja sogar schon im Einsatz. Und der engagierte Helfer hätte sogar zur Behinderung für diese Beamten werden können. Polizist Timpert will das bei dem Fall in Australien nicht kommentieren, sagt aber allgemein: "Es kann auch ein Problem sein, wenn Menschen in der Nähe stehen, dann kann ein Polizist eventuell auch deshalb nicht von der Schusswaffe Gebrauch machen."

In der Bourke Street wechselte der mutmaßliche Terrorist nun die Straßenseite. Der Einkaufswagen-Mann läuft nach kurzem Überlegen im Spurt mit seinem Wagen hinterher. "Das sollte man wirklich der Polizei überlassen", so Polizeisprecher Timpert. "Die Polizisten sind dafür ausgebildet und besser ausgerüstet." Auf den Bildern ist zu sehen, wie der Angreifer versucht, die Polizisten mit dem Messer zu treffen.

Mehrere Menschen filmen das Attentat – nicht nachvollziehbar für die Polizei

Polizist Timpert fällt bei den Aufnahmen auch auf, wie viele Menschen vergleichsweise nahe stehe und filmen. "Überhaupt nicht nachvollziehbar, und da geht es nicht einmal um das Verbreiten solcher Bilder. Wenn der Täter in deren Richtung gelaufen wäre, hätte mancher der Leute mit den Handys nicht mehr weglaufen können." Das Handy-Display schafft eine gefühlte Distanz, die die Gefahr abstrakter erscheinen lässt.

Als der Einkaufswagen-Mann eintrifft, sind bereits zwei andere Helfer dort. Noch ehe er mit dem rollenden Gefährt eingreifen kann, stoppt ein Polizist den mutmaßlichen Terroristen durch einen Schuss.

Auch bei diesen Angriffen stellten sich Zivilisten entgegen

Trotz der Gefahr und der Handlungsempfehlungen der Polizei kommt es immer wieder vor, dass sich Zivilpersonen bewaffneten Tätern entgegenstellen. In Hamburg-Barmbek hatten sieben Männer, darunter einige Muslime, einen islamistischen Messerangreifer gestoppt und überwältigt. Sie wurden vom Hamburger Polizeipräsidenten für ihre Courage ausgezeichnet.


Beim Terroranschlag auf der London Bridge und dem Borough Markt in London 2017 mit acht Toten hatte sich ein 47-Jähriger in einem Pub den Angreifern entgegengestellt und sie unter Rufen "Fuck you, I’m Millwall!" aus der Kneipe vertrieben, ehe sie von Polizisten erschossen wurden. Der Fan des Fußball-Clubs Millwall kam mit Verletzungen durch Macheten ins Krankenhaus und hat möglicherweise vielen Besuchern des Pubs das Leben gerettet.

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