Vergewaltigte Iranerin Letztes Gnadengesuch offenbar abgelehnt
Sie hat ihren Vergewaltiger getötet und soll nun hingerichtet werden: Reyhaneh Jabbaris Schicksal hat international Empörung ausgelöst. Nach Spiegel Online-Informationen schaltet sich jetzt EU-Parlamentspräsident Martin Schulz ein.
Der Druck auf Irans Regierung steigt: Der Präsident des Europäischen Parlaments hat sich im Fall der zum Tode verurteilten Reyhaneh Jabbari für eine Wiederaufnahme des Verfahrens ausgesprochen. In einem Brief, der Spiegel Online vorliegt, an den iranischen Parlamentschef Ali Larijani äußerte Martin Schulz "große Sorge".
Er habe mehrere Hinweise erhalten, wonach Reyhaneh Jabbari keinen fairen Prozess bekommen habe, heißt es in dem Dokument, das auf den 8. Oktober datiert ist.
Vor dem Hintergrund der positiven Beziehungen zwischen Iran und der EU forderte Schulz seine Kollegen auf, alle nötigen Schritte zu unternehmen, um Jabbari ein faires Wiederaufnahmeverfahren zu gewährleisten - unter Ausschluss der Todesstrafe.
Seit sieben Jahren in der Todeszelle
Seit sieben Jahren sitzt die 26 Jahre alte Jabbari wegen Mordes an einem ehemaligen Mitarbeiter des iranischen Geheimdienstes in der Todeszelle. Die junge Frau hatte auf Notwehr plädiert: Morteza Abdolali Sarbandi habe sie angegriffen und vergewaltigen wollen.
Nachdem ihr Schicksal international Proteste auslöste, war die Hinrichtung Jabbaris zuletzt immer wieder verschoben worden. Ein letztes Gnadengesuch der 26-Jährigen wurde offenbar abgelehnt. Dies berichtet Fariborz Jabbari, der Onkel der Todeskandidatin, Spiegel Online.
Onkel berichtet von abgeschmetterten Gnadengesuch
Ihm zufolge hat es ein Treffen zwischen Reyhaneh Jabbari und der Familie des Toten gegeben. Nach iranischem Recht der "Kisas", dem Vergeltungsgesetz nach dem Prinzip Auge um Auge, Zahn um Zahn, kann sie Reyhaneh begnadigen. Doch offenbar bestehen die Sarbandis darauf, dass die Verurteilte den Vorwurf der Vergewaltigung zurücknimmt, um die Ehre des Getöteten wiederherzustellen.
"Reyhaneh sagt, sie wird nicht lügen, auch wenn sie mit ihrem Leben dafür bezahlen muss", sagt Fariborz Jabbari. Auch ein Gnadengesuch der Mutter, Shole Pakravan, habe die Familie Sarbandi abgeschmettert. "Für meine Nichte herrscht nun akute Lebensgefahr", sagt Fariborz Jabbari. Die Hinrichtung von Reyhaneh könne vielleicht schon kommende Woche stattfinden.