Elf Mafiamorde auf dem Kerbholz Gangsterboss James "Whitey" Bulger verurteilt
Der berüchtigte Bostoner Gangsterboss James "Whitey" Bulger ist wegen seiner Beteiligung an zahlreichen Morden und einer Reihe von weiteren Mafia-Verbrechen in den 1970er und 80er Jahren schuldig gesprochen worden. Nun droht ihm lebenslange Haft.
Der 83-jährige Bulger, das Vorbild für den von Jack Nicholson gespielten Gangsterboss in dem Film "The Departed - Unter Feinden", zeigte bei der Bekanntgabe des Urteils keine Regung. Der Fall hatte nicht nur wegen der Brutalität der ihm vorgeworfenen Verbrechen für Aufsehen gesorgt, sondern auch wegen der dabei aufgedeckten Korruption innerhalb der Bundespolizei FBI.
Bulger soll einen großen Teil der ihm vorgeworfenen Verbrechen begangen haben, als er als Informant für das FBI tätig war. Verurteilt wurde er wegen Beteiligung am organisierten Verbrechen. Der Vorwurf umfasste 33 Straftaten, darunter 19 Morde, die er selbst ausgeübt hatte oder an denen er beteiligt war.
Zum Anklagepunkt des organisierten Verbrechens gehörten auch Vorwürfe der Geldwäsche und des Drogenhandels. Die Jury musste ihn nur für zwei dieser Taten schuldig befinden, um ihn wegen organisierten Verbrechens zu verurteilten. Die Geschworenen entschieden schließlich, dass er an elf der Morde und an nahezu allen anderen Verbrechen beteiligt gewesen sei.
Die Anschuldigungen stammen allesamt aus den 70ern und 80ern, als Bulger Anführer der vorrangig irisch-amerikanischen "Winter Hill Gang" in Boston gewesen sein soll. Laut Anklage agierten Bulger und seine Bande als "Richter, Jury und gelegentlich als Henker". Sie hätten als "das Gesetz in der Unterwelt" gehandelt, und als ihr Anführer sei Bulger "nach dem Gesetz für all das verantwortlich", sagte Staatsanwalt Fred Wyshak in seinem Schlussplädoyer.
Angesichts einer drohenden Anklage tauchte Bulger 1994 unter. Während seiner 16 Jahre auf der Flucht stand er auf der Liste der zehn meistgesuchten Verbrecher des FBI. Schließlich wurde er 2011 in Kalifornien festgenommen.
Schläfchen nach den Morden
In dem Prozess wurde Bulger von der Staatsanwaltschaft als kaltblütiger Killer dargestellt, der jeden umbrachte, den er als Bedrohung ansah. Auch vor Morden an Unschuldigen, die zur falschen Zeit am falschen Ort waren, soll er nicht zurückgeschreckt haben. Anschließend machte er nach Aussage eines Zeugen oft ein Schläfchen und überließ seinen Untergebenen das Aufräumen.
Die Verteidigung versuchte hingegen, vor allem die Korruption innerhalb des FBI anzuprangern und die drei Hauptzeugen der Anklage als Lügner darzustellen. Sie warf ihnen vor, Bulger zu belasteten, um ihre eigenen Haftstrafen zu verkürzen.