In Haiti Präsident ermordet: Witwe und Ex-Regierungschef angeklagt
Es ist die erste Anklage in dem Mordfall in Haiti um den ehemaligen Präsidenten Jovenel Moïse: Im Fokus der Ermittlungen steht unter anderem die Witwe.
Gut zweieinhalb Jahre nach der Ermordung des haitianischen Präsidenten Jovenel Moïse sind in dem Karibikstaat laut Medienberichten 51 mutmaßliche Mittäter angeklagt worden – darunter auch die Witwe des Staatschefs, Martine Moïse. Sie war bei dem Attentat angeschossen worden.
Zu den Beschuldigten gehören außerdem der damalige Premierminister Claude Joseph, der damalige Polizeichef Léon Charles und der Chef von Moïses Leibwache. Das geht aus der 122-seitigen Anklageschrift des zuständigen Untersuchungsrichters hervor, die das Portal "AyiboPost" am Montag veröffentlichte und aus der weitere Medien zitierten.
Mit zwölf Schüssen getötet
Moïse war in der Nacht zum 7. Juli 2021 in seiner Residenz mit zwölf Schüssen getötet worden. Den Ermittlungen zufolge führten rund 20 kolumbianische Söldner im Auftrag mehrerer Drahtzieher die Tat aus. Der US-Justiz zufolge lautete der Plan der Verschwörer ursprünglich, Moïse zu entführen und den Staatschef zu ersetzen.
Es handelt sich um die ersten Anklagen in Haiti in dem Fall. Im US-Bundesstaat Florida, wo das Attentat zum Teil geplant worden war, wurden bereits elf Verdächtige angeklagt und vier von ihnen zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Hintergründe des Verbrechens sind noch immer nicht zweifelsfrei geklärt.
Haiti bleibt ohne Präsidenten
Martine Moïse wird Verschwörung zum Mord vorgeworfen. Unter anderem soll sie angegeben haben, sich bei dem Angriff unter einem Bett versteckt zu haben. Die Lücke unter dem Bett sei jedoch dafür nicht hoch genug gewesen, schrieb der Richter. Ihr Anwalt hatte die Vorwürfe laut "New York Times" noch vor der Anklage zurückgewiesen und der Zeitung gesagt, seine Mandantin halte sich versteckt.
Kurz nach dem Mord übernahm Interimspremierminister Ariel Henry die Regierungsgeschäfte in Haiti. Wahlen gab es seitdem keine, das Land hat weder einen Präsidenten noch ein Parlament. Brutal agierende Banden kontrollieren den Großteil der Hauptstadt Port-au-Prince. Ein vom UN-Sicherheitsrat genehmigter internationaler Polizeieinsatz kam bislang nicht zustande.
- Nachrichtenagentur dpa