Geflüchtete in England Kinder sollen gemeinsam mit Sexualstraftätern inhaftiert worden sein
Menschenrechtsorganisationen kritisieren die britische Regierung scharf. Das schärfere Vorgehen in der Asylpolitik bringe vor allem Kinder in gefährliche Situationen.
Unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge werden im Vereinigten Königreich offenbar in einem Erwachsenengefängnis festgehalten, in dem auch eine große Zahl von Sexualstraftätern einsitzt. Das berichtet der "Guardian" unter Berufung auf die Menschenrechtsorganisation Humans For Rights Network.
Demnach seien der Organisation bislang 14 Kinder bekannt, die im Gefängnis HMP Elmley im englischen Kent festgehalten wurden. Darunter auch ein Kind im Alter von gerade einmal 14 Jahren, das sieben Monate in Elmley verbrachte. In dem Gefängnis sitzen sonst erwachsene Straftäter, darunter auch wegen Sexualdelikten, ihre Strafe ab.
Bei den Geflüchteten handele es sich in den meisten Fällen um sudanesische oder südsudanesische Kinder, die über Libyen in das Vereinigte Königreich eingereist seien. Viele von ihnen sollen Opfer von Menschenhandel sein.
Innenministerium bestreitet Alter
Dass die Jugendlichen in einem Gefängnis für Erwachsene landeten, liegt daran, dass das Innenministerium ihr Alter bestreitet. Keine Ausnahme, wie Maddie Harris von Humans For Rights Network sagt. Ihrer Organisation seien mehr als 1.000 Kinder bekannt, bei denen das Alter von staatlicher Seite angezweifelt wurde.
"Diese Kinder werden in ihren Zellen eingesperrt und wissen nicht, wen sie um Hilfe bitten können. Sie werden daran gehindert, sich angemessen rechtlich beraten zu lassen und die willkürliche Entscheidung anzufechten, die die Einwanderungsbehörden bei ihrer Ankunft in Großbritannien über ihr Alter getroffen haben", so Harris zum "Guardian". "Es handelt sich um Kinder, die Sicherheit suchen und sich stattdessen in einem Erwachsenengefängnis wiederfinden, wo ihnen dieser Schutz verwehrt wird und sie großem Schaden ausgesetzt sind."
Auch von der Kinderhilfsorganisation Coram kommt Kritik am Vorgehen der britischen Regierung. "Es ist falsch, diese Kinder zu kriminalisieren und gefährlich, sie in Gefängnisse für erwachsene Männer zu schicken“, erklärt Anita Hurrell, Leiterin des Projekts für Migrantenkinder.
Neues Gesetz sorgt für härtere Strafen
Grund für die Inhaftierung der Kinder in Elmley ist laut "Guardian" eine Anklage wegen Einwanderungsdelikten, die im Rahmen des Nationality and Borders Act eingeführt wurden. Das Gesetz ist seit vergangenem Jahr in Kraft und sieht härtere Strafen zur Abschreckung vor illegaler Einreise in das Vereinigte Königreich vor.
Das Land kämpft mit einem großen Rückstau an Asylanträgen: Am Donnerstag erreichte die Anzahl unbearbeiteter Anträge mit 175.000 einen neuen Höchststand. Das entspricht einem Anstieg von 44 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und das, obwohl die Regierung die Ausgaben für den Asylbereich fast verdoppelt hat.
Deshalb erfolge auch nur eine oberflächliche Altersbeurteilung, schreibt der "Guardian" mit Bezug auf Experten. Eine Regierungssprecherin sagt dazu: "Die Beurteilung des Alters ist ein schwieriger, aber wichtiger Prozess, um echte Kinder zu identifizieren und den Missbrauch des Systems zu verhindern."
Es solle verhindert werden, dass sich Erwachsene als Kinder ausgeben, aber auch, dass Kinder fälschlicherweise als Erwachsene behandelt würden. Künftig wolle man bei der Altersüberprüfung deshalb auch auf Röntgenuntersuchungen zurückgreifen.
- guardian.com: "Children reaching UK in small boats sent to jail for adult sex offenders"