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Affenpocken: Was über den Ausbruch bekannt ist


"Internationale Tragweite"
Was über den Affenpocken-Ausbruch bekannt ist

Von dpa, mam

24.07.2022Lesedauer: 4 Min.
Tests auf Affenpocken (Symbolbild): Erstmals ist das Virus auch bei einem Kind nachgewiesen worden.Vergrößern des Bildes
Tests auf Affenpocken: Der Ausbruch kann nach Angaben der WHO noch gestoppt werden (Symbolbild). (Quelle: Dado Ruvic/Illustration/reuters)
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Die WHO hat den Ausbruch der Affenpocken in zahlreichen Ländern als internationale Notlage eingestuft. Was das bedeutet und wie sich der Ausbruch entwickelt.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat wegen der Affenpocken (auch: Monkeypox/MPX) eine "Notlage von internationaler Tragweite" ausgerufen. Mehr dazu lesen Sie hier. Was über die Affenpocken bekannt ist und wie die Einstufung zu ihrer Eindämmung beitragen soll:

Warum spricht die WHO von einer internationalen Notlage?

WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus begründet die Entscheidung mit der starken und schnellen Verbreitung der Affenpocken, die inzwischen Dutzende Länder betrifft. Dies ist ungewöhnlich. Bisher waren Ausbrüche im Wesentlichen auf Afrika beschränkt. Ein Ausschuss von unabhängigen Fachleuten hatte sich allerdings nicht auf einen Rat einigen können. Dass Tedros dennoch die höchste Alarmstufe ausrief, soll die Dringlichkeit der Lage unterstreichen.

"Es ist eine sehr schwierige Entscheidung", sagt Jürgen Rockstroh vom Uniklinikum Bonn. "Das drückt sich ja auch im geteilten Votum der Ausschuss-Mitglieder aus." Die Datenlage sei schwierig, die WHO sei jedoch oft kritisiert worden, sie reagiere zu langsam auf Krisen.

Was bedeutet die Einstufung?

Die Einstufung der WHO hat keine direkten praktischen Auswirkungen. Sie soll vor allem die Regierungen der Mitgliedsländer dazu bewegen, Maßnahmen zu ergreifen, um den Ausbruch einzudämmen.

Sie sollen etwa Ärzte sensibilisieren, bei Verdachtsfällen Schutzmaßnahmen treffen, die Bevölkerung aufklären und Test- und Impfkapazitäten bereitstellen. "Ich glaube schon, dass es für das allgemeine Handling einen gewissen Nutzen gibt", sagt Rockstroh. Allerdings entscheiden die Staaten selbst, ob sie Maßnahmen ergreifen und falls ja, welche.

Wie hat sich der Ausbruch bislang entwickelt?

Am Wochenende waren laut WHO mehr als 16.000 Affenpocken-Fälle in 75 Ländern und Territorien registriert. In Europa ist das Übertragungsrisiko demnach besonders hoch. In Deutschland sprach das Robert Koch-Institut (RKI) am Freitag von 2.268 Fällen. Laut WHO gibt es bislang fünf Todesfälle. Diese ereigneten sich nach Angaben von Rockstroh sämtlich in afrikanischen Staaten. In den USA wurden kürzlich zwei Fälle bei Kindern bestätigt, mehr dazu lesen Sie hier.

So einen Affenpocken-Ausbruch habe man bisher noch nicht gesehen, sagt Rockstroh. Es gebe allerdings mancherorts Hinweise auf ein Abflachen der Infektionszahlen. Dass der Erreger infektiöser geworden ist, glaubt der Experte nicht.

Wie wird das Affenpocken-Virus übertragen?

Die Übertragungswege zwischen Menschen sind noch nicht abschließend geklärt. Voraussetzung ist laut RKI meist enger Körperkontakt. So enthalten gerade die typischen Hautläsionen besonders hohe Viruskonzentrationen. Infektionen sind aber mitunter wohl auch durch Körperflüssigkeiten wie Speichel oder große Tröpfchen möglich. Hinzu kommen möglicherweise kontaminierte Kleidung, Bettwäsche und Handtücher. Im Gegensatz etwa zum Coronavirus wird der Erreger nicht durch Aerosole etwa beim Atmen, Sprechen oder Husten übertragen, wie Rockstroh betont.

Nach einer Studie an mehr als 500 Patienten berichten Forscher, dass sich 95 Prozent bei sexuellen Aktivitäten angesteckt hatten – aber nicht 100 Prozent. Eintrittspforte sind laut RKI oft Hautverletzungen sowie die Schleimhäute, etwa von Genitalien, Anus, Mund, Nase und Auge. Infizierte sind laut RKI ansteckend, solange sie Symptome haben –gewöhnlich zwei bis vier Wochen lang. Die Inkubationszeit beträgt demnach mehrheitlich 5 bis 21 Tage.

Wie äußert sich die Affenpocken-Infektion?

Nach der Analyse von 528 Fällen wiesen zwar 95 Prozent der Patienten Hautläsionen auf, 64 Prozent hatten allerdings weniger als zehn solcher Läsionen. Bei rund zehn Prozent der Untersuchten sei nur eine einzige Läsion festgestellt worden. Am häufigsten traten die Hautveränderungen im Anal- und Genitalbereich auf, gefolgt von Rumpf, Armen und Beinen.

"Einzelne genitale Hautläsionen und Läsionen an den Handflächen und Fußsohlen können leicht zu Fehldiagnosen wie Syphilis und anderen Geschlechtskrankheiten führen, was wiederum die Erkennung verzögern kann", schreibt das Team, dem auch Rockstroh angehört, im "New England Journal of Medicine". Medizinisches Personal müsse daher geschult werden, Affenpocken zu erkennen. Im Verdachtsfall lasse sich die Diagnose durch Analyse eines Abstrichs von Schleimhäuten oder Pockenläsionen per PCR-Test abklären, sagt Rockstroh.

Bei vielen Betroffenen ist die Krankheit extrem schmerzhaft, je nachdem, welches Areal von den Hautveränderungen betroffen ist. Laut Rockstroh kommen etwa 10 Prozent der Betroffenen in stationäre Behandlung –meist wegen starker Schmerzen. Generell zielt die Therapie auf die jeweiligen Symptome ab.

Wie gut kann man sich schützen?

Der reguläre Pockenimpfstoff Imvanex, der seit kurzem auch gegen Affenpocken zugelassen ist, bietet laut Rockstroh einen Schutz von 85 Prozent. Die Impfung hilft demnach auch nach einer Infektion, Symptome zu verhindern – sofern sie rechtzeitig verabreicht wird.

Empfohlen wird die Impfung in Deutschland vom Robert Koch Institut (RKI) vor allem Männern, die engen körperlichen Kontakt zu anderen Männern haben. Grund dafür ist, dass laut WHO bislang 98 Prozent der Infizierten männlich sind. Das RKI betont jedoch auch, dass das Risiko, sich mit Affenpocken zu infizieren, nicht auf diese Bevölkerungsgruppe beschränkt sei. "Jeder, der engen körperlichen Kontakt mit einer ansteckenden Person hat, kann sich infizieren", heißt es in der Empfehlung.

Zur Grundimmunisierung wird der Impfstoff zweimal im Abstand von mindestens 28 Tagen verabreicht. Allerdings gab es zuletzt nur etwa 40.000 Impfdosen in Deutschland, weitere etwa 200.000 würden für das 3. Quartal erwartet.

Lässt sich der aktuelle Ausbruch noch eindämmen?

Der Ausbruch könne noch gestoppt werden, betont Tedros. "Wir haben die Werkzeuge." Auch Rockstroh hält eine Eindämmung für möglich: "Der Umstand, dass die Zahlen in vielen Ländern nicht so wahnsinnig hoch sind und auch Regionen, wo die meisten Infektionen sind – also Europa –, zumindest in einigen Städten bereits abflachende Kurven verzeichnen, deutet darauf hin, dass Maßnahmen wie Quarantäne und auch der Beginn der Impfung Strategien sind, die möglicherweise zu einer Eindämmung führen können."

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