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Kein Wasser in Italien und Co.: An diesen Urlaubsorten wird die Dürre zum Problem


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Kein Wasser zum Zähneputzen
An diesen Urlaubsorten wird die Dürre zum ernsten Problem


Aktualisiert am 27.06.2022Lesedauer: 6 Min.
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Wassermangel: Die Hitzewelle trocknet größten Fluss Italiens aus – und macht Urlaubsregionen zu schaffen. (Quelle: t-online)
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Die Feriensaison beginnt, doch viele beliebte Ziele haben mit extremem Wassermangel zu kämpfen. Was heißt das für den Urlaub dort?

Eigentlich ein Grund zur Freude: Nordrhein-Westfalen ist in die Sommerferien gestartet, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein folgen bald, die anderen Bundesländer werden nachziehen. Endlich unbeschwert Urlaub machen. Immerhin liegen zwei Sommer mit vielen pandemiebedingten Einschränkungen hinter den Reiselustigen.

Chaotische Zustände an diversen Flughäfen könnten die Laune vieler Urlauber bereits eintrüben – doch auch an manchen Zielorten droht Touristen eine böse Überraschung. Die Hitze verschlimmert in zahlreichen Regionen Europas das Dürreproblem, mit weitreichenden Konsequenzen.

Was heißt das für den Sommerurlaub? t-online wirft einen Blick auf beliebte Reiseziele der Deutschen, die schon jetzt mit der Wasserknappheit kämpfen.

► Erstes Ziel: Provence-Alpes-Côte d'Azur, Frankreich

Der Fluss Verdon schlängelt sich durch eine der tiefsten Schluchten Europas und mündet in den zweitgrößten Stausee Frankreichs, den Lac de Sainte-Croix. Türkisblaues Wasser und malerische Natur erwarten Touristen in der beliebten Urlaubsregion im Süden des Landes. Doch in diesem Jahr gibt es ein Problem: "Traurige Bilder von der Verdonschlucht", schreibt ein französischer Sender unter ein Bild von vor Ort. Denn: An manchen Stellen gibt es mehr Ufer als Wasser. Der Wasserstand in der Schlucht ist für die Jahreszeit extrem niedrig.

Wenig Wasser im Lac de Sainte-Croix und der Verdonschlucht: Das zeigen diese Fotos auf Instagram.

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Im Winter und Frühling gab es nur wenig Niederschlag: Das macht sich in anhaltender Trockenheit bemerkbar. Mitte Juni überrollte zusätzlich eine massive Hitzewelle das Land – es war die früheste Hitzeperiode seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Frankreich. Und die ganz hohen Temperaturen stehen womöglich erst noch an, so die Befürchtungen. Besser wird es also nicht, muss man annehmen.

Kanu-Anbieter besorgt

Nicht nur die Behörden vor Ort sind alarmiert. Auch diejenigen, die Kanus und Tretboote zum Verleih anbieten, sind besorgt. Wird man in diesem Sommer durch die Verdonschlucht paddeln können? Sich beim "Riverboogie" vergnügen? Einige der lokalen Anbieter gehen davon aus, dass Touristen in diesem Jahr auf manche der Aktivitäten verzichten müssen. "Diesen Frühling konnten wir kein Rafting anbieten – es ist möglich, dass es im Sommer auch nicht möglich sein wird. Oder nur an ganz wenigen Tagen", sagte ein Angestellter, der für einen ansässigen Anbieter arbeitet, dem Sender France Info.

Bis jetzt sei es vor allem der "Komfort", der leide, sagte ein anderer. "Jetzt muss man etwa 30 Meter laufen, bis man zum Boot kommt, zuvor waren es 10." Einer seiner Kollegen hofft inständig auf reichlich Regen in den kommenden Monaten. Passiere das nicht, stünden die Betriebe vor großen Problemen: "Wir stellen uns die Frage, ob wir im September arbeiten werden können", sagte er France Info.

Private Pools müssen leer bleiben

Tatsächlich ist die Lage dramatisch: Ende Mai hat die zuständige Behörde die Alarmstufe angehoben. In vielen Teilen der Region gibt es Einschränkungen. So dürfen etwa private Pools nicht befüllt werden, das Waschen des Autos ist verboten und auch das Bewässern privater Flächen.

In ganz Frankreich sind Mitte Mai bereits 54 Départements von behördlichen Anweisungen betroffen, die die Nutzung von Wasser einschränken, so entsprechende Daten des französischen Umweltministeriums. Dieses hat auch eine Karte herausgegeben, die die Bedrohungslage für diesen Sommer vor Augen führt: Im Großteil des Landes ist Trockenheit wahrscheinlich oder sogar sehr wahrscheinlich.

Was droht dann? Wie schlimm wird es für die Menschen vor Ort werden – und für diejenigen, die dorthin reisen? Eine kleine Gemeinde in der Region macht bereits jetzt Schlagzeilen mit drastischen Maßnahmen: Nicht einmal zum Zähneputzen dürfen die Bewohner des kleinen Orts Villars-sur-Var im Norden von Nizza den Wasserhahn laufen lassen, geschweige denn zum Kochen. Wegen der aktuellen Dürre kommt aus der Quelle, die Villars-sur-Var eigentlich versorgt, nicht mehr ausreichend Wasser. Das Rathaus verteilt jeden Tag zwei Flaschen Wasser an die rund 760 Einwohner.

► Zweites Ziel: Emilia-Romagna, Norditalien

Auch Norditalien kämpft mit der schlimmsten Dürre seit 70 Jahren, besonders die Regionen Emilia-Romagna, Piemont und Lombardei sind betroffen. Seit rund vier Monaten hat es hier mancherorts nicht mehr geregnet.

Die Folge: Hier ist das Wasser ebenfalls knapp. So wurden bereits über hundert Gemeinden in Piemont und der Lombardei dazu aufgefordert, nachts die Trinkwasserversorgung an die Haushalte einzustellen oder zu drosseln. Der Energieversorger Enel nahm laut Medienberichten wegen des niedrigen Pegelstands im eigentlich mächtigen Fluss Po ein Wasserkraftwerk nahe Piacenza aus dem Betrieb.

Die Forderung der Regionen an die Regierung in Rom ist klar: Ein Notstand müsse ausgerufen werden. Die italienische Bewässerungsbehörde ANBI schlug am Donnerstag Alarm und warnte, das Land bewege sich angesichts der für Ende Juni erwarteten Spitzentemperaturen von 40 Grad Celsius und der schlimmsten Trockenperiode der vergangenen Jahre auf eine "dramatische" Lage für Umwelt und Wirtschaft zu. Die Temperaturen sollen in der kommenden Woche zehn bis zwölf Grad über den jahreszeitlich üblichen Temperaturen liegen.

Die Landwirtschaft leidet

Besonders in der Po-Ebene macht die Dürre vielen Landwirten zu schaffen – etliche Ernten sind gefährdet. Vielerorts ist von dem sonst so mächtigen Strom Po, dem längsten Fluss Italiens, nur noch ein Rinnsal übrig. "Der Wasserdurchfluss hat sich innerhalb von zwei Wochen halbiert", teilte ANBI mit. Im Piemont geht man davon aus, dass Anfang Juli viele Ernten zerstört sein dürften, sollten bis dahin keine Sondermaßnahmen erfolgen.

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Eine weitere Konsequenz: Durch den niedrigen Wasserstand haben viele Angler ihren Urlaub abgesagt, berichtete Jennifer Bacchi dem "Guardian". In Boretto, einer kleinen Gemeinde in der Emilia-Romagna direkt am Fluss, organisiert sie Bootstouren und Anglertrips. "Das ist besorgniserregend, Boretto hängt wirklich vom Angler-Tourismus ab."

Es wird um Wasser aus dem Gardasee gestritten

Derzeit bemühen sich die Behörden mit allen Kräften, die Wasserknappheit zu bekämpfen. Vor allem eine Idee sorgt allerdings für Streit: Es solle Wasser aus dem Gardasee in den Fluss abgeleitet werden. Dabei ist auch der der größte See Italiens nur noch zu rund 60 Prozent gefüllt.

Die Vereinigung der Gemeinden am Gardasee wehrt sich: "Wenn wir mehr Wasser freigeben als für die Landwirtschaft freigegeben werden darf und wir damit der Bitte für den Fluss Po nachkommen, würden wir einen doppelten Schaden anrichten", erklärte Generalsekretär Pierlucio Ceresa. Es sei nicht so, dass der Gardasee kein Wasser für den Fluss Po bereitstellen wolle, aber es sei einfach zu wenig da. Würde der Plan umgesetzt, bliebe nicht nur ein "kranker Fluss Po", sondern auch ein "kranker Gardasee" zurück.

Sind Touristen vor Ort am Gardasee bereits von Einschränkungen betroffen? Ein Mitarbeiter des Fremdenverkehrsamts Gardasee gibt Entwarnung: "Hier sind noch keine Maßnahmen spürbar", sagt er t-online mit Blick auf eine mögliche Wasserrationierung. Der Pegel des Gardasees sei zwar rund einen halben Meter tiefer als normal, Einschränkungen für Touristen gebe es derzeit aber nicht.

► Drittes Ziel: Ein See in Brandenburg

Vielleicht doch nicht in den Süden reisen, sondern hierzulande entspannen? Zur Erfrischung ins kühle Nass eines der vielen Brandenburger Seen? Doch auch hier gibt es lange Gesichter. Die Situation sei schlimm, sagt Carsten Preuß vom Bund für Umwelt und Naturschutz Brandenburg am Telefon.

Brandenburg ist eine der trockensten Regionen der Republik, gilt als "Sahelzone Deutschlands" – wegen des sandigen Bodens und eines Waldes, der vor allem aus Kiefern besteht. Das letzte Jahr, in dem etwas mehr Regen fiel, war 2017. Danach: aufeinanderfolgende Trockenjahre.

"Seit 2017 sind die Grundwasserpegel kontinuierlich gesunken", so Preuß. Die Konsequenz: Fließgewässer trockneten aus, die Wasserspiegel zahlreicher Seen in dem Bundesland fielen auf Tiefststände.

"Hautnah erleben, wie die Pegel absinken"

Für Touristen sei die Situation nicht so schlimm, heißt es vom Landestourismusverband Brandenburg: Obwohl die Wasserstände der Seen niedriger seien, habe das für die Gäste diesen Sommer keine größeren Auswirkungen, erklärt Markus Aspetzberger t-online auf Anfrage.

Preuß vom BUND prognostiziert allerdings, dass die Urlauber es durchaus bemerken werden. "In der Badesaison werden viele hautnah erleben, wie stark die Pegel in den Seen absinken." Vorgestern sei er am Straussee gewesen. Dort sehe man deutlich, wie niedrig die Uferstände seien. "Die Stege stehen im Trockenen", schildert Preuß die Situation an dem See, der rund 30 Kilometer östlich von Berlin im Landkreis Märkisch-Oderland liegt.

Das Strandbad, 1925 an dem eiszeitlichen See eröffnet, ist in diesem Jahr das vierte Mal in Folge geschlossen. "In der Einrichtung ist weiterhin kein Badebetrieb möglich!", kann man auf der Website lesen – "aufgrund des niedrigen Wasserstandes." Wenn es mit der Trockenheit so weitergehe wie momentan, sehe es schlecht aus, sagt Preuß.

Er fordert deshalb: Man müsse unbedingt darüber nachdenken, wie der Wasserverbrauch reduziert werden könne. Das gelte für die Unternehmen vor Ort, etwa zur Braunkohleförderung in der Lausitz, aber auch für die privaten Haushalte. Der Umweltminister des Landes, Axel Vogel, warnt: Wegen der anhaltenden Wasserprobleme könne es sein, dass der Verbrauch in Zukunft in den Sommermonaten rationiert werden müsse.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Gespräch mit Carsten Preuß am 24.6.
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