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Unwetter in Deutschland: Keine Entwarnung in Sicht – Tornados erwartet


Schwere Unwetter über Deutschland
Keine Entwarnung in Sicht – vereinzelte Tornados erwartet

Von dpa, t-online, sje, jro, aj

Aktualisiert am 20.05.2022Lesedauer: 5 Min.
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Warnung im Wetterradar: Hier drohen heute schwere Gewitter, Starkregen und sogar Tornados. (Quelle: t-online)
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Extremes Unwetter mit Orkanböen, Starkregen, Hagel und Gewitter bahnt sich an. Am Freitag kann der Aufenthalt im Freien lebensgefährlich werden. Einen Vorgeschmack erlebte NRW schon am Donnerstag.

Die Menschen in vielen Regionen Deutschlands müssen sich auf heftige Unwetter einstellen. Dabei soll es am Freitagvormittag zunächst nur vereinzelte Gewitter geben – vorrangig in einem Streifen von Mosel und Main bis zum Erzgebirge, lokal mit Starkregen und Hagel.

Aber dann: "Ab den Mittagsstunden auf NRW und Rheinland-Pfalz übergreifende schwere Gewitter mit erhöhter Unwettergefahr! Dabei lokal extrem heftiger Starkregen um 40 Liter pro Quadratmeter in kurzer Zeit, großer Hagel bis fünf Zentimeter und schwere Sturmböen bis Orkanböen mit Geschwindigkeiten zwischen 100 und 130 km/h. Vereinzelte Tornados nicht ausgeschlossen", prognostizierte der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach am Morgen.

Am Freitagnachmittag ziehen die Gewitter ostwärts, am Abend kann es auch im Süden des Landes einzelne kräftige Gewitter mit Unwetterpotential vor allem durch Starkregen und Hagel geben. Zur Nacht nimmt das Unwetterpotential nach Angaben des DWD ab. Die höchsten Temperaturen liegen am Freitag zwischen 20 Grad an der See, schwülwarmen 27 Grad in der Mitte und heißen 34 Grad am Oberrhein.

Donnerstag: Weniger Schäden als erwartet

In der Nacht zum Freitag hatte sich das Unwetter etwas beruhigt. Die Schäden waren weniger schwer als zunächst erwartet. Gegen Mitternacht hob der DWD die bestehenden Unwetterwarnungen zunächst auf. In der Nacht gab es vor allem in Franken noch einzelne, teils kräftige Gewitter mit Starkregen, kleinerem Hagel und Sturmböen mit bis zu 80 km/h.

Zuvor war eine Gewitterfront über den Westen Deutschlands gezogen. Vielerorts verdunkelte sich schlagartig der Himmel. Es gab lokal heftige Regenfälle, Donner und Blitze. Auch im Norden kam es zu heftigen Niederschlägen. In Hamburg musste eine vollgelaufene Tiefgarage von der Feuerwehr abgepumpt werden. In Baden-Württemberg im Landkreis Ludwigsburg musste die Feuerwehr Keller auspumpen und mit Schlamm bedeckte Straßen räumen.

Eine Gewitterfront war am Nachmittag über den Südwesten bei Aachen gezogen und dann über das Rheinland sowie das Münsterland und das Ruhrgebiet hinweg. Später zog die Gewitter-Front weiter über Südwestfalen Richtung Ostwestfalen-Lippe.

Mann bei Blitzeinschlag verletzt

Bei einem Blitzeinschlag auf einem Frachtschiff wurde am Donnerstag in Duisburg ein Mann schwer verletzt. Der Flughafen in Düsseldorf stellte aus Sicherheitsgründen am Nachmittag für rund 30 Minuten seinen Betrieb ein. Ein halbes Dutzend umgestürzter Bäume wurden am Niederrhein und im Münsterland gemeldet. Zwischen Düsseldorf und Leverkusen stürzte ein Baum auf die Nord-Süd-Hauptstrecke. In Köln sorgten heftiger Regen, Orkanböen und Hagel für Dutzende Einsätze der Feuerwehr.

Wie die Deutsche Bahn mitteilte, musste in den benachbarten Niederlanden der Bahnverkehr nach Deutschland wegen des Gewitters zeitweise eingestellt werden. Besonders betroffen war die Strecke von Köln nach Amsterdam. Am späten Abend meldete die Bahn dann, internationale Fernzüge zwischen Amsterdam, Köln und Frankfurt seien wieder ohne Einschränkungen unterwegs. An der Strecke zwischen Köln und Wuppertal wurden für Freitag noch Verspätungen und Ausfälle bei der Bahn erwartet. Betroffen seien die Linien des Fernverkehrs, teilte die Bahn am Morgen mit.

Flüchtlingsunterkunft vorsichtshalber evakuiert

Ein Blitzschlag war nach ersten Erkenntnissen auch für einen Dachstuhlbrand in Zellingen bei Würzburg verantwortlich gewesen. Die Familie, die in dem Haus wohnt, konnte das Haus am Donnerstagabend bei dem kräftigen Gewitter rechtzeitig verlassen und wurde nicht verletzt, wie die Polizei am Freitag mitteilte.

In Trier erlitt eine Person leichte Verletzungen, als sie mit ihrem Auto über einen umgestürzten Baum fuhr, wie die Polizei mitteilte. Auf der Autobahn 1 bei Illingen im Saarland wurde ein Autofahrer bei einem Unfall leicht verletzt – auf der Fahrbahn war es zu Aquaplaning gekommen.

Wegen der Unwettergefahr hatte die Stadt Krefeld vorübergehend die in Leichtbauhallen im Forstwald untergebrachten Geflüchteten aus der Ukraine in eine Schule gebracht. In Ahaus im Münsterland wurde der Schlossgarten gesperrt, weil mehrere große Bäume umgestürzt waren, wie die Stadt mitteilte.

Der Düsseldorfer Wildpark und der Zoo Dortmund wurden wegen des angekündigten Unwetters am Nachmittag geschlossen. Die Tiere des Zoos seien vorsorglich in die Innengehege gebracht worden.

Lage bleibt angespannt

Die Lage am heutigen Freitag bleibt angespannt: Wahrscheinlich bilden sich dem DWD zufolge auch sogenannte Superzellen – sich drehende Systeme mit starken Aufwinden, die sich völlig eigenständig und damit schwer vorhersehbar bewegen. Auch für Tornados und heftige Orkanböen mit Windstärke 12 gebe es "ideale Bedingungen". Hinzu kämen Hagel und teils extremer Starkregen. Dabei könnten innerhalb weniger Stunden bis zu 80 Liter Regen auf den Quadratmeter fallen. Hagelkörner könnten die Größe von Tischtennisbällen erreichen.

Angesichts der Wetterprognosen aktivierte das Landesamt für Natur und Umwelt in NRW den Hochwasserinformationsdienst: Die Niederschläge könnten sich auf die Abflüsse in den Gewässern im Land auswirken. Eine konkrete Vorhersage sei noch nicht möglich. Im Kreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz bleiben am Freitag vorsorglich alle Schulen in kommunaler Trägerschaft geschlossen. Der Kreis appellierte zudem an alle Eltern von Kita-Kindern, die Kinder zu Hause zu betreuen. Die Bevölkerung solle die weiteren Wettervorhersagen im Radio, TV und Internet sowie über die Warnapps Katwarn und Nina mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgen.

Von dem Unwetter ist am Freitag laut DWD vor allem ein gedachter Streifen von Nordrhein-Westfalen und dem nördlichen Rheinland-Pfalz bis nach Brandenburg und Vorpommern betroffen. Wo genau sich die Gewitter entladen, kann den Angaben zufolge allerdings erst wenige Stunden vorher sicher gesagt werden, bei Tornados liege die Vorhersage-Spanne sogar im Minutenbereich.

Bei einer amtlichen Warnung der Stufe 4 kann es laut Definition für Menschen lebensgefährlich werden. "Vermeiden Sie Aufenthalte im Freien. Verhalten Sie sich sehr vorsichtig, und informieren Sie sich regelmäßig über die Entwicklung der Wettersituation", riet der DWD. Zudem solle man sich auf "außergewöhnliche Maßnahmen" vorbereiten und auf jeden Fall möglichen Anweisungen der Behörden folgen.

Und so geht es weiter mit der Unwetterlage: In der Nacht zum Samstag ziehen die Gewitter voraussichtlich nach Osten ab, von Westen her beruhigt sich die Lage. "Nur entlang und südlich der Donau noch längere Zeit teils kräftige Gewitter mit Starkregen um 25 Litern pro Quadratmeter pro Stunde", so die Prognose. Es soll dann nicht mehr so warm wie bisher sein – mit Höchsttemperaturen an der Küste zwischen 14 und 18, sonst 20 bis 25 Grad, am Oberrhein bis 27 Grad.

Hier finden Sie alle Informationen rund um Unwetter, Niederschlag und Temperaturen in Ihrer Region.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Telefonat mit DWD-Pressesprecher Andreas Friedrich
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