t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePanorama

Orkantief "Zeynep": So war die Sturmnacht in Deutschland


Feuerwehr im Dauereinsatz
Orkan "Zeynep" sorgt für drei Tote und Schaden in Millionenhöhe

Von dpa
Aktualisiert am 19.02.2022Lesedauer: 4 Min.
Reste eines eingestürzten Daches liegen auf einem Auto: Sturmtief "Zeynep" brachte schwere Sturmböen.Vergrößern des Bildes
Reste eines eingestürzten Daches liegen auf einem Auto: Sturmtief "Zeynep" brachte schwere Sturmböen. (Quelle: Lars-Josef Klemmer/dpa-bilder)
News folgen

Sturmfluten, Straßenunfälle, eingestellter Bahnverkehr: Das Orkantief "Zeynep" hat für massive Schäden und zahlreiche Einsätze der Feuerwehr gesorgt. Mehrere Menschen starben, Bäume stürzten um, Dächer wurde abgedeckt.

Orkantief "Zeynep" hat zum Start ins Wochenende für Sturmfluten, Straßenunfälle und Ausfälle im Bahnverkehr gesorgt. Mindestens drei Menschen starben wegen des Sturms. Die Feuerwehren zählten Tausende Einsätze, meist wegen umgestürzter Bäume, umherfliegender Gegenstände oder beschädigter Gebäude – allein in Nordrhein-Westfalen rückten sie bis Samstagmittag zu über 12.000 Einsätzen aus.

Nach einer ersten Schätzung verursachte "Zeynep" versicherte Schäden von über 900 Millionen Euro. Der Sturm sei der intensivste seit "Kyrill" im Jahr 2007 gewesen, teilte die auf Versicherungsmathematik spezialisierte Unternehmensberatung Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) mit. Die versicherten Schäden des vorangegangenen Sturms "Ylenia" hatte das Unternehmen auf 500 Millionen Euro geschätzt. Die Gesamtschäden sind bei Stürmen in aller Regel höher, zum Teil ganz erheblich.

17-Jähriger stirbt in NRW

Zu den mindestens drei Sturmtoten zählte ein 17-Jähriger, der in Hopsten (NRW) als Beifahrer starb. Der Fahrer des Wagens war nach Polizei-Angaben möglicherweise einem Ast ausgewichen und dadurch von der Fahrbahn abgekommen. Das NRW-Innenministerium zählt ihn daher nach vorläufigen Erkenntnissen als Sturmtoten.

Ein 56 Jahre alter Autofahrer starb nach Angaben der Polizei bei Altenberge in NRW, als er mit dem Auto gegen einen quer auf der Fahrbahn liegenden Baum prallte. In der niedersächsischen Gemeinde Wurster Nordseeküste verunglückte ein Mann tödlich, als er während des Sturms das beschädigte Dach eines Stalls reparieren wollte. Der 68-Jährige brach nach Polizeiangaben durch das Dach und stürzte rund zehn Meter in die Tiefe.

Stärkere Böen am Sonntag erwartet

Am Samstag schwächte der Wind etwas ab, vor allem im Norden gab es aber noch Sturmböen. Am Sonntag werden vor allem im Süden und in der Mitte Deutschands noch mal stärkere Böen erwartet – verbreitet mit bis zu 60 Kilometern pro Stunde, auf höheren Bergen auch teils schwere Sturmböen bis 100 Kilometer pro Stunde. In Büsum an der Nordsee war am Freitagabend eine Orkanböe mit 143,3 Kilometer pro Stunde gemessen worden.

Am Morgen hob der DWD seine Warnung vor extremen Orkanböen an der Nordsee auf. In Hamburg erreichte die Elbe am Pegel St. Pauli am Samstagmorgen gegen 5.30 Uhr 3,75 Meter über dem mittleren Hochwasser, wie das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie mitteilte.

Damit erreichte die Hansestadt erstmals seit 2013 wieder eine sehr schwere Sturmflut mit mehr als 3,5 Metern über dem mittleren Hochwasser. In der überfluteten Speicherstadt rettete die Feuerwehr am frühen Samstagmorgen zwei Männer, die mit ihrem Auto eingeschlossen waren. Laut Polizei waren die Männer stark unterkühlt und wurden vorsorglich in ein Krankenhaus gebracht.

Umgestürzte Bäume sorgen für zahlreiche Einsätze

Feuerwehren und Polizei meldeten bis Samstagmorgen zahlreiche Einsätze, in der Regel blieb es aber zunächst bei Berichten von umgestürzten Bäumen, umherfliegenden Gegenständen und beschädigten Gebäuden. In Bremen stürzte ein 55 Meter großer Baukran in ein im Rohbau befindliches Bürogebäude. "Es sieht verheerend aus", sagte ein Feuerwehrsprecher. Auch ein gerade vorbeifahrender Laster sei in der Nacht auf den Samstag von dem Kran erwischt worden. Der Fahrer sei aber unverletzt geblieben.

In Gronau bei Hildesheim (Niedersachsen) wehte der Sturm eine rund 80 Kilogramm schwere Kupferplatte von einem Kirchturm. Sie sei etwa 80 Meter weiter in ein Haus eingeschlagen, sagte ein Sprecher der Feuerwehr am Samstagmorgen. Schäden wurden zunächst nicht bekannt. Einige Kilometer entfernt, auf der Autobahn 7 bei Hildesheim, fiel nach Angaben der Polizei am Freitagabend eine Verkehrstafel wegen des Sturmes auf die Fahrbahn. Ein Sattelzugfahrer habe nicht mehr ausweichen können und sei über die Hindernisse gefahren. Dabei riss der Tank auf und 400 Liter Diesel-Kraftstoff ergossen sich über die Fahrbahn. Durch den starken Wind habe sich die Flüssigkeit immer weiter verteilt, berichtete die Polizei.

Teile einer Wohnhausfassade eingestürzt

In Hamburg stürzten bei einem viergeschossigen Wohnhaus im Stadtteil Eilbek am Freitagabend Teile der Fassade ein. Insgesamt seien im Giebelbereich rund 25 Quadratmeter Mauerwerk abgefallen, sagte ein Feuerwehrsprecher. In den Häfen in Emden und Wilhelmshaven mussten mehrere Schlepper die größeren Schiffe sichern. Dabei drückten sie die windanfälligen Schiffe gegen die Pier, sagte ein Sprecher der Wasserschutzpolizei.

Wegen des Sturms war der Zugverkehr am Freitag teilweise eingestellt worden, die Ausfälle hielten am Samstag zunächst vielfach an. "Aufgrund von Unwetterschäden kommt es im Norden Deutschlands und in Nordrhein-Westfalen bis mindestens Montagnachmittag zu Verspätungen und Zugausfällen" teilte die Deutsche Bahn am Nachmittag mit und forderte dazu auf, Reisen von und nach Hamburg und Bremen zu vermeiden. Demnach sollten am Samstag bis mindestens 18 Uhr keine Fernverkehrszüge nördlich von Dortmund, Hannover und Berlin fahren. Bis dahin sollten auch ICE-Züge auf der Strecke Köln - Hannover - Berlin ausfallen, genau wie ICE-Züge zwischen Kassel-Wilhelmshöhe und Berlin.

Badestrand weggespült

In Nordrhein-Westfalen ist die Rheinbrücke Emmerich bis auf weiteres gesperrt. Grund dafür seien umgestürzte Gerüstteile, die in die Fahrbahn ragen, teilte die Polizei am frühen Samstagmorgen mit. Im Norden wurde die Fehmarnsundbrücke gesperrt, die die Insel Fehmarn in der Ostsee mit dem Festland verbindet. Zuvor waren in der Nacht zwei Laster umgekippt. Ein Fahrer wurde dabei verletzt, wie ein Polizeisprecher sagte.

Die Nordseeinsel Wangerooge büßte im Sturm etwa 90 Prozent ihres Badestrandes ein. "Auf einer Länge von einem Kilometer gibt es kaum noch Sand", sagte Wangerooges Inselbürgermeister Marcel Fangohr am Samstagmorgen. Die Schutzdünen vor dem Trinkwasserschutzgebiet hätten kein Deckwerk mehr, dies müsse wie der Strand neu aufgeschüttet werden. Dennoch sei der Sturm glimpflich ausgegangen.

Todesopfer und Schäden auch in Niederlanden

Auch in anderen europäischen Ländern sorgte "Zeynep" schon am Freitag für Schäden: In den Niederlanden kamen drei Menschen durch umstürzende Bäume ums Leben, darunter war auch ein Radfahrer. Großbritannien meldete ebenfalls drei Todesopfer. In Irland starb ein Mann infolge des Orkantiefs. Im Norden Frankreichs waren am Abend rund 130.000 Haushalte ohne Strom.

In dem vorherigen Orkantief "Ylenia" waren mindestens drei Autofahrer in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt bei wetterbedingten Unfällen gestorben: Zwei wurden von umstürzenden Bäumen erschlagen, ein dritter starb, als sein Anhänger im Sturm auf die Gegenfahrbahn geriet und es dabei zu einem Unfall kam.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website