Corona-Pandemie Weltärztepräsident: "Wo Lockdown draufsteht, muss er auch drin sein"
Weltärztepräsident Montgomery wirft der Politik vor, nur halbherzig gegen die Corona-Pandemie zu kämpfen. Im Angesicht einer möglichen Omikron-Welle fordert er mehr Konsequenz.
Vor den Beratungen von Bund und Ländern über eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen hat Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery die Politik zu mehr Konsequenz im Kampf gegen die Pandemie aufgerufen und sich gegen die Verhängung eines "Lockdown light" ausgesprochen. "Ein 'Lockdown light' dient nur der Besänftigung des eigenen schlechten Gewissens und der Betäubung der Bevölkerung", sagte er der "Augsburger Allgemeinen" (Dienstagsausgabe).
"Die Politik macht immer wieder dieselben Fehler", beklagte Montgomery. Zwar sei nicht immer ein bundesweiter Lockdown angemessen; auch harte regionale Einschränkungen könnten sinnvoll sein. "Aber wo dann Lockdown draufsteht, muss auch Lockdown drin sein. Halbherzigkeit hatten wir nun wirklich genug."
Laut einer Beschlussvorlage wollen die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder bei ihrer Videokonferenz mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) an diesem Dienstag Kontaktbeschränkungen auch für Geimpfte und Genesene beschließen, um die Ausbreitung der hochansteckenden Omikron-Variante des Coronavirus zu bremsen. Demnach sollen sich in Innenräumen und Außenbereichen ab dem 28. Dezember bei privaten Zusammenkünften maximal zehn Geimpfte und Genesene treffen dürfen. Bundesweit sollen der Vorlage zufolge außerdem Clubs und Diskotheken schließen.
Söder: "Kardinalfehler" der Ampelparteien
Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat angesichts der Ausbreitung der Omikron-Variante eine erneute Feststellung der epidemischen Lage von nationaler Tragweite gefordert. Es sei ein "Kardinalfehler" der Ampelparteien gewesen, die epidemische Lage auslaufen zu lassen, sagte er vor Beginn der Beratungen von Bund und Ländern über eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen am Dienstag im ARD-"Morgenmagazin".
Söder nannte es "absurd", in einer Situation, "in der manche Experten sagen, es käme keine Welle auf uns zu, sondern eine regelrechte Wand, zu sagen, es gebe diese epidemische Lage nicht". Die epidemische Lage halte "einige Instrumente" bereit, die derzeit "nicht nutzbar" seien, kritisierte der CSU-Politiker. So habe Bayern in Corona-Hotspots eine "Komplettschließung" auch der Gastronomie vorgenommen. "All diese Dinge gehen nach dem neuen Recht ja kaum mehr", fuhr Söder fort.
Die Maßnahmen, die nun zur Debatte stünden, "haben wir in Bayern alle schon gemacht", so Söder weiter. Das Bundesland liege inzwischen auf "Platz zehn der deutschen Inzidenz" – dank Maßnahmen wie der Schließung von Clubs und Diskotheken, dem Verbot von Weihnachtsmärkten und mehr FFP2-Masken.
- Nachrichtenagenturen AFP und dpa