US-Prozess Schütze von Kenosha verteidigt sich
Kenosha/Washington (dpa) - Im viel beachteten Prozess um den gewaltsamen Tod von zwei Menschen bei Anti-Rassismus-Protesten im US-Bundesstaat Wisconsin 2020 hat sich der Angeklagte erstmals ausführlich selbst zu Wort gemeldet.
"Ich habe nichts falsch gemacht. Ich habe mich verteidigt", sagte der 18 Jahre alte Kyle R. bei dem Prozess in Kenosha. Bei seiner Aussage brach der junge Mann zwischenzeitlich derart in Tränen aus, dass der Richter die Sitzung kurz unterbrach.
In Kenosha in Wisconsin waren im Sommer 2020 schwere Proteste ausgebrochen, nachdem dem Afroamerikaner Jacob Blake bei einem Polizeieinsatz mehrfach in den Rücken geschossen worden war. Der Fall ereignete sich in einem bereits aufgeheizten politischen Klima, denn nur etwa drei Monate vorher war in Minneapolis der Afroamerikaner George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz getötet worden.
Der zu der Zeit 17-jährige Kyle R. erschoss damals zwei Menschen mit einem Sturmgewehr und verletzte eine weitere Person. Der Weiße war damals nach Kenosha gereist, um dort eigenen Angaben nach Eigentum vor Plünderungen zu schützen. Er plädierte auf nicht schuldig - bestreitet die Tat an sich aber nicht. Er beruft sich allerdings auf das Recht auf Selbstverteidigung. Die Anklage legt ihm unter anderem Mord in zwei Fällen zur Last. Ihm droht eine lebenslange Haftstrafe.
Bei seiner Aussage am Mittwoch beteuerte der Angeklagte, er sei nicht nach Kenosha gefahren, um Ärger zu machen. Er sei bedroht worden und habe geschossen, weil er um sein Leben gefürchtet habe. Der eine Mann, den er erschoss, habe ihn verfolgt und nach seiner Waffe gegriffen. Der andere habe mit einem Skateboard auf ihn eingeschlagen. "Ich hatte nicht vor, sie zu töten. Ich wollte die Leute aufhalten, die mich attackierten."
Von zahlreichen Rechten wird Kyle R. als Märtyrer gefeiert, der sich für die öffentliche Sicherheit eingesetzt habe. Auch der damalige US-Präsident Donald Trump verteidigte ihn im Wahlkampf und suggerierte nach dem Zwischenfall, der Jugendliche habe in Notwehr gehandelt. Die drei Männer, auf die R. geschossen hatte, waren Weiße.