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Corona: Was für einen Impfstart beim Hausarzt spricht – und was nicht


Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

Droht Chaos?
Was für einen Impfstart beim Hausarzt spricht – und was nicht

  • Peter Schink
Pro & KontraVon Nele Behrens und Peter Schink

Aktualisiert am 12.03.2021Lesedauer: 1 Min.
Corona-Impfung: Sollten auch Hausärzte im großen Stil und schnellstmöglich in die Cornoa-Vakzine verabreichen?Vergrößern des Bildes
Corona-Impfung: Sollten auch Hausärzte im großen Stil und schnellstmöglich in die Cornoa-Vakzine verabreichen? (Quelle: imago-images-bilder)
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Die Gesundheitsminister der Länder wollen die Hausärzte ab Mitte April impfen lassen. Die wiederum mahnen, es zähle jetzt jeder Tag. Ist die Politik also zu zögerlich? Ein Pro und Kontra.

Pro
Nele Behrens

Lasst die Hausärzte umgehend impfen!

Während der Pandemie gibt es in der Politik zwei Todsünden: Zögernde Kompromisse und lähmende Bürokratie. Wenn wir eine Chance haben wollen, Corona Herr zu werden, müssen wir schnell handeln – und zwar jetzt. Deshalb gilt: Lasst die Hausärzte umgehend im großen Stil impfen!

Jeder Tag, den wir warten, ist einer zu viel. Es geht um Existenzen, um menschliche Schicksale, um unser aller Gesundheit. Je schneller wir impfen, desto mehr Menschen bewahren wir vor einer tödlichen Infektion. Gerade angesichts der britischen Variante und der jüngsten Lockerungen ist Warten inakzeptabel. Wollen wir wirklich hinnehmen, dass sich bis Mitte April noch Tausende Menschen in Deutschland anstecken?

Die Hausärzte sind in dieser Frage der Gamechanger. Seit jeher sind sie die erste Anlaufstelle für Impfungen. Corona darf hier keine Sonderrolle einnehmen. Die technischen Hürden sind abgebaut. Selbst das Vakzin von Biontech lässt sich inzwischen auf Kühlschranktemperatur lagern und transportieren. Der Impfstoff muss nur kommen. Die bürokratische Krücke des Impfzentrums in der nächsten Stadt braucht es also nicht, wenn es den Hausarzt im Dorf gibt.

Zudem hat das Impfen in der Praxis um die Ecke einen entscheidenden Vorteil: Die Hausärzte kennen ihre Patienten besser. Sie wissen am besten, wer eine Spritze zuerst braucht. Kommt jemand nicht zum Termin, müssen sie die Impfdosis nicht entsorgen, sondern können gleich den nächsten Patienten anrufen. Dieses Kapital der Bürokratie zu opfern, ist unverantwortlich.

Kontra
Peter Schink
Peter Schinkstellvertretender Chefredakteur

Die Verantwortung tragen andere

"Die Impfung ist das mächtigste Werkzeug, das wir in der Pandemie haben", sagt RKI-Chef Lothar Wieler. Deshalb ist es wichtig, möglichst viele Menschen möglichst schnell zu impfen. Auch mit Hilfe der Hausärzte. Die Gesundheitsminister empfehlen jetzt: Erst ab Mitte April soll es so weit sein.

Erst dann? Warum nicht sofort? Die Frage ist naheliegend. Ein kurzes "das muss schneller gehen" als Antwort ist aber populistisch. Hausärzte sagen zu Recht, sie könnten selbst am besten entscheiden, welche Patienten dringend eine Impfung brauchen. Und überhaupt, sie könnten vermutlich schneller impfen.

Doch Stand heute entstünde ein Ansturm auf die Hausarztpraxen, solange die Impfstoffe viel knapper sind als die Nachfrage. Und damit würden etliche Risiken einhergehen: Betrug in der Impfreihenfolge, Bevorzugung von Privatpatienten, Chaos bei der Terminvergabe.

Ich sehe schon die Verbandsvertreter, die nach wenigen Wochen ein mögliches Chaos monieren. Und schimpfen, die Politik hätte die Verantwortung nicht auf die Hausärzte abwälzen dürfen. Auch wir Journalisten würden schnell über chaotische Zustände berichten.

Und wer trägt am Ende die Verantwortung? Die Politik, namentlich Jens Spahn und die Bundesregierung. Deshalb ist die Empfehlung der Länder-Gesundheitsminister eine klassische deutsche Kompromissformel. Nicht zu radikal, abwägend, alle Argumente und Sichtweisen bedenkend. Wer will, dass in der Pandemie radikalere Entscheidungen getroffen werden, muss sich an die eigene Nase fassen. Wir selbst sind diejenigen, die über allzu hektisches Handeln am Ende den Kopf schütteln. Zu Recht.

Liebe Leserinnen und Leser: Wie stehen Sie zu dem Thema? Sollten Hausärzte umgehend gegen das Coronavirus impfen dürfen? Schicken Sie uns Ihre Meinung mit dem Betreff "Impfung beim Hausarzt" an lesermeinung@stroeer.de. Eine Auswahl der Einsendungen werden wir mit Nennung des Namens veröffentlichen.

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