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Bei "Querdenken"-Demo in Karlsruhe: 11-Jährige vergleicht sich mit Anne Frank


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Auftritt sorgt für Empörung
"Querdenker"-Demo: Elfjährige vergleicht sich mit Anne Frank


Aktualisiert am 16.11.2020Lesedauer: 3 Min.
Demonstration der "Querdenker" in Karlsruhe: Auf dieser Bühne stand das Mädchen und las ihre Ansprache von einem Zettel ab.Vergrößern des Bildes
Demonstration der "Querdenker" in Karlsruhe: Auf dieser Bühne stand das Mädchen und las ihre Ansprache von einem Zettel ab. (Quelle: U. J. Alexander/imago-images-bilder)
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Bei einer Demonstration der "Querdenker" hat ein Kind seine Erfahrungen in der Corona-Zeit mit dem Leid der von den Nazis ermordeten Anne Frank verglichen. Die Polizei ermittelt.

In Karlsruhe fand am Samstagnachmittag eine Demo der "Querdenker" unter dem Motto "Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit und Liebe" statt. Etwa 1.000 Teilnehmer demonstrierten gegen die bestehenden Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Dabei sorgte der Auftritt eines elfjährigen Mädchens für Empörung.

In einem Video der Kundgebung ist zu sehen, wie zuerst die Mutter des Kindes auf einer Bühne gegen die Corona-Regeln wettert, die sie als "bescheuerte Maßnahmen, die keinen Sinn machen" bezeichnet. Dann übernimmt ihre Tochter das Mikrophon und liest eine Ansprache von einem Zettel ab. Sie sagt, sie habe kürzlich Geburtstag gehabt und hätte fürchten müssen, mit ihren Freunden nicht feiern zu können. "Ich war unendlich traurig darüber, doch meine Eltern haben auch dafür eine Lösung gefunden. Wir mussten die ganze Zeit leise sein, weil wir sonst vielleicht von unseren Nachbarn verpetzt worden wären."

"Wie Anne Frank im Hinterhaus – muxmäuschenstill"

Diese Situation habe sie an Anne Frank erinnert, sagt das Mädchen: "Ich fühlte mich wie bei Anne Frank im Hinterhaus, wo sie muxmäuschenstill sein mussten, um nicht erwischt zu werden, aber ich war auch sehr froh, dass ich meinen Geburtstag überhaupt feiern durfte." Das Mädchen erklärt weiter, es sei froh, dass ihre Eltern verstünden, was richtig sei, und dass sie sie trotzdem hätten feiern lassen. Im Duktus der Mutter spricht es von "bescheuerten Maßnahmen" oder "merkwürdigen und absolut sinnlosen Maßnahmen".

Auf Twitter ging die Geschichte viral. Viele Nutzer regten sich über den Vergleich auf und verurteilten die Ansprache des Kindes scharf. "Eltern, die ihr Kind heimlich mit FreundInnen Geburtstag feiern lassen und es auch noch auf eine Bühne stellen, um sich mit dem Leid von Anne Frank zu vergleichen? Hoffentlich hat das Konsequenzen für die Eltern. Erziehung geht anders", schreibt ein Twitter-Nutzer. Ein anderer bezweifelt, dass das Mädchen überhaupt wusste, wer Anne Frank war. "Wenn sie das irgendwann richtig versteht, wird sie sich noch in Grund und Boden schämen", schreibt er.

Polizei: "unangebracht und geschmacklos"

Die Polizei Karlsruhe erklärte über Twitter, "der Vergleich mit Anne Frank ist natürlich völlig unangebracht und geschmacklos. Wir prüfen daher eine strafrechtliche Relevanz". Derzeit werde geprüft, ob eine Straftat vorliege, erklärte Raphael Fiedler von der Polizei Karlsruhe t-online. "Wir müssen schauen, ob es sich hier um eine Verharmlosung des Holocausts handelt", erklärte er. Eine Kindergeburtstagsparty sei keinesfalls mit dem Leid Anne Franks vergleichbar. Eigentlich halte sich die Polizei mit Wertungen dieser Art zurück, um ein eventuelles Verfahren nicht zu gefährden. "Aber hier gibt es keine zwei Meinungen", sagte Fiedler.

Auch der Hintergrund einer "Anstiftung zu einer Straftat" werde untersucht. "Das Kind ist mit elf Jahren ja noch strafunmündig. Da muss jetzt ermittelt werden, wer den Text geschrieben hat und ob eine Instrumentalisierung vorliegt." Es gebe Videomaterial, das im Internet verbreitet wurde. Anhand dessen habe die Polizei den genauen Wortlaut der Ansprache.

200 Verstöße gegen Corona-Auflagen aufgenommen

Die Veranstalter hätten 2.000 Teilnehmer zur Demonstration angemeldet, gekommen sind etwa 1.000. "Eine ähnliche Demonstration in dieser Größenordnung gab es auch schon am 31. Oktober", teilte die Polizei Karlsruhe mit. Bei der Demo am Samstag sind von der Polizei 200 Verstöße gegen die Corona-Auflagen aufgenommen worden.

Anne Frank ist eine der wichtigsten Zeuginnen des Holocausts. Ihr "Tagebuch der Anne Frank" dokumentiert die Verbrechen der Nazi-Diktatur und wurde weltweit millionenfach übersetzt und verkauft. Im Holocaust sind sechs Millionen europäische Juden ermordet worden. Anne Frank starb, nachdem sie sich mit ihrer Familie und vier weiteren Menschen mehr als zwei Jahre lang in einem Hinterhaus versteckte hatte, 1945 im Konzentrationslager Bergen Belsen.

Verwendete Quellen
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