Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs Gutachten prangert Missstände in katholischer Kirche an
Das Bistum Aachen hat ein Gutachten über den eigenen Umgang mit Missbrauchsvorwürfen veröffentlicht. In mehreren Fällen etwa sind verurteilte Priester wieder in Gemeinden eingesetzt worden.
Als eines der ersten Bistümer in Deutschland hat das Bistum Aachen ein unabhängiges und ohne Einschränkungen erstelltes Gutachten über den eigenen Umgang mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs veröffentlicht. Das Gutachten ist von der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl erstellt worden.
Die Gutachter fanden bei ihren Recherchen Hinweise auf 175 Missbrauchsopfer im Bistum Aachen bis 2019, die meisten davon Jungen, besonders aus der Altersgruppe der Acht- bis 14-Jährigen. In mehreren Fällen seien Priester, die sich des Missbrauchs schuldig gemacht und teilweise dafür Haftstrafen abgesessen hätten, wieder in Gemeinden eingesetzt worden. Dort hätten sie dann teilweise erneut Kinder missbraucht.
Für die Reaktion der Bistumsführung auf die Missbrauchsfälle sehen die Gutachter "systemische Ursachen", darunter die quasi unangreifbare Stellung des Priesters im Katholizismus als Mittler zwischen Gott und den Menschen und das problematische Verhältnis der Kirche zur Sexualität. Persönliche Mitverantwortung sehen die Gutachter bei mehreren früheren Aachener Bischöfen, unter ihnen Bischof Klaus Hemmerle (1929-1994) und Bischof Heinrich Mussinghoff, der bis 2015 an der Spitze des Bistums stand. Hierbei gehe es aber nicht um eine Stigmatisierung, betonte der Gutachter Ulrich Wastl.
- Nachrichtenagentur dpa