Kampf gegen Corona Gates: "Gibt Leute, die sagen, ich sei dafür verantwortlich"
Niemand wird von Verschwörungstheoretikern in der Corona-Krise schärfer attackiert als Bill Gates. Nun hat sich der Microsoft-Gründer dazu positioniert
Der nicht erst in der Corona-Pandemie zum Feindbild von Verschwörungstheoretikern avancierte Microsoft-Gründer Bill Gates ist tief besorgt über die Verbreitung von Desinformation und Lügen im Internet. "Diese verrückten Ideen verbreiten sich irgendwie schneller in den sozialen Medien als die Wahrheit. Ich bin überrascht, dass mein Name in diesen Verschwörungstheorien auftaucht", sagte Gates am Montag bei "Bild Live". "Ich finde, dass es irgendwie ironisch ist, dass ich anmahnte, auf diese Pandemie vorbereitet zu sein und jetzt gibt es Leute, die sagen, ich sei dafür verantwortlich."
Der Multimilliardär appellierte an die Vernunft der Menschen: "Wir befinden uns inmitten einer Pandemie, und es ist wichtiger als je zuvor, sich mit den Tatsachen und der Wahrheit auseinanderzusetzen."
"Die Pandemie hat den Fortschritt angehalten"
Gemeinsam mit seiner Frau Melinda setzt sich Gates seit Jahren mit einer Stiftung im Kampf gegen Krankheiten weltweit ein, auch in der Corona-Pandemie. Zuletzt hatten sich zahlreiche Falschinformationen und Verschwörungstheorien über ihn verbreitet. Demnach stecke Gates etwa selbst hinter der Verbreitung des Coronavirus und wolle den Menschen Mikrochips einpflanzen lassen, um so die gesamte Menschheit zu überwachen.
Zudem habe die Corona-Pandemie nach Einschätzung des Microsoft-Gründers zahlreiche in den vergangenen Jahren erzielte Fortschritte bei der Bekämpfung von Armut und Krankheiten zunichte gemacht. "Die Pandemie hat den Fortschritt angehalten und uns zurückgedrängt", sagte der 64-Jährige bei einer telefonischen Pressekonferenz anlässlich der Veröffentlichung des "Goalkeepers"-Berichts am Dienstag.
Der seit 2017 jährlich veröffentlichte Report bilanziert den bislang erreichten weltweiten Fortschritt beim Kampf gegen Armut und Krankheiten und prognostiziert, wie es weitergehen könnte.
Frauen und Minderheiten seien stärker betroffen
Die Zahl der Menschen, die in extremer Armut leben, sei seit Beginn der Pandemie beispielsweise um sieben Prozent gestiegen, heißt es in dem Bericht. Die weltweite Impf-Abdeckung von Menschen sei auf das Niveau der 90er-Jahre zurückgefallen und habe damit "die Welt in 25 Wochen um 25 Jahre zurückversetzt". Außerdem verstärkten die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie bestehende Ungleichheiten, da Frauen und Minderheiten sowie Menschen, die in extrem armen Verhältnissen leben, deutlich stärker betroffen seien.
Die Welt müsse deswegen gemeinsam die Pandemie und ihre Auswirkungen bekämpfen – vor allem durch die Entwicklung von Behandlungsmethoden und Impfstoffen, fordern Bill und seine Frau Melinda Gates in dem Bericht. "Dies ist eine gemeinsame globale Krise, die eine gemeinsame globale Antwort verlangt."
Gates rechnet Anfang des kommenden Jahres mit einem Durchbruch in der Impfstoffforschung. "Ich erwarte, dass mit etwas Glück im ersten Quartal drei oder sogar vier davon zugelassen werden", sagt der Microsoft-Gründer der Bild-Zeitung. Die Herausforderung sei dann, das Mittel in Massen zu produzieren. "Um den Impfstoff sieben Milliarden Menschen zur Verfügung zu stellen, brauchen wir fast 14 Milliarden Dosen. Das wurde zuvor noch nie gemacht", so Gates.
- Nachrichtenagentur dpa