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AfD-Politikerin Malsack-Winkemann instrumentalisiert totes Kind für Kampf gegen Masken


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Zwischenfall im Schulbus
AfD-Politikerin Malsack-Winkemann instrumentalisiert totes Kind für Kampf gegen Masken


Aktualisiert am 21.12.2022Lesedauer: 4 Min.
Zwischenfall im Schulbus: Eine 13-Jährige kollabierte in der Pfalz auf dem Weg aus der Schule und starb im Krankenhaus. Die AfD-Bundestagsabgeordnete Birgit Malsack-Winkemann stellte eine Verbindung zur Maskenpflicht her. (Symbolfoto)Vergrößern des Bildes
Zwischenfall im Schulbus: Eine 13-Jährige kollabierte in der Pfalz auf dem Weg aus der Schule und starb im Krankenhaus. Die AfD-Bundestagsabgeordnete Birgit Malsack-Winkemann stellte eine Verbindung zur Maskenpflicht her. (Symbolfoto) (Quelle: Becker&Bredel/imago-images-bilder)
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Ein Kind kollabiert im Schulbus und stirbt. Nur wenige Stunden später fordert eine AfD-Abgeordnete deshalb die Abschaffung der Maskenpflicht. Selbst Parteikollegen sind empört.

Nach dem Tod einer 13-Jährigen gibt es Entsetzen über Versuche, den Fall zu instrumentalisieren. Das Mädchen war in der Pfalz auf dem Heimweg im Schulbus kollabiert und im Krankenhaus gestorben. Zur Todesursache hatten die Behörden keine gesicherten Erkenntnisse.

Trotzdem postete die Berliner AfD-Bundestagsabgeordnete Birgit Malsack-Winkelmann auf Facebook ein Foto eines Kindes mit dem Text "Erstes Todesopfer durch Maske?" und forderte: "Schluss mit dem Irrsinn". Mediziner halten es jedoch für extrem unwahrscheinlich, dass Maskentragen zum Tod führen kann.

"Diese Menschen haben keinen Anstand"

In der Heimat des Mädchens hat der Tod große Betroffenheit ausgelöst – und kaum jemand kam auf den Gedanken, nach der Rolle einer Maske zu fragen. "Aufklärung" werde von Menschen von außerhalb gefordert, so Ralf Wittenmeier, Lokalredakteur der "Rheinpfalz" in Germersheim im Süden von Rheinland-Pfalz. Das Posting der Berliner AfD-Politikerin war selbst dem rheinland-pfälzischen Landesvorsitzenden der Partei, Uwe Junge, zuwider. "Zum Fremdschämen!", antwortete Junge unter dem Posting. Seine Parteifreundin solle "sich entschuldigen und löschen".

Lokalredakteur Wittenmeier hat in einem Meinungsbeitrag zusammengefasst, wie er die Reaktionen erlebte: "Maskenverweigerer, Verschwörungsfanatiker und andere Querdenker würden es nur zu gern sehen, dass das Tragen der Maske ein Grund dafür war, dass eine 13-Jährige sterben musste. Diese Menschen und diejenigen, die deren Argumente online teilen, haben keinen Anstand."

Die Zeitung hatte den tragischen Fall klein gemeldet, weil er in der Region schnell Gesprächsthema wurde. 32 andere Schüler hatten am Montag im Bus gesessen, als die Fahrerin das Fahrzeug im Wörther Ortsbezirk Büchelberg gegen 13.45 Uhr wegen des Notfalls stoppte. Rund eine Stunde dauerte dort in einem Rettungswagen der Kampf von Medizinern um das Leben des Mädchens, ehe das Mädchen ins Krankenhaus gebracht wurde.

Drei Teams betreuten Kinder psychosozial

Für Feuerwehr und DRK ging der Einsatz im Ort weiter: Die Kinder wurden nun mit dem Bus in eine nahe gelegene Halle gebracht, Mitarbeiter der Psychosozialen Notfallhilfe sprachen dort das Geschehen an. Insgesamt drei Teams kümmerten sich um Betreuung der Kinder und von Angehörigen und boten weitere Gespräche an.

Der Fall war damit öffentlich, und deshalb gab die örtliche Polizei nach anfänglichen Bedenken wegen des Persönlichkeitsschutzes auch knappe Informationen heraus. In den lokalen Medien stand abends, was bekannt ist. Keine Hinweise auf Fremdverschulden, Todesursache unklar.

Zur Ursache wird die Obduktion wohl Antworten ergeben. Sie ist vorgeschrieben, wenn es nach der Leichenschau keine Erklärung gibt. Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe lässt sie durchführen. Karlsruhe ist zunächst zuständig, weil der Tod dort in einer Klinik festgestellt wurde. Ergebnisse könnte es in der nächsten Woche geben. Am liebsten würden die Staatsanwälte wohl keine Fragen dazu hören und Journalisten nicht danach fragen. Eigentlich habe allein die Familie das Recht, die Todesursache zu erfahren, findet "Rheinpfalz"-Journalist Wittenmeier.

Update, 21. Oktober: Nach dem Ergebnis rechtsmedizinischer Untersuchungen gibt es laut Staatsanwaltschaft keine Hinweise auf einen Zusammenhang des Todesfall mit dem Tragen von Masken. Auch weitere Darstellungen über einen Zusammenhang von Todesfällen von Kindern mit Masken haben sich als frei erfunden herausgestellt.

Abgeordnete: "Ich habe doch nur gefragt"

Aber spätestens seit Dienstagmorgen mit dem Posting der AfD-Abgeordneten Birgit Malsack-Winkemann steht eine Frage im Raum. "Erstes Todesopfer durch Maske?" schrieb sie auf Facebook. "Wann erfolgt die Obduktion?" In den mehr als 2.000 Kommentaren überwiegen empörte und verständnislose Antworten. In freundlichen Worten zusammengefasst ist der Tenor: Sie schlage empathielos Kapital aus dem Tod eines Kindes.

Zurückrudern will Malsack-Winkelmann offenbar nicht. Auf Anfrage am Telefon gibt die Juristin t-online "den gut gemeinten Rat, genau hinzusehen". Sie habe "nichts behauptet, sondern nur eine Frage gestellt". Und einen Namen habe sie schließlich auch nicht genannt. Sie liefert aber auch keine Hinweise, dass die Maske irgendwas mit dem Tod zu tun hatte.

Lungenärzte-Verband: Maskentragen ist unbedenklich

Zum konkreten Fall wollen sich Mediziner ohne detaillierte Kenntnis zum Fall und zu einer möglichen Krankheitsgeschichte nicht äußern. Die allgemeine Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) ist aber eindeutig: "Dass ein Mensch aufgrund des Tragens einer Maske lebensbedrohliche Symptome entwickelt, ist sehr unwahrscheinlich“, sagte DGP-Präsident Michael Pfeifer zu t-online.

Der Lungenspezialist weiter: "Auf Basis des aktuellen Wissensstands ist das Tragen von Masken völlig unbedenklich." Im Juni kam eine im Fachblatt "The Lancet" erschienene Analyse der Studienlage zum Ergebnis, dass der Mund-Nase-Schutz auch eine relevante Schutzwirkung hat. Ein Risiko sehen Experten darin, dass Stoffmasken bei falschem Gebrauch zu einem Nährboden für Krankheitserreger werden können.

Querdenken-Mitstreiter spricht von Tribunalen

Doch an der Unbedenklichkeit haben auch manche Menschen Zweifel oder sähen sie, weil sie Masken grundsätzlich ablehnen. Deshalb zog das Posting der Bundestagsabgeordneten schnell Kreise im Umfeld von "Querdenkern" und "Corona-Rebellen". Malsack-Winkemann war aber nicht die erste mit der Verknüpfung, und es ging auch noch hässlicher: Ein paar Minuten vor ihr hatte der Moderator einer Mannheimer "Querdenker"-Demo ein Foto des Artikels gepostet. "Wir freuen uns auf die Tribunale", schrieb er und dazu die Abkürzung für das Motto der verschwörungsideologischen QAnon-Bewegung.

Später tauchten dann auch von größeren Accounts aus der Szene der "Corona-Rebellen" Screenshots eines Postings auf, in dem es noch mehr "Informationen" gab. Das Kind sei durch ein Attest eigentlich vom Maskentragen befreit gewesen und trotz Vorerkrankung zum Tragen gezwungen worden. Dazu gibt es bisher keine weitere Quelle.

t-online.de macht den Mann ausfindig, der den Text geschrieben hat, und er meldet sich auf eine Anfrage zurück: Er selbst wisse dazu nichts. "Jemand hatte dazu Konkreteres gepostet, ich weiß nur nicht mehr, wo."

Aber es passt ins Bild von denen, die gerne von einer "Corona-Diktatur" sprechen.

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