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Corona-Sterblichkeit in den USA: Bei Afroamerikanern ist das Risiko höher


Deutliche Unterschiede
"Corona-Sterblichkeit: In den USA kommt es auch auf die Hautfarbe an

Von dpa
Aktualisiert am 09.04.2020Lesedauer: 3 Min.
USA: Afroamerikaner sind aus verschiedenen Gründen stärker von der Corona-Krise betroffen.Vergrößern des Bildes
USA: Afroamerikaner sind aus verschiedenen Gründen stärker von der Corona-Krise betroffen. (Quelle: ZUMA Wire/imago-images-bilder)
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In den USA hängen die Überlebenschancen bei Corona-Patienten auch von der Hautfarbe ab. Unter Afroamerikanern ist die Sterblichkeit deutlich höher. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Zwar gibt es keine landesweiten Statistiken, doch Zahlen aus einer Reihe von US-Bundesstaaten zeichnen ein erschreckendes Bild: Im Südstaat Louisiana stehen Schwarze für 33 Prozent der Bevölkerung, aber 70 Prozent der Todesfälle. In Illinois, wo der Bevölkerungsanteil von Afroamerikanern 14 Prozent beträgt, sind 42 Prozent der Toten Schwarze.

Rund 70 Prozent der Coronavirus-Toten in der Großstadt Chicago sind Afroamerikaner, bei einem Bevölkerungsanteil von 30 Prozent. "Bei diesen Zahlen verschlägt es einem den Atem", sagte Bürgermeisterin Lori Lightfoot diese Woche. "Das ist ein Aufruf an uns alle zu handeln."

Mehrere Gründe für die schockierenden Zahlen

Für die schockierenden Zahlen gibt es eine Reihe von Gründen: Armut, soziale Benachteiligung, Diskriminierung, die Schwächen des Gesundheitssystems.

So leiden Afroamerikaner in den USA armutsbedingt häufiger an chronischen Krankheiten, die wiederum eine Infektion mit dem Coronavirus viel gefährlicher machen. "Wir wissen, dass Schwarze ein höheres Risiko für Diabetes, Herzerkrankungen und Lungenerkrankungen haben", sagte jüngst der oberste US-Mediziner Jerome Adams - selbst ein Afroamerikaner.

Sich selbst sieht der "Surgeon General" als bestes Beispiel: Er habe Bluthochdruck, Asthma und ein Herzproblem, sagte Adams. "Ich symbolisiere, was es bedeutet, in Amerika arm und schwarz aufzuwachsen."

Ärmere Stadtteile, weniger Ärzte

Ärmere Stadtteile mit einem hohen Anteil an Schwarzen haben weniger Ärzte und weniger gut ausgestattete Krankenhäuser. Die Krankenversicherungen für Angestellte in Dienstleistungsberufen mit Niedriglöhnen sind schlechter als für andere Beschäftigte. Dutzende Millionen US-Bürger haben keine Krankenversicherung oder sind unterversichert.

Das führte unter anderem dazu, dass Schwarze teilweise weniger Chancen auf einen Coronavirus-Test hatten - und damit auf eine rasche und angemessene Behandlung. James Hildreth vom Meharry Medical College in Nashville, Tennessee, sagt der Nachrichtenagentur AFP, in der Stadt seien die ersten Tests in einem Krankenhaus verfügbar gewesen, das vor allem von versicherten Patienten aufgesucht wird. Erst später waren Tests auch für Ärmere verfügbar.

Untersuchungen aus den vergangenen Jahren deuten auf eine strukturelle Diskriminierung von Schwarzen bis ins Behandlungszimmer hin. Die Anästhesistin Ebony Hilton vom Medical Center der Universität von Virginia sagt, Ärzte würden Symptome bei afroamerikanischen Patienten weniger häufig ernst nehmen oder angemessen untersuchen. Studien zufolge haben Afroamerikaner bei gewissen Krankheitsbildern geringere Chancen, von einem Spezialisten untersucht zu werden.

Berufe mit sozialen Kontakten

Der Chef der Ärzteorganisation American Public Health Association, Georges Benjamin, verweist in der Coronavirus-Krise zudem auf die soziale Dimension in der Arbeitswelt. Afroamerikaner würden vermehrt Dienstleistungsberufe mit viel Kontakt zur Bevölkerung ausüben und hätten deswegen ein höheres Ansteckungsrisiko: Busfahrer, Pfleger in Altenheimen, Supermarkt-Verkäufer. Heimarbeit ist da keine Option und die Fahrt in Bus oder U-Bahn unvermeidlich.

"Viele Afroamerikaner und andere ethnische Minderheiten haben ganz einfach nicht das Privileg, zu Hause in Sicherheit zu bleiben", schrieben Hunderte Mediziner und Bürgerrechtsanwälte diese Woche in einem Brief an das US-Gesundheitsministerium und forderten eine entschiedene Antwort der Regierung.

Zumal das höhere Risiko für Afroamerikaner letztlich ein Risiko für die gesamte Bevölkerung darstellt. "Wenn Menschen mit einem niedrigeren ökonomischen Status und Angehörige von Minderheiten nicht behandelt und nicht getestet werden, werden sie nach Hause geschickt und stecken ihre Gemeinschaft an", sagt Anästhesistin Ebony Hilton. "Diese infizierten Arbeiter gehen in den Lebensmittelladen, und wenn Amerikaner aus höheren Schichten ihr Essen einkaufen, dann stecken sie sich auch an."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP
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