Coronavirus auf "Diamond Princess" Quarantäne-Schiff: Psychologe sieht "sehr belastende Situation"
Sie müssen auf der "Diamond Princess" ausharren – wegen des Coronavirus. Ein Experte erklärt, was die Isolation mit den Tausenden Menschen dort machen kann.
Seit Tagen sind Tausende Menschen wegen des Coronavirus auf dem Kreuzfahrtschiff "Diamond Princess" gefangen – das kann für die Psyche sehr anstrengend sein. "Man kann davon ausgehen, dass das für einen Teil momentan eine sehr, sehr, sehr belastende Situation darstellt", sagte Florian Stoeck, Notfallpsychologe bei der Bremer Polizei. Allerdings könne man das nicht für alle Menschen sagen – das Empfinden einer solchen Situation sei sehr subjektiv.
Die "Diamond Princess" ist im japanischen Yokohama unter Quarantäne gestellt, rund 3.600 Passagiere und Crewmitglieder dürfen sie nicht verlassen. Bis Donnerstagmorgen wurde bei mehr als 210 Passagieren das Virus Sars-CoV-2 nachgewiesen. Wie viele es tatsächlich sind, ist unbekannt. Die Quarantäne gilt noch bis mindestens bis zum 19. Februar. Menschen mit nachgewiesener Infektion werden in Kliniken gebracht.
Längere Isolation kann zu schweren Schäden führen
Viele Passagiere müssen in Innenkabinen ohne Fenster und Balkon ausharren. Dieser Entzug von Sinnesreizen und Kontakten könne hoch belastend sein, sagte Stoeck. Fachleute sprechen von Deprivation. Aus der Forschung sei bekannt, dass eine solche Isolation über einen längeren Zeitraum zu schweren Schäden führen kann, im Extremfall sogar bis zum Tod.
Bei den Menschen auf der "Diamond Princess" komme noch eine große Ungewissheit hinzu. "Wie bedrohlich ist die Gesamtsituation? Bin ich vielleicht auch krank?" Das seien Fragen, die sich Passagiere und Crewmitglieder vermutlich stellten, sagte der Psychologe. Ebenso, ob das eigene Leben gefährdet sei. Daneben würden vermutlich etwa Fragen zur Rückreise, möglicherweise notwendigen Flugumbuchungen und dadurch entstehende finanzielle Sorgen die Menschen beschäftigen.
Psychologen vor Ort könnten nun vor allem mit Gesprächen helfen. Wichtig sei, für Transparenz zu sorgen und darüber aufzuklären, wie gefährlich die Situation tatsächlich ist. Für akute Probleme wie etwa Panikattacken durch Platzangst könnten gemeinsam Lösungsansätze erarbeitet werden. Unter anderem durch Atemübungen und Ablenkungsstrategien könnten die Leute unterstützt werden.
- Nachrichtenagentur dpa