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Wetter: Minus 30 Grad: Als die DDR beinahe einfror


Rekordwinter vor 30 Jahren
Minus 30 Grad: Als die DDR beinahe einfror

dpa, Von Gudrun Janicke

07.01.2017Lesedauer: 3 Min.
Beim Kälteeinbruch im Januar 1987 in Leipzig bemühen sich Mitarbeiter der Deutschen Reichsbahn, die eingeschneiten Güterwagen wieder fahrbereit zu machen.Vergrößern des Bildes
Beim Kälteeinbruch im Januar 1987 in Leipzig bemühen sich Mitarbeiter der Deutschen Reichsbahn, die eingeschneiten Güterwagen wieder fahrbereit zu machen. (Quelle: dpa-bilder)

Minus 30 Grad. Vor 30 Jahren hatte "General Winter" die DDR fest im Griff. Tausende Mitarbeiter aus sozialistischen Betrieben wurden abgeordnet mit einer Aufgabe: Schnee schippen und Eis hacken.

Tief "Axel" macht in Deutschland mit eisigen Sturmböen derzeit Schlagzeilen. Zweistellige Minusgrade werden erwartet. Das Wetter weckt im Osten Erinnerungen an den Januar 1987. Nach einem Temperatursturz innerhalb weniger Tage auf minus 30 Grad stand die DDR nicht nur politisch am Abgrund. Einige Szenen aus jenem Rekordwinter vor 30 Jahren:

Ausgangspunkt

Das Jahr 1987 startete mit starkem Regen. Im Thüringer Wald fielen innerhalb von 24 Stunden 60 Liter, im Harz 30. Die Pegelstände stiegen. Dann schneite es ab 4. Januar. Und die Temperaturen sanken auf Werte, die seitdem nicht wieder erreicht wurden, wie Thomas Hein vom Deutschen Wetterdienst in Leipzig sagt. In Gardelegen bei Magdeburg wurden minus 28,1 Grad gemessen, in Görlitz minus 27,5 Grad und in Erfurt minus 24,4 Grad. Bereits gute zehn Jahre früher - im Winter 1978/79 - herrschten schon einmal Temperaturen um minus 20 Grad. Trotz der Erfahrungen kam es erneut zu einer Energiekrise.

Alltag

In den Bezirken Schwerin, Potsdam und Magdeburg war die Energieversorgung gestört. Tausende Haushalte hatten zeitweise keinen Strom, Wohnungen in Plattenbauten blieben kalt. Mieter mit Ofenheizung hatten Glück - wenn sie rechtzeitig Kohle eingekellert hatten. Überall wurden Vorkehrungen getroffen, um Kinder und ältere Menschen zu versorgen. Auch damals noch zum Stadtbild gehörende freistehende Münzfernsprecher waren gestört.

Bahn

Vereiste Schienen und Bahnweichen, zu tonnenschweren Blöcken zusammengefrorene Braunkohle: Die Energieversorgung in der damaligen DDR brach zusammen. Waggons mit Braunkohle zur Versorgung der Kraftwerke blieben auf der Strecke. Signalanlagen funktionierten nicht. Auch im Bahn-Transitverkehr Richtung Westen kam es zu Verspätungen.

Betriebe

Bänder standen still; die Stromversorgung musste gedrosselt werden. Beispiel aus einem Potsdamer Chemiebetrieb: Dort fror ein Reglerventil ein. Der Produktionsausfall lag bei rund 440.000 DDR-Mark.

Kohle

Die Arbeiter in der ehemaligen Brikettfabrik Knappenrode südöstlich von Hoyerswerda - in der DDR die größte Anlage in der Lausitz - hatten mit festgefrorener Kohle zu kämpfen. Der wenige Brennstoff, der noch aus den Tagebauen ankam, fror in den Waggons fest. "Wir haben die Kohle lose gesprengt", erinnert sich Fabrikmitarbeiter Frank Arnold. Mit der Kohle wurde dafür gesorgt, dass zumindest wichtige Maschinen nicht einfroren und dadurch beschädigt wurden. Die Produktion allerdings war stillgelegt. In die Braunkohletagebaue waren auch Soldaten der DDR-Volksarmee, Polizisten, Stasi-Mitarbeiter und Studenten abkommandiert. Kohle wurde mit dem Presslufthammer von den Bandanlagen gehackt.

Straßenverkehr

Bei Neuschnee von bis zu 40 Zentimer und Schneeverwehungen waren beispielsweise mehrere Fernstraßen im damaligen DDR-Bezirk Karl-Marx-Stadt unpassierbar. 20 Landstraßen mussten im Bezirk Erfurt gesperrt werden.

Schifffahrt

Hafenkapitän Gisbert Ruhnke erinnert sich genau: Das Eis war bis zu 15 Zentimeter dick im Hafenbecken des Überseehafens. "Aber wir haben Schlepper eingesetzt und das Eis gebrochen", sagt er. Denn die Ostsee war im Gegensatz zu 1978/79 noch frei.

Sozialismus

Der Humor blieb trotz Schnee und Kälte nicht auf der Strecke. Ein geflügeltes Wort machte auch in diesen Zeiten die Runde: "Die vier größten Feinde des Sozialismus: Frühling, Sommer, Herbst und Winter" - also egal wie das Wetter war - ein Schuldiger für die Misere in der sozialistischen Wirtschaft und Landwirtschaft war so immer schnell gefunden.

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