Hochwasser in Brandenburg Höchste Alarmstufe an der Oder - und die Deiche halten
Das Hochwasser der Oder bedrängt die Deiche, und das wohl auch noch länger. Dennoch scheint die Geschichte gut auszugehen. Die Pegel steigen mittlerweile langsamer und werden wohl unter den Höchstmarken von 1997 bleiben. "Wenn wir 6,50 Meter erreichen, dann wäre das schon viel", sagte Matthias Freude, der Präsident des Landesumweltamtes in Brandenburg.
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"Das wäre etwa ein halber Meter weniger als 1997. Und damals gab es den Deich noch nicht. Da stand das Wasser um diese Zeit schon zwischen den Häusern", so Freude. Am Pegel Ratzdorf, wo bereits am Mittwoch die höchste Alarmstufe vier ausgerufen wurde, soll das Hochwasser am Abend oder in der Nacht seinen Höchststand erreichen.
Windeln für die Deiche
Der Pegelstand werde dann voraussichtlich zwei bis drei, eventuell auch vier Tage stehenbleiben. "Wir kriegen eine ganze Weile sehr hohe Wasserstände", sagte Freude. Viele Deiche seien aber inzwischen mit einem sogenannten Flächenfilter versehen. Er sauge das Wasser ähnlich wie eine Windel auf. So wird der Deich davor geschützt, durchzuweichen und instabil zu werden.
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Politiker recht entspannt
Auch Brandenburgs Politiker sehen die Situation recht entspannt. Ministerpräsident Matthias Platzeck sagte: "Alle Vorkehrungen sind getroffen, damit Menschenleben, Hab und Gut geschützt werden." Das Land habe aus der Katastrophe von 1997 gelernt, sagte Umweltministerin Anita Tack. Nach dem verheerenden Hochwasser in jenem Jahr waren rund 90 Prozent der rund 170 Kilometer Oderdeiche in Brandenburg saniert worden.
Kritische Abschnitte werden "dichtgemacht"
Einige kritische Abschnitte gibt es gleichwohl auch heute noch. 15.000 Säcke verbauten Helfer allein an einem bislang unsanierten Deichabschnitt in der Neuzeller Niederung. In Brieskow-Finkenheerd wird an der Sicherung einer noch bestehenden Deichbaustelle gearbeitet. "Hier wird dichtgemacht", sagte Freude.
Deichläufer pausenlos im Einsatz
Je länger das Wasser an den unsanierten Stellen am Deich steht, desto wahrscheinlicher werden allerdings Einbrüche und Sickerstellen. Im schlimmsten Fall kann sich ein solcher Erdwall wie ein Schwamm vollsaugen, wegbrechen und komplett auflösen. Jeder noch so kleine Schaden wird deshalb von den Deichläufern, die derzeit rund um die Uhr im Einsatz sind, gemeldet. Helfer bessern die Stelle dann sofort aus.
Frankfurt erwartet Alarmstufe vier
Im flussabwärts gelegenen Frankfurt stieg das Wasser bei der zweithöchsten Alarmstufe drei am Nachmittag noch mit drei bis vier Zentimeter pro Stunde an. Dort werden am Freitag der Maximalpegel sowie Alarmstufe vier erwartet.
Sinkende Wasserstände in Polen
Da in Polen der Wasserstand bereits wieder sinke, sei die Situation aber nicht so dramatisch wie 1997, sagte Innenminister Rainer Speer im Inforadio des RBB. "Wir werden einen hohen Wasserscheitel haben, aber die Deiche werden nicht so stark beansprucht wie 1997."
1997 brach der Deich
Bei der Flut 1997 war am 23. Juli der erste Deich gebrochen. Hunderte Kubikmeter Wasser pro Sekunde waren in die Ziltendorfer Niederung geströmt. Bis Anfang August mühten sich 45.000 Helfer, die aufgeweichten Deiche mit Millionen von Sandsäcken zu sichern.
Kaum Schäden an der polnischen Grenze
Die polnischen Deiche nahe der deutschen Grenze halten das Oderwasser ebenfalls im Zaum. Im grenznahen Bezirk Lubuskie habe der Fluss bisher kaum Schäden angerichtet, sagte Polens Innenminister Jerzy Miller in Warschau. Lediglich Brachland und Wiesen wurden überflutet. In Krosno Odrzanskie rund 20 Kilometer vor der deutschen Grenze standen mehrere Straßen unter Wasser.
Hochwasserscheitel werden nicht zusammenfließen
Als weiter schwierig bezeichnete Miller die Lage an der Warthe, einem Nebenfluss der Oder. Die Scheitel beider Flüsse würden aber glücklicherweise nicht aufeinandertreffen - und sich somit auch nicht zu katastrophalen Pegeln aufsummieren. "Das ist eine gute Nachricht." Die Warthe mündet bei Küstrin nördlich von Frankfurt in die Oder.
Quelle: dpa, AFP