Tödlicher Angriff in Bad Oeynhausen Anwalt: "Wie die Aasgeier" auf Mandanten gestürzt
Erstmals nach dem Tod eines 20-Jährigen in Bad Oeynhausen hat sich der Anwalt des Verdächtigen gemeldet. Er sieht die Lage noch unklar.
Fünf Wochen nachdem der 20-jährige Philippos T. nach der Abiturfeier seiner Schwester in Bad Oyenhausen zu Tode geprügelt worden war, hat sich der Anwalt des mutmaßlichen Täters zu Wort gemeldet. Burkhard Benecken vertritt einen 18 Jahre alten Syrer, der derzeit in Untersuchungshaft sitzt.
Der Beschuldigte soll den jungen Mann in der Nacht zum 23. Juni unvermittelt attackiert, auf dessen Kopf eingeschlagen und eingetreten haben, sodass dieser später starb. Den Ermittlern zufolge war der mutmaßliche Täter vorher durch Gewalt-, Eigentums- und Betäubungsmitteldelikte aufgefallen, aber nicht vorbestraft.
Anwalt: Zeugen waren alle hochgradig alkoholisiert
Jetzt hat sein Anwalt gegenüber dem "Focus" von einem "diffusen Bild" über die Tat gesprochen, das sich aus den Ermittlungsakten ergebe. So hätten viele Zeugen von einem Schlag gegen das Opfer gesprochen und nur einer von mehreren Schlägen. Die Verlässlichkeit der Zeugen stehe auch in Frage. "Das Problem sehe ich vor allen Dingen darin, dass die Zeugen alle hochgradig alkoholisiert waren. Solche Zeugenaussagen sind naturgemäß mit größerer Vorsicht zu genießen", sagte Benecken dem Magazin. Die Dunkelheit habe es auch nicht einfacher gemacht, sich ein authentisches Bild des Geschehens zu machen.
Nach Angaben des Anwalts sei ein "blöder Wortwechsel" der Auslöser gewesen. Die Situation sei dann eskaliert, es habe Schläge gegeben, auch unter anderen Beteiligten. Bundesweit hatte der Fall auch für Aufmerksamkeit gesorgt, weil er die Diskussion um Ausländerkriminalität und Integration wieder angefacht hatte. Benecken sieht zwar einen Bedarf dafür, sich besser aufzustellen. "Was mich allerdings sehr nachdenklich stimmt, ist die Art und Weise, wie manche Politiker gerade aus der Rechts-außen-Ecke den tragischen Todesfall aus Bad Oeynhausen für ihre Zwecke auszuschlachten versuchen", sagte er.
Anwalt räumt Gerichtsverwarnung gegen Mandanten ein
Sie würden sich "wie die Aasgeier" auf seinen Mandanten stürzen, nur weil er syrischer Herkunft sei. "Dass mein Mandant ein völlig sauberes Führungszeugnis hat, wird in der Debatte gern unterschlagen", merkte er an. Benecken räumte aber ein, dass es Geldstrafen und eine gerichtliche Verwarnung gegen den 18-Jährigen gegeben habe.
Nach dem tragischen Tod des 20-Jährigen forderte die Union ein sofortiges Handeln der Bundesregierung gegen Gewaltverbrechen. Unionsfraktionschef Friedrich Merz appellierte im Bundestag: "Hören Sie endlich auf, die Probleme in unserem Land zu beschönigen. Wir müssen jetzt endlich etwas tun", sagte er und warnte vor einer Zerstörung der "Grundlagen unseres gedeihlichen Zusammenlebens".
- focus.de: "Tödlicher Angriff in Bad Oeynhausen „Zeugen stark alkoholisiert" - nun spricht Anwalt des mutmaßlichen Totschlägers"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa